Weniger Nachkommen, mehr Profis

Zwingende Logik: mit kleineren Familien sinkt das Potenzial an Menschen, die ihre Eltern und Verwandten im Alter selbst betreuen und unterstützen können. Der Bedarf an Pflege- und Betreuungsprofis steigt stark.

Dass der Anteil älterer und hochaltriger Menschen in unserer Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten wächst, ist mittlerweile Allgemeinwissen. Das trifft allerdings weniger auf das Bewusstsein zu, dass diese Veränderungen zu erheblichem Handlungsbedarf führen.

Deutlich veränderte Familienstrukturen
Noch vor wenigen Jahrzehnten waren kinderreiche Familien häufig anzutreffen. Ende 2015 hatten mehr als die Hälfte der über 80-Jährigen mindestens drei Kinder. Bei den 50- bis 59-Jährigen hingegen hatten rund 50% ein Kind oder zwei Kinder und mehr als ein Fünftel war sogar kinderlos. Im Gleichschritt mit der zunehmenden Anzahl pflege- und betreuungsbedürftiger Menschen sinkt also auch das Potenzial an innerfamiliärer Betreuung. Verstärkt wird dieser Effekt unter anderem durch eine steigende Frauenerwerbsquote oder durch höhere Mobilität. Wenn das einzige Kind nicht mehr in der Nähe der Eltern lebt, ist persönliche Unterstützung im Alltag kaum noch möglich.

Entsprechend stark steigt der Bedarf an Fachpersonal, insbesondere wenn wir die hohe Qualität von Pflege und Betreuung auch für zukünftige Altersgenerationen erhalten möchten. Dabei ist zentral, dass wir erstens ausreichend Personal ausbilden, und diese Fachpersonen dann auch im Beruf bleiben. 2018 kamen zudem 44% der Angestellten der liechtensteinischen Institutionen (Liechtensteinische Alters- und Krankenhilfe LAK, Familienhilfe Liechtenstein, Lebenshilfe Balzers) aus dem Ausland. Deshalb ist es zweitens wichtig, dass diese Institutionen als Arbeitgeber auf dem regionalen Arbeitsmarkt konkurrenzfähig und attraktiv bleiben. Aber das ist kein Selbstläufer. Die in der Schweiz im November 2021 an der Urne angenommene Pflegeinitiative wird die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen mittelfristig verbessern. Liechtenstein ist gut beraten, diesbezüglich nicht ins Hintertreffen zu geraten.

Einen wesentlichen Beitrag zur Alltagsbewältigung älterer Menschen können auch private Freiwilligenorganisationen wie beispielsweise Zeitpolster in Liechtenstein leisten. Mehr dazu lesen sie auch in unserer Publikation «Fachkräfte und Freiwillige – Wer pflegt und betreut uns im Alter?».

Was diese Entwicklung für die hiesigen Arbeitgeber bedeutet, analysieren wir im Januar 2022 in einem Podcast mit Barbara Frommelt, Geschäftsführerin der Familienhilfe Liechtenstein und Thomas Riegger, Geschäftsführer der LAK.

Mit diesem letzten Newsletter im 2021 wünschen wir Ihnen und Ihren Lieben von Herzen frohe Weihnachten und gute Gesundheit. Wir freuen uns auf den Austausch auch im kommenden Jahr und bedanken uns sehr herzlich für Ihr Interesse an unserer Arbeit.