Sportchirurg Dr. Christian Schenk im Gespräch: Freiheit = Verantwortung

Wie immer ein inspirierender Gesprächspartner: Der im vorarlbergerischen Schruns tätige Vollblutchirurg Dr. Christian Schenk.

Die lie:zeit zu Gast beim renommierten Sportchirurgen Dr. Christian Schenk in seinem Sanatorium im vorarlbergerischen Schruns. Ein Gespräch über seinen persönlichen Umgang mit Corona, seine Grenzerfahrung Herzinfarkt und über die anstehende Wintersaison, in der sein Sohn Philip (28) als Chirurg im Sanatorium einsteigen wird.  

Herr Dr. Schenk, unser letztes Gespräch fand vor zwei Jahren statt. Mit Corona verband unsereins damals noch eine mexikanische Biersorte. Zwei Jahre später hat das gleichnamige Virus vieles, wenn nicht alles auf den Kopf gestellt. Wie ist es Ihnen und Ihrem Sanatorium damit ergangen?
Dr. Schenk:
Corona war intensiv und hochinteressant zugleich. Mit unserem Medical Center in Ischgl waren wir ja von Beginn weg mittendrin, das berüchtigte «Kitzloch» ist dort unser direkter Nachbar. Wir haben uns mit dem ganzen Team erst 14 Tage in Selbstquarantäne begeben und dann mit einer eigenen Teststation wiedereröffnet. Mit verkürzten Stationszeiten sowie prä- und postoperativer Fernbehandlung per WhatsApp. Ich erinnere mich an einen Patienten mit operierter Oberschenkelfraktur, der nach knapp drei Tagen die Klinik verlassen musste. Wir gaben ihm eine Motorschiene und Anleitung mit, und er schickte uns dann regelmässig Videos, die wir ebenfalls via Bildschirm kommentierten und den Heilungsverlauf therapeutisch begleiteten. So hatten wir, abgesehen von den politischen Entscheidungen, eigentlich noch vieles gut im Griff, konnten kreative Lösungen entwickeln und haben wieder viel gelernt.

Zum Beispiel?
Wie wichtig unsere ausgebaute und derzeit in Fertigstellung begriffene «Intermediate Care Unit» ist. Eine eigenständige «Intensivstation light», die uns Flexibilität und, im Sinne einer hohen und individuellen Patientenorientierung, beste Betreuungsqualität ermöglicht. Vor allem für effizientes, Patienten nahes prä- und postoperatives Monitoring. Wie wichtig eine zentrale, direkte und klare Kommunikation sowie die ihr zu Grunde liegende Technik ist. In beides hatten wir schon vor der Pandemie investiert, beides konnte sich in dieser Krisensituation bewähren. Ausserdem haben wir ein eigenständiges Mobile Home als unabhängige Campus-Zentrale für den Hauptdienst installiert. Auch das werden wir beibehalten. Grundsätzlich erlebe ich die Corona-Zeit als eine Zeit der kollektiven Prüfung und Selbsterfahrung. Wie gehe ich mit den eigenen Gestaltungsräumen um, wie mit den mir auferlegten Grenzen? Wo sind Grenzen erweiterbar, wo nicht? Ich bin ein Freiheit liebender Mensch, war und bin mir aber auch immer der damit verbundenen Verantwortung bewusst. Wer frei sein will, muss auch verantwortlich sein können. Für sich, aber auch für die Konsequenzen, die sich aus seinem Handeln ergeben. Verweigerung und Widerstand sind auf Dauer zu wenig. Im «Prinzipmodus» können sie sogar selbst zum Gefängnis werden.  

Sprechen Sie damit auch die Impfskepsis vieler Menschen an?
Die Situation mit den noch immer viel zu vielen Impfskeptikern bereitet mir Sorgen. Es gibt keinen Grund, sich nicht impfen zu lassen. Gerade Menschen mit Grunderkrankungen haben ein wesentlich höheres Risiko, wenn sie sich ohne Impfung infizieren. Geimpft ist nicht nur das Ansteckungsrisiko deutlich geringer, sondern auch die Gefahr eines schweren Verlaufs. Ganz abgesehen von der solidarischen Verantwortung gegenüber der medizinischen Grundversorgung. Ich habe vor einem Jahr nach einem Herzinfarkt selbst schnelle, intensivmedizinische Hilfe benötigt. Eine Grenzerfahrung, die ich dank der schnellen Versorgung gut überwinden bzw. integrieren konnte. Es ist schon bedenklich, wie leichtfertig wir diese Versorgungsqualität gefährden. Wie schnell wir die Pandemie hinter uns lassen, ist schliesslich sowohl gesellschaftlich als auch individuell eine Frage des kognitiven Setups, der Lerngeschwindigkeit bzw. der Lernkurve. Ich hoffe, wir lernen in Zukunft schneller.

Wie blicken Sie auf die kommende Wintersaison? 
Dank vollständiger Erholung mit grosser Vorfreude. Mein Infarkt hat mir selbst wieder Mal eindrücklich den hohen Wert von Gesundheit, von Balance und emotionaler Stressreduktion aufgezeigt. In der Rehabilitation hat mir tägliches Tennisspiel sehr geholfen, das möchte ich beibehalten. Was das Sanatorium angeht, bin ich guter Dinge. Das Team ist bereit, und wir hoffen auf möglichst wenig Pandemie bedingte Einschränkungen. Mein Sohn Philip hat sein Medizinstudium abgeschlossen und wird als angehender Orthopäde und Unfallchirurg den Schritt vom Instrumententisch an den Operationstisch machen. Gemeinsam mit mir und unter meiner Supervision wird er sich diesen Winter seine ersten chirurgischen Sporen verdienen. Das ist schon etwas Besonderes. Und auch sonst sind wir voller Tatendrang. Wir haben in neue Computertomographen mit noch besserer Gewebedarstellung investiert und wir bauen ein mit medizinischen Simulatoren ausgestattetes Ausbildungszentrum auf. Die Beantragung zur klinischen Facharztausbildungsstelle läuft bereits. Und in Ischgl werden wir 2022 das bislang nur Erst- und Notfall versorgende Medical Center zur eigenständigen Klinik mit OP-Möglichkeiten vor Ort aufbauen. 


Dr. Christian Schenk

Geburtstag: 18.8.1953

Familie: Vier Kinder,
verheiratet mit Veronica.

Ausbildungen: Medizinstudium an der Universität Wien; ATPL-H-Lizenz für Linienverkehrspiloten.

Berufliche Laufbahn: Krankenhaus Kitzbühel; Lorenz Böhler Krankenhaus Wien; Unfallchirurgie LKH Feldkirch; Präsenzdienst als Chirurg im Golan (UN); Gegenfachausbildung Orthopädie, Marseille, New York, St. Gallen und Hohenems.

Eröffnung einer Unfallchirurgie-Praxis in Schruns (im ehemaligen Kurhotel), 1989 Errichtung des «Sanatorium Dr. Schenk». Gründung der eigenen SCHENKAIR (1999), Aufbau einer Erst- und Notfallsversorgungspraxis sowie Eröffnung von Europas höchstem Heliport auf der Id-Alpe in Ischgl (2009).

Weitere Passionen: Tennis, Golf, Hubschrauber, Oldtimer, Boote

Der Notfall als Tagesgeschäft

Auch wenn die letzte Coronavirus-Mutation Omikron nochmals vieles in Frage stellt, im Sanatorium Dr. Schenk macht man sich bereit für die anstehende Wintersaison. Es ist die Zeit mit der stärksten Auslastung in der privaten Ambulanzklinik im vorarlbergerischen Schruns, der Notfall wird zum Tagesgeschäft. Sanatoriumsgründer Dr. Christian Schenk appelliert an die Eigenverantwortung der Wintersportlerinnen und -sportler. In Bezug auf die Infektionsvorbeugung ebenso wie hinsichtlich des Unfallversicherungsschutzes. 

Bis zu 80 Patientenaufnahmen und 15, 16 Operationsstunden am Tag – so sieht er aus, der ganz normale Wintersportwahnsinn im Sanatorium Dr. Schenk. Und wenn Corona bedingt auch heuer wieder weniger Spitzen da sein werden, eine Herkulesaufgabe ist die Wintersaison für das ganze Haus und auch für den 68-jährigen Lead-Chirurgen Dr. Christian Schenk und sein OP-Team allemal. «Der Winter ist doch immer eine besondere Herausforderung für uns alle, aber wir sind routiniert und vorbereitet», so Schenk, der auch in der anstehenden Skisaison wieder viele Nächte «durchoperieren» wird. Heuer erstmals mit seinem Sohn Philip Schenk. Gerissene Bänder im Knie, zertrümmerte Schienbeinköpfe, Frakturen und Luxationen an Schulter, Hand und Beinen sind dabei die häufigsten Verletzungen, ihre schnellstmögliche Erstversorgung – bis zu 1000 Mal pro Winter – für Dr. Schenk die Voraussetzung für den besten Behandlungserfolg. Die zeitlich optimierte Rettungskette vom Berg ins Sanatorium und die damit verbundene organisatorische Infrastruktur inkl. eigener Hubschrauberflotte wurde darum bereits vor Jahrzehnten zur Chefsache erklärt. Dr. Christian Schenk selbst ist der letztverantwortliche Acoountable Manager (Betriebsleiter) der Flotte. «Der Notfall ist unser Tagesgeschäft, und wir sind dafür bestens ausgerüstet. Entscheidend ist aber, dass das Notfallprogramm auch unmittelbar aktiviert werden kann, und das liegt wiederum in der Verantwortung jedes Einzelnen, sprich in einem dem Freizeitverhalten entsprechenden Versicherungsschutz», so Dr. Schenk über die Eigenverantwortung jedes passionierten Wintersportlers. Damit auch dieser 33. Winter im Sanatorium Dr. Schenk wieder ein guter Winter sein wird, gerade auch für seine Patientinnen und Patienten und deren Glück im Unglück.

Damit nicht noch mehr passiert, wenn was passiert!
Wenn ein Unfall passiert, dann ist das medizinische Problem das erste und unmittelbare Problem. Aber nicht das einzige. Rechtliches, Familiäres und Organisatorisches gilt es abzuklären und das unter der Belastung einer dringlichen Extremsituation. Die Gefahr, dass da Fehler gemacht werden, noch mehr oder auch Folgeschäden passieren, ist gross und sie kann nur mit schneller, professioneller Hilfe minimiert werden. Keine Frage sollte in dieser Situation der Versicherungsschutz sein. Für das Schenk-Team ist klar: «Wer in seiner Freizeit private Unternehmungen mit Gefahrenpotenzial leben will – Skifahren und Snowboarden gehören da aus unserer Erfahrung dazu –, der sollte sich auch privat versichern. Nicht entsprechend versichert zu sein, wird im Unglücksfall teuer.» In den schweizerischen und liechtensteinischen Skiregionen arbeitet das Sanatorium Dr. Schenk eng mit der schweizerischen Rettungsflugwacht REGA zusammen. Die SCHENK AIR hat aber auch selbst schon Unfallopfer, zum Beispiel aus Malbun, nach Schruns ausgeflogen. 

Für weitere Informationen steht das Sanatorium Dr. Schenk gerne zur Verfügung:
www.dr-schenk.at, Notrufnummer für den Ernstfall ist 0043 664 2235555.