Ausbaubedarf der Bahninfrastruktur in Vorarlberg

Varianten für das Schienenangebot in Richtung Liechtenstein sind obsolet

Bregenz (VLK) – Im Mobilitätskonzept Vorarlberg 2019 wurde verankert, dass eine leistungsfähige Bahninfrastruktur im Rheintal und im Walgau sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr auch in Zukunft sicherzustellen ist. Nunmehr liegen die Ergebnisse einer Studie im Auftrag des Landes und der ÖBB Infrastruktur-AG vor, in welchen Bereichen im Zeithorizont 2040 Ausbaubedarf vorliegt, und in welchem Ausmaß eine langfristige Flächensicherung erfolgen soll. „Kernpunkte sind eine weitere Verdichtung des Schienenregionalverkehrs sowie Verbesserungen im Fernverkehr“, bringt es Landesrat Johannes Rauch auf den Punkt.

Verschiedene ausgearbeitete Varianten für das Schienenangebot in Richtung LIECHTENSTEIN sind allerdings nach dem Nein zur S-Bahn obsolet geworden.

Das Land Vorarlberg und die ÖBB Infrastruktur-AG haben im Herbst 2020 die ExpertInnen des Planungsbüros SMA und Partner AG (Zürich) beauftragt, im Rahmen einer Studie die Weiterentwicklung des Taktsystems im Schienenregionalverkehr unter Berücksichtigung ausreichender Systemtrassen für den Güterverkehr in verschiedenen Szenarien zu untersuchen.

  • Dabei sollen einerseits Angebotskonzepte für den Zeithorizont 2040 entwickelt werden, um eine Grundlage für den notwendigen Ausbaubedarf für das „Zielnetz 2040“ des Bundes zu erhalten.
  • Andererseits wurden Szenarien für die sehr langfristige Weiterentwicklung des Bahnangebots (2050+) betrachtet, um Aussagen für eine notwendige raumplanerische Flächensicherung zu erhalten.

Angebotskonzepte und Ausbaubedarf im Zeithorizont 2040

Für die mittelfristige Entwicklung bis zum Jahr 2040 wurden etwa zehn Varianten von Angebotskonzepten entwickelt, die weitere Verdichtung des Schienenregionalverkehrs (innerhalb Vorarlbergs sowie grenzüberschreitend) sowie Verbesserungen im Fernverkehr vorsehen, berichtet der Landesrat. Zudem sollen für die angestrebte Stärkung des Schienengüterverkehrs ausreichend Systemtrassen für den Güterverkehr berücksichtigt werden, auch für eine zukünftig verbesserte Bedienbarkeit von Anschlussbahnen und Güterterminals.

Fokussierung auf zwei Varianten

Weiterverfolgt werden für den Zeithorizont 2040 noch zwei Varianten. Diese zeichnen sich aus durch:

  • eine beschleunigte Lage des Fernverkehrs im Rheintal. Vorteil:
  • Fahrzeitgewinn für Fernverkehrsfahrgäste nach Dornbirn und Bregenz
  • Attraktive Umstiegsmöglichkeit vom Fernverkehr auf den Regionalverkehr der Line S3 Richtung Rheindelta und Schweiz
  • die Weiterführung der S3 über Bregenz hinaus bis Lindau.
  • Vorteil:

–    Direktverbindung Schweiz, Lustenau, Hard, Lauterach nach Lochau/Lindau

–    Möglichkeit der Bedienung von zwei seitens Bayern avisierten zusätzlichen   Halten (Zech und Gewerbegebiet) zwischen Lochau und Lindau

  • die Verdichtung des REX Bludenz-Bregenz auf einen Halbstundentakt (heute Stundentakt) mit stündlicher Durchbindungsmöglichkeit Richtung Friedrichshafen
  • eine systematische Führung von Direktzügen von Frastanz oder Feldkirch nach St. Margrethen (je nach Variante: im Stunden- oder Halbstundentakt)
  • Angebotsverdichtung im Walgau auf bis zu sechs Verbindungen pro Stunde
  • Angebotsverdichtung im Abschnitt Feldkirch-Dornbirn auf bis zu acht Verbindungen pro Stunde; nördlich davon, bis zu zehn Verbindungen.

Drittes Gleis im unteren Rheintal, zweites
Gleis Hard-Lustenau und Lochau-Bregenz

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit in einigen Teilbereichen die Schieneninfrastruktur auszubauen (siehe auch Grafiken):

–    Zulage eines dritten Gleises von Bregenz südwärts bis Lauterach-Nord bzw. Wolfurt/Schwarzach

–    Zulage eines zweiten Gleises zwischen Hard und Lustenau sowie zwischen Lochau und Bregenz-Hafen

–    Adaptierungen in einigen Bahnhöfen

Varianten von Feldkirch in Richtung Liechtenstein sind obsolet

Für das Schienenangebot von Feldkirch in Richtung Liechtenstein und nach Buchs (CH) wurden verschiedene Annahmen in den Angebotskonzepten berücksichtigt. Die daraus resultierenden Infrastrukturmaßnahmen sind aber aufgrund des negativen Votums des Fürstentums Liechtenstein aus dem Jahr 2020 derzeit obsolet, für eine mittelfristige Weiterentwicklung auf dieser Strecke wird das Land Vorarlberg den Dialog mit den Verantwortlichen des Fürstentums Liechtenstein suchen.

Angebotsszenarien 2050+ und dafür notwendige raumplanerische Flächensicherung

Neben diesen Angebotskonzepten bis 2040 hat das schweizerische Fachbüro SMA im Rahmen der Studie auch sehr langfristige und ambitionierte Angebotskonzepte sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr in verschiedenen Varianten für den Zeithorizont 2050+ ausgearbeitet. „Auf deren Basis sollen Aussagen für das erforderliche Ausmaß der Flächensicherung im Bereich der bestehenden Bahninfrastruktur erhalten werden, um den Spielraum für die Weiterentwicklung der Bahninfrastruktur für künftige Generationen zu erhalten“, informiert Landesrat Rauch.

Insgesamt wurden 3 Szenarien für Angebotskonzepte im Jahre 2050 bzw. darüber hinaus entwickelt, die eine weitere Verdichtung im Fern- und Regionalverkehr vorsehen, Güterverkehrstrassen berücksichtigen, und auch mögliche Zukunftsprojekte wie z.B. einen Wälderexpress von Dornbirn-Wallenmahd nach Bersbuch und Egg/Mellau mit bedenken.

Als Ergebnis dieser langfristigen Betrachtung lässt sich zusammenfassen, dass je nach dem zugrunde gelegten Szenario für große Teilbereiche der Bahnstrecke im Rheintal zwischen Bregenz und Feldkirch ein 3. und 4. Gleis eine notwendige Voraussetzung wäre. Ebenfalls ist eine Flächenvorsorge für ein 2. Gleis von Bregenz – Hafen in Richtung Deutschland und in Teilbereichen der Strecke von Feldkirch in Richtung Buchs zu treffen. Schließlich hätten diese langfristigen Szenarien auch Auswirkungen auf einige Bahnhöfe in Form von zusätzlichen Bahnsteigen.

Im Sinne einer vorsorglichen Planung wird es deshalb notwendig sein, insbesondere für den Bereich zwischen Bregenz und Feldkirch eine raumplanerische Flächensicherung entlang der bestehenden Bahnlinie für die Weiterentwicklung des Systems Bahn für zukünftige Generationen vorzunehmen, sagt Landesrat Rauch.

Der finale Endbericht zur Studie der SMA + Partner AG wird bis Anfang des Jahres 2022 vorliegen.