«Echte kleine Kunstwerke» im Landesmuseum

Geniessen die Vernissage: Museumsdirektor Rainer Vollkommer, Caroline Hilty, Kulturminister Manuel Frick, und den stellvertretende Direktor des Landesmuseums, Donat Büchel (v. l.).

Liechtenstein ist für den Direktor des Landesmuseums, Rainer Vollkommer, das «Königreich» der Briefmarken. Eine der Prinzessinnen dieses Reichs ist sicherlich Regina Marxer, um beim Bild zu bleiben. Im Jahr ihres 70. Geburtstags stellt das Landesmuseum ihre Marken und unbekannte Entwürfe vor.

Was war für Sie der Auslöser für die Ausstellung «Regina Marxer als Briefmarkengestalterin» und was erwartet die Gäste?
Rainer Vollkommer: Schon länger wollten wir in unserer Serie zu Briefmarkengestalterinnen und -gestaltern auch eine Briefmarkengestalterin präsentieren. Durch Corona hat sich dies dann zeitlich verschoben. Es war aber schon klar länger für uns, dass wir zunächst die erste liechtensteinische Gestalterin von liechtensteinischen Briefmarken würdigen wollten. Und so hat es sich gefügt, dass die Ausstellung dieses Jahr, in dem Regina Marxer Ihren 70. Geburtstag feiert, gezeigt wird. Auf die Gäste warten in dieser Ausstellung alle Entwürfe von Briefmarken, die sie gefertigt hat.

Inwiefern ist Regina Marxer für Sie eine Pionierin der Liechtensteiner Künstlerszene und wie wird die Ausstellung dem gerecht?
Sie ist eine Pionierin, weil sie als erste Liechtensteinerin eine liechtensteinische Briefmarke gestaltet hat. Diese Briefmarke zum 30-Jahr-Jubiläum des Roten Kreuzes war so gelungen, dass sie noch öfters sehr beliebte liechtensteinische Marken gestaltet hat. Sie ebnete damit sicherlich auch den Weg für weitere Briefmarkengestalterinnen. 

Wie würden Sie die Kunst von Regina Marxer in zwei bis drei Sätzen skizzieren?
Regina Marxer hat sich in ihren Werken sehr intensiv mit den Themen beschäftigt, die dann umgesetzt wurden. Ihre tiefgründige Auseinandersetzung eröffnete damit auch vielfältige Interpretationen, in denen Regina Marxer vor allem gesellschaftlich relevante Themen der Zeit aufgegriffen hat, die mittlerweile auch wichtige Zeitdokumente geworden sind.

Welches ist Ihr Lieblingsstück unter den rund 30 Liechtensteiner Briefmarken, welche die Künstlerin entworfen hat und warum gerade dieses?
Das ist ganz schwierig, weil mir sehr viele Ihrer Briefmarken sehr gut gefallen. Als Serie mit interessantem Aussagegehalt sehe ich die sogenannten Grussmarken von 1994. Am meisten gefällt mir in dieser Reihe die Darstellung «Danke», um an Briefe zu erinnern, in denen man sich für etwas bedankt. Regina Marxer hat ihren eigenen Hund ausgewählt, der dem Empfänger einen Blumenstrauss bringt. 

Die Briefmarken von Regina Marxer hatten die meisten Liechtensteiner schon einmal in den Händen – oft wohl auch unbewusst. Die nicht umgesetzten Entwürfe sind hingegen kaum jemandem bekannt. Welche unbekannte Seite der Künstlerin zeigen diese Entwürfe?
Gerade die Entwürfe zeigen, wie intensiv sich Regina Marxer mit den Themen auseinandergesetzt und immer andere Techniken angewendet hat. Man erkennt daraus, dass jedes Detail seine Geschichte hat. Sehr interessant ist dabei, wie je nach dem dann der letzte Entwurf noch als Briefmarke umgesetzt wurde. Daran kann man sehen, dass ein starkes Ringen mit Farbe, Technik, Darstellung und Schrift stattgefunden hat. 

Was erhoffen Sie sich von der Ausstellung?
Diese Ausstellung ermöglicht bestens den Vergleich des Entwurfs mit der Umsetzung zu einer Briefmarke. Wenn man sich genügend Zeit für eine detektivische Beobachtung gönnt, erhält man einen geschärften Blick für das kleinste Detail und lernt damit vielleicht erst richtig zu schätzen, dass die Liechtensteiner Briefmarken echte kleine Kunstwerke sind. Man kann dann vielleicht verstehen, warum Liechtenstein als das «Königreich der Briefmarken» gilt und es kein anderes Land auf der Welt gibt, in dem Briefmarken seit über hundert Jahren von Künstlerinnen und Künstlern gestaltet worden sind. Darauf kann man sehr stolz sein.