Bündner Musiker*innen vertonen Gedichte über das Leben von Indigenen in Kanada. Ergänzend befindet sich auf dem Theaterplatz eine täglichgeöffnete Installation, die einen vertieften Einblick in diese Welt ermöglicht.
Die interkontinentale Spoken-Word-Installation mit Menschen der Cree First Nation Albany Fort (CAN), dem Bündner Musikerkollektiv baM (Simon Ambühl, Simon Jäger, Daniel Seiler, Mattias Zindel) und dem Historiker Manuel Menrath erzählt vom Leben im Einklang mit der Natur und vom Land der Ahnen. Mit seinen Texten vermittelt der ehemalige Cree-Chief Mike Metatawabin indigene Wirklichkeit, die der kanadischenDominanzgesellschaft und der restlichen Welt verborgen bleiben. Einfühlsam beleuchtet er Alltagsprobleme der Indigenen, verknüpft diese mit autobiografischen Erlebnissen und schildert, was das Land für die First Nations bedeutet, und wie untrennbar es mit ihrem Identitätsverständnisverbunden ist. In «Songs of the Land» erzählen indigene Stimmen aus dem Land, das wir heute Kanada nennen, ihre Geschichte: von ihrer Kultur, die geprägt ist vom Leben in und mit der Natur; von der systematischen Verdrängung, Enteignung und Verfolgung durch europäische Siedler; von der Zwangsassimilierung indigener Kinder, die ihren Eltern entrissen wurden, um in von der christlichen Kirchen geführten «Residential Schools» (die letzte wurde 1996 geschlossen) umerzogen zu werden, wo sie täglich seelischem und physischem Missbrauch ausgesetzt waren; von einem transgenerationellen Trauma, das die indigene Gesellschaft Kanadas bis heute tief erschüttert: Das Leben vieler Menschen in Kanadas Reservaten ist geprägt von Arbeitslosigkeit, einer enorm hohen Suizidrate unter Kindern und Jugendlichen, Alkohol- und Drogenmissbrauch und sichwiederholender Gewalt.
Die internationale Berichterstattung über die entdeckten anonymen Gräber indigener Kinder auf den Geländen ehemaliger kanadischer Residential Schools und Internaten sorgt aktuell weltweit für Entsetzen und rückt das nur wenigen bekannte Ausmass europäischerKolonialpolitik ins Bewusstsein.
Von Mai bis August 2021 wurden in Nordamerika – mithilfe eines von der indigenen Archäologin Kisha Supernant entwickelten Bodenradargeräts – 5296 unmarkierte Gräber in über 130 ehemaligen Schulen gefunden. Und es wird weitergesucht – mehrere hundert Schulen in Kanada und denUSA stehen noch aus.
«Every child matters», «Still counting», «You are not forgotten» oder «Bring our children home» sind die Forderungen auf den sozialen Netzwerken,die oft als einziges und wichtigstes Sprachrohr für die Anliegen der indigenen Bevölkerung Kanadas fungieren.
Mike Metatawabin verarbeitete sein eigenes Leben in einer Residential School und in einem abgelegenen Reservat im Norden Kanadas sein Leben lang in Gedichten. «Songs of the Land» versucht mit Metatawabins eindrücklichen Texten und mit der Kraft der Musik den Ungehörten eine Stimmezu geben und ihre unerzählte Geschichte sichtbar zu machen.