«Die Rolle der Jugend ist, Diskussionsbeiträge zu liefern»

Johannes Kaiser, Landtagsabgeordneter, im Gespräch mit dem engagierten und initiativen Anton Beck (24) aus Triesenberg.

Anton Beck aus Triesenberg ist 24 Jahre jung und arbeitet als Kulturredakteur bei der Wochenzeitung «Die Weltwoche», er schreibt nebenbei literarische Texte und ist derzeit an seiner Masterarbeit in deutscher und skandinavischer Literatur. Zu seinen Hobbys zählt der Sport, am liebsten joggt er und spielt Tennis. Mit ihm zu diskutieren ist sehr spannend, und so haben wir uns über diverse Themen unterhalten.

Du hast jüngst den Vorsitz der Jungen FBP übernommen. Wie gehst du diese Aufgabe an und wie motivierst du junge Leute für politische Themen?
Anton Beck:
Genau, die Junge FBP hat einen neuen Vorstand. Durch Filme, Podcasts etc. wollen wir junge Leute darüber informieren, was politisch gerade los ist und als Scharnier zwischen Politik und Jugend deren Anliegen Gewicht verleihen. 

Die Jugendlichen lassen sich nicht gerne ein politisches Etikett anhängen. Politik ist für sie nicht das Gleiche wie für die mittleren und älteren Generationen. Wie ist das Weltbild der Jugend?
Ich glaube nicht, dass sich «die Jugendlichen» als Gruppierung fassen lassen. Auch bei jungen Leuten gibt es allerlei Weltbilder. Als Junge FBP versuchen wir vor allem, für liberal und fortschrittlich denkende Jugendliche eine Anlaufstelle zu sein. 

Umwelt, Klimawandel und verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen sind Themen, die für die Zukunftsgestaltung der nächsten Generationen von entscheidender Bedeutung sind. Müsste die Jugend in die Entscheidungsfindung dazu nicht stärker einbezogen werden?
Ich finde nicht, dass die Jugend zu wenig einbezogen wird. Wer sich bei uns im Land politisch einbringen will, hat dazu mehrere Möglichkeiten – nicht zuletzt auch durch den Eintritt in eine Jungpartei. Wie wir mit der Klimakrise umgehen, wird ebenfalls schon breit diskutiert. Wesentlich erscheint mir, dass wir dabei realistische Ziele benennen und anpeilen, anstatt Utopien zu fordern. 

Wie können die Politikerinnen und Politiker auf Landes- und Gemeindeebene der Jugend eine stärkere Stimme geben? Ist die Senkung des Wahlalters auf 16 ein Mosaikstein dazu?
Wie gesagt, haben die Jungen bei uns schon viele Möglichkeiten, um sich einzubringen. Die Parteien verschliessen sich da ja nicht. Auch mit uns von der Jungen FBP kann jede und jeder leicht in Kontakt treten. Zum Beispiel über unsere Social-Media-Kanäle oder, wenn es denn wieder machbar ist, bei Veranstaltungen. Die Option ist also da, es ist dann die Hohlschuld der Jugend, sie wahrzunehmen, und das ist an kein Alter gebunden. 

Wenn das Wahlalter in einer ersten Phase nur auf Gemeindeebene eingeführt würde?
Grundsätzlich bin ich dafür, Dinge umzusetzen, anstatt sie zu verhindern. Bei der Diskussion ums Wahlalter 16 kommt mir allerdings zu kurz, dass politische Partizipation nicht nur darin besteht, wählen zu gehen, sondern verschiedenste Formen hat. Podiumsdiskussionen besuchen, Leserbriefe schreiben oder einen Protest auf die Beine stellen, kann man in jedem Alter. 

Welchen gesellschaftspolitischen Themen sollte sich die Politik deines Erachtens dringend mehr annehmen? Wo erwartest du mehr Mut von den Volksvertretern?
Die wichtigsten Themen für Liechtenstein werden bereits diskutiert. Sei es die Frage nach dem Umgang mit den Casinos, das Mobilitätskonzept oder die langfristigen Auswirkungen der Pandemie. Die Volksvertreterinnen und -vertreter und auch die Regierung sind sich dieser Themen auch bewusst. Ich sehe die Rolle der Jugend nicht nur darin, anzuklagen, sondern Diskussionsbeiträge zu liefern. Ein Aspekt, der mich berufsbedingt sehr interessiert, ist die Frage, wie sich die Medienlandschaft in Liechtenstein entwickeln wird. Ich glaube, dort wird es in den nächsten Jahrzehnten zu grösseren Verschiebungen kommen – und das sollten wir rechtzeitig ansprechen.