Marius Matt: «Vollgas geben und der Pandemie trotzen»

Es ist eine aussergewöhnliche Erfolgsgeschichte, welche die Mundartband Megawatt aktuell erlebt. Ihr Debütalbum ist auch über ein Jahr nach der Veröffentlichung nicht mehr aus der Hitparade wegzudenken. Nach dem Gewinn des Swiss Music Awards als Best Breaking Act gab es auch noch den liechtensteinischen Anerkennungspreis Prix Kujulie obendrauf, und es scheint als würde ihre immer grösser werdende Fangemeinde auch in Zukunft dafür sorgen, dass das Rockmärchen der fünf Musiker aus der Region weitergeht.

Auch wenn in Interviews und Berichten häufig Frontmann Thomas Graf zu Wort kommt, steht dieses Mal der Mann im Hintergrund im Vordergrund. Marius Matt aus Mauren sorgt für den nötigen Drive bei Megawatt und ist auch neben seinem Engagement in der Band als Schlagzeuglehrer in Landquart und Davos tätig. Wie er den ganzen Erfolg seiner Band erlebt hat, für welchen Song er am liebsten seine Stöcke schwingt und was als nächstes bei «Megawatt» ansteht, berichtet er.

Marius Matt erinnert sich gut an seine musikalischen Anfänge: «Als Kind der 80er war es kaum möglich, sich gewissen, mittlerweile schon legendären Filmen zu entziehen. So ging es mir mit der Filmreihe ‹Police Academy›. Es gibt da diese Sequenz mit dem Einmarsch der Polizei-Marchingband, in der die Trommler mit dem Einschlagen beginnen. Als ich diese paar Takte gehört habe, war für mich sofort klar: Das will ich auch können! Gesagt, getan, war ich auch schon zum Unterricht angemeldet.» Von seinem Hobby irgendwann sogar einmal leben zu können, war für den Liechtensteiner ein Wunsch, der ihn immer begleitet hat. «Als Jugendlicher träumt man natürlich von den grossen Bühnen und eifert seinen Idolen nach.» Wie viele andere Musiker setzte auch Matt zuerst auf eine Grundausbildung. «Als ich meine Lehre als Maschinenmechaniker, heute Polymechaniker genannt, abschloss, stellte ich mir die Frage, was denn nun als nächstes kommen soll. Ich entschied mich, bei einigen Top-Schlagzeugern Unterricht zu nehmen und mich für ein Musikstudium zu bewerben. Es hat mit dem Studium geklappt, und so bin ich heute als Schlagzeuglehrer und Profischlagzeuger tätig.»

Als ich diese paar Takte gehört habe, war für mich sofort klar: Das will ich auch können! 

Marius Matt, Drummer Megawatt

Das Feuer weitergeben
«Für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen finde ich es enorm wichtig, ein Instrument zu erlernen», sagt Matt. «Gerade in der Hirnforschung gibt es einige interessante Studien über die neurologischen Auswirkungen, die sich einstellen, wenn man regelmässig an seinem Instrument übt. Vor allem dann, wenn motorische und koordinative Fähigkeiten speziell gefördert werden. Deshalb ist es für mich spannend, jeden einzelnen Schüler in seiner Entwicklung zu begleiten und zu fördern.» Die Jugendlichen für das Instrument zu begeistern und ihnen das Feuer weiterzugeben, sei für ihn eine sehr erfüllende Aufgabe. Sein Unterricht sei auf Augenhöhe mit den Schülern und nicht autoritär geprägt. «Es ist nicht wichtig, aus jedem Schüler einen Profi zu formen. Mir geht es in erster Linie darum, den Schülern den Spass an der Musik zu vermitteln. Mit den Megawatt-Songs funktioniert dies sehr gut, da viel Schüler sie unbedingt spielen möchten.»

Erfolgreich trotz Corona
Marius Matt ist eine gefragte Rhythmusmaschine in der lokalen Musikszene. Neben seiner Hauptband Megawatt hört man ihn, wenn es die Zeit zulässt, auch als Schlagzeuger von «Etta Zero», den «PussyLovers», von «Nevertheless», «Scarlette Stocker» und vielen weiteren. «Ausserdem begleite ich mit Pianist Pirmin Schädler regelmässig diverse Chöre aus der Region und spiele hin und wieder bei Musicals mit. Falls Not am Mann ist, springe ich zwischendurch auch als Aushilfe ein, wie zum Beispiel bei der Mundartband ‹RÄÄS›, den ‹FYGG› oder ‹Tess›.» Dass der Drummer aus Mauren wandelbar wie ein Chamäleon ist, war in der Ostschweizer und Liechtensteiner Musikszene längst bekannt. Doch ein Abenteuer sollte sein Leben nachhaltig verändern: Die Mundartband Megawatt. Matt erinnert sich noch genau an den Moment des ersten Kontakts zurück. «Unser Sänger, Thomas Graf, war auf der Suche nach Musikern für ‹Megawatt›. Marco Gassner war einer der Ersten, die mit im Boot waren. Er brachte dann mich für den Posten am Schlagzeug ins Spiel. Nach einem Treffen im ‹Jonny’s Lion Cave› in Trübbach und langen, interessanten Gesprächen mit Thomas und Marco sowie den ersten Hörproben der Demosongs führte eins zum andern.» Den Senkrechtstart des Debütalbums hat seine Band und ihn dann doch sehr überrascht. «Uns war allen ziemlich schnell klar, dass mit ‹Megawatt› Grossartiges passieren kann. Dass es aber, ein Jahr nach der Veröffentlichung unseres ersten Albums und der zermürbenden Corona-Pandemie, so gut laufen würde, hätten wir nicht zu träumen gewagt.»

In Krisenzeiten die lokalen Firmen unterstützen
Als Profischlagzeuger hat Marius Matt inzwischen sogar eigene Schlagzeugstöcke mit seinem Namen drauf, ein sogenanntes Signature Model. Die Zusammenarbeit mit der Stickmanufaktur Agner habe ihn total begeistert. «Ich habe immer wieder mal Agner Stöcke gespielt und dachte mir, es wäre doch cool, ein Signatur Model zu haben. Da Agner eine Schweizer Firma ist und somit die Wege sehr kurz sind, war mir sofort klar, dass ich gar kein anderes Unternehmen nach einem eigenen Model anfrage.» Er brauche den Kontakt mit echten Menschen, wenn es um Zusammenarbeit gehe. «Auch bei den Mapexdrums und den Sabian Cymbals ist es mir wichtig, dass es einen Vertrieb in der Schweiz gibt und somit die Wege kurz bleiben. So kann ich in dieser Krisenzeit hiesige Firmen unterstützen und meinen Beitrag dazu leisten. Die Firma Agner hat ausserdem meine Vorstellungen, wie der Stock sein soll, exakt umgesetzt, und ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis.» 

«Megawatt» werden aktuell mit Preisen überhäuft.

Auf keinen Fall stillstehen
Sein aktueller Favorit im Repertoire der Mundartband sei der Song «Irgendwia». «Das Feeling und der Groove dieses Liedes sind absolut meins.» Dass «Megawatt» mit ihrem Sound nicht nur den Geschmack des Trommlers, sondern auch den Nerv der breiten Öffentlichkeit getroffen hat, zeigt ein Blick in die Sozialen Medien. Dort hat sich im vergangenen Jahr eine Fanclub-Gruppe gebildet, die rasant Zuwachs erhält. Animiert dadurch, stand schnell die Idee im Raum, auch einen richtigen Fanclub in Form eines Vereins zu gründen. 

«Mein Bruder Karlheinz war und ist einer der Administratoren der FB-Gruppe. Er war die treibende Kraft und machte sich auf die Suche nach potenziellen Vorstandsmitgliedern. Als diese gefunden waren, wurde der Fanclub am 21. Januar 2021 um 21.21 Uhr mit Sitz in Mauren und mit meinem Bruder im Amt des Präsidenten gegründet.» Neben Videos, Gewinnspielen oder auch exklusiven Treffen gibt’s in diesem Jahr für die rund 1400 Anhänger des Fanclubs, sowie viele weitere Fans von handgemachtem Mundartsound bald auch neue Musik von Megawatt. Matt sagt, sie seien immer noch hungrig und hätten mächtig Bock auf Rock. «Wir wollen auf keinen Fall stillstehen! Vollgas geben und der Pandemie trotzen. Wichtig ist es, positiv zu bleiben, weshalb wir schon mitten in den Vorbereitungen für unser zweites Album sind. Auch sonst werden wir uns den Kopf zerbrechen, um unseren Fans immer wieder Neues bieten zu können, damit etwas Abwechslung in diese langweilige Situation kommt.»