«Werte bewahren und weitergeben»

Verwurzelt in Vaduz: Roland Moser mit seiner Mutter Hilde, Tochter Gina-Maria und Vater Herbert.

Roland Moser hat in Liechtenstein in verschiedenen Bereichen Spuren hinterlassen: vom Sport über die Wirtschaft bis hin zur Politik. Dabei hat er Veränderungen dank seiner positiven Grundeinstellung zum Leben zugelassen, wie sie ihm zugefallen sind. Wahre Werte wie Menschlichkeit, Gerechtigkeit, aber auch Dankbarkeit und Demut waren ihm seit früher Jugend wichtig.

«Mein Leben ist keine Autobahn, genau deshalb bin ich mir der Privilegien bewusst, die ich geniessen durfte und darf. Dies fängt schon mit der Möglichkeit an, in Liechtenstein aufwachsen, leben und arbeiten zu können», sagt Roland Moser. Ein Gespräch über seine Biographie beginnt er jedoch mit seinen Gedanken zu seinen Eltern als einer der wirklichen Konstanten in seinem Leben – und dabei geht ihm das Herz auf. Er eröffnet einen Blick in seine Gefühlswelt. «Seit mehr als 60 Jahren sind sie glücklich verheiratet. Sie sind für mich, meine drei Geschwister und ihre Enkel von unschätzbarem Wert. An meinem Vater schätze ich seine Verlässlichkeit, seine Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft. Wer ihn zum Freund hat, muss sich nicht sorgen. Meine Mutter ist ein edler Mensch, selbstlos, aufopfernd und fürsorglich», sagt Roland Moser. 

Davon, dass sein Leben ansonsten keine geradlinige Autobahn von A nach B ist, zeugen schon die vielen Stationen und Erfahrungen, die ihn charakterisieren: Er spielte als Amateur und Halbprofi in diversen Fussballmannschaften, war Kapitän der Nationalmannschaft unter dem legendären und leider kürzlich verstorbenen Trainer Dietrich Weise, leitender Mitarbeiter in verschiedensten Positionen im Treuhandsektor, Vaduzer Gemeinderat sowie Bürgermeisterkandidat und ist seit Anfang 2020 persönlicher Mitarbeiter des designierten Regierungschefs Daniel Risch. «Und nicht zuletzt bin ich Vater von drei tollen Kindern, die gut geraten sind», sagt Roland Moser und schmunzelt stolz.

Sicherheit und Ausgeglichenheit
Roland Mosers Bildungsweg klingt wie der vieler Liechtensteiner seiner Generation. Aufgewachsen in Vaduz, besuchte er die Volksschule und absolvierte eine KV-Lehre in einem Finanzdienstleistungsunternehmen. Diverse Weiterbildungen, ein Nachdiplomstudium und das Erlangen der Treuhänderkonzession führten ihn in die unterschiedlichsten Positionen mit Führungsverantwortung. «Bis vor anderthalb Jahren war ich Leiter Rechnungswesen und Controlling des traditionsreichsten Treuhandunternehmens des Landes», sagt er. Doch dann entschied sich der damals 57-Jährige, als Mitarbeiter des Regierungschef-Stellvertreters nochmals einen ganz neuen Weg einzuschlagen. «Dies mag auf den ersten Blick überraschen. Vielleicht sogar auf den zweiten. Denn von meinem Sternzeichen Jungfrau her müsste ich eigentlich immer auf Nummer sicher gehen. Man sagt aber auch, dass in der zweiten Lebenshälfte der Aszendent stärker ausgeprägt ist. Das ist bei mir die Waage, und das Ausgleichende passt in die Politik.»

Weder am Boden zerstört noch überheblich
Zu sagen, dass die Politik ein neues Betätigungsfeld für Roland Moser ist, wäre allerdings masslos übertrieben. Während acht Jahren, von 1999 bis 2007, war er für die Vaterländische Union im Vaduzer Gemeinderat. Die VU ist für Roland Moser politische Heimat und Herzensangelegenheit zugleich. Sein Elternhaus war politisch nicht geprägt, und die erste Anfrage zur Parteimitarbeit kam Anfang der 90er-Jahre von der FBP. «Damals habe ich aber noch voll auf die Karte Fussball gesetzt – und wenn ich etwas mache, dann mit 100 prozentigem Einsatz.» 1996 dann ist der damalige VU-Parteisekretär auf ihn zugekommen und hat um ein kurzes Gespräch gebeten. «Ich habe zugesagt, und aus 15 Minuten wurden inzwischen 25 Jahre. Neben den zwei Legislaturperioden im Gemeinderat auch acht Jahre als Ortsgruppenvorsitzender, als Präsidiumsmitglied und weitere acht Jahre als stellvertretender Regierungsrat», sagt Roland Moser und fügt an: «Ich mag Menschen, und in der Vaterländischen Union fühle ich mich bis heute gut aufgehoben.»

2011 kandierte er für den Posten des Bürgermeisters, obwohl er sich lediglich Aussenseiterchancen ausrechnete, da dies gegen einen amtierenden Bürgermeister praktisch aussichtslos war. «Für mich war die Kandidatur aber wie eine persönliche Meisterprüfung. Ich wollte nicht zuletzt zeigen, dass man einen Wahlkampf mit Anstand führen und auch in der Niederlage gelassen bleiben kann. Denn mir ist es wichtig, jeden Morgen mit gutem Gewissen in den Spiegel blicken zu können. Das ist mein persönliches Vier-Augen-Prinzip. Rückblickend habe ich politische Erfolge gefeiert und auch Niederlagen erlebt. So wurde ich 2003 mit dem besten Resultat aller Kandidierenden wiedergewählt, obwohl die FBP als Partei mehr Stimmen auf sich vereinen konnte als die VU. Vier Jahre später wurde ich jedoch abgewählt. Während der ganzen Zeit hat mich aber stets eine Aussage meines Firmgöttis begleitet: ‹Wenn du verlierst, darfst du nicht am Boden zerstört sein. Umgekehrt darfst du nicht überheblich werden, wenn du gewinnst.›»

Die Kleinheit bietet viele Chancen
Roland Moser gibt allerdings unumwunden zu, dass er diese Aussage erst in der Politik wirklich vollumfänglich beherzigen konnte. «Im Sport und während meiner Jugendjahre habe ich dies aufgrund meines ausgeprägten Ehrgeizes immer ein bisschen anders erlebt», sagt der dreifache Liechtensteiner Fussballer des Jahres. Während seiner Karriere hat er, nicht zuletzt wegen seines «Heimwehs», Vaduz zwar nie verlassen, aber dennoch auf hohem Niveau gespielt. «In der ersten Mannschaft des FC Vaduz durfte ich im zarten Alter von 15 Jahren debütieren», sagt Moser, der einräumt, sein Bruder Manfred, Schweizer Meister mit dem FC Zürich 1981, habe sicher grösseres Talent gehabt. «Ich habe stets mehr von Fleiss und Kampfgeist profitiert.» 

Dennoch hat sein Weg Roland Moser bis in die Nationalliga B und zum Kapitän der Nationalmannschaft geführt. «Als meinen grössten Erfolg betrachte ich dabei keinen einzelnen Sieg, sondern meinen entschiedenen und entscheidenden Beitrag dazu, dass Liechtenstein sich ab 1992 an den Qualifikationsspielen für die Europa- und Weltmeisterschaften beteiligt hat. Mannschaftskollegen wie Mario Frick oder Daniel Hasler waren damals bei den Jüngsten, konnten in der Folge über 100 Länderspiele bestreiten und haben ihr Hobby zum Beruf gemacht. Daniel und Mario sind nur zwei Beispiele, die zeigen, wie sich talentierte Liechtensteiner in  bis heute mehr als 180 Partien mit den Besten ihres Fachs, mit den Besten der Welt messen durften und davon sportlich wie menschlich profitieren konnten.» 

Liechtenstein gegen Österreich 1994 im Sportpark mit Roland Moser als Kapitän (vorne, 2. v. r.).

Moser selbst war in der ersten EM-Qualifikationsrunde 1994/95 mit Gegnern wie Portugal oder Österreich dabei. Er beendete seine Karriere nach Stationen in Altstätten, St. Gallen und Chur als Spielertrainer des USV Eschen/Mauren in der damaligen zweiten Liga und hängte auch in der Nationalmannschaft die Schuhe an den sprichwörtlichen Nagel. Seniorenfussball war für ihn keine Option. «Trotz einiger Angebote habe ich zuvor aber auch nie den Schritt vom Halbprofi zum Profi gewagt. Diesbezüglich kommt wohl wieder das Sicherheitsbedürfnis der Jungfrau zum Tragen», sagt Roland Moser. «Dennoch zeigt meine Laufbahn sowie die vieler anderer vor und nach mir, welche Chancen Liechtenstein aufgrund seiner Kleinheit bietet – nicht nur im Sport, sondern auch im Berufsleben. Mir ist dies bewusst und es erfüllt mich mit einer gewissen Demut und auch Dankbarkeit.»

Die Rolle als «väterlicher Freund»
Angebote hat Roland Moser jedoch nicht nur als Fussballer bekommen. «Auch beruflich hatte ich das Glück, dass ich mich nie irgendwo bewerben musste. Ich hatte das Privileg, immer zum richtigen Zeitpunkt am rechten Ort zu sein. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben.» So kam er auch vor etwas mehr als einem Jahr auf den Posten des Persönlichen Mitarbeiters des Regierungschef-Stellvertreters. «Daniel Risch hat mich im Anschluss an eine Sitzung angesprochen. Wir haben zwei Gespräche geführt – und daraufhin habe ich überzeugt zugesagt. Den Ausschlag gegeben haben Daniel Rischs Persönlichkeit und seine positive Ausstrahlung. Er macht, was er sagt und sagt verlässlich, was er macht. Dies behaupten zwar fast alle Politiker von sich. Aber wer Daniel Risch kennt, weiss, dass es keine Worthülse ist. Ausserdem beeindrucken mich seine grenzenlose Kreativität, sein ansteckender Optimismus und allem voran, dass er jedem Menschen mit Anstand und Respekt begegnet. Diese Menschlichkeit ist für mich einer der wichtigsten Werte in der Politik wie im Leben allgemein», sagt Roland Moser. So ging er, sich der Risiken bewusst, nach beinahe 40 Jahren in der Finanzwirtschaft voller Freude nochmals einen neuen beruflichen Weg. «Bereut habe ich es bisher keine
Sekunde.»

Seine Aufgabe als Persönlicher Mitarbeiter bezeichnet er als «Scharnierfunktion» zwischen Daniel Risch und anderen Akteuren aus der Politik sowie aus Medien und Wirtschaft. «Wir vertrauen einander dabei sehr. Daniel bezeichnet mich dann und wann als ‹väterlichen Freund›. Dies bringt unser Verhältnis wohl am besten auf den Punkt und ist ein Beweis für unsere tolle Zusammenarbeit.»

«Ich bin mit mir im Reinen»
Gesamthaft betrachtet Roland Moser sein Leben mit grosser Dankbarkeit. «Wenn ich meine Kinder zu Persönlichkeiten heranwachsen sehe, erinnere ich mich oft an meine eigene Jugend zurück und bemerke, wie privilegiert ich in vielen Bereichen war. Mein Leben war zwar wirklich keine Autobahn, und ich musste, wie gesagt, auch Niederlagen einstecken. Aber ich bin mir selbst treu geblieben und mit mir im Reinen. Ich würde wohl im Grossen und Ganzen alles nochmals genau gleich machen. Ich habe in meinem Leben den gleichen Fehler zwar auch mehrfach gemacht, denn Angewohnheiten lassen sich nicht auf Knopfdruck abschalten, aber mit jedem Mal habe ich ein bisschen mehr aus diesen Erfahrungen dazugelernt. Und dies werde ich auch künftig beherzigen.»