Lesermeinung betr. wahlhilfe.li zu Landtagswahlen

 Objektiver smartspider? (Teil 1)

Unter wahlhilfe.li kann jeder Landtagskandidat seinen smartspider anlegen, der sein politisches Porträt darstellen soll. Gleich so kann jeder Wähler den zugrunde gelegten Fragenkatalog ausfüllen und wahlhilfe.li zeigt ihm dann eine Rangliste der Kandidaten, die am besten zu ihm passen und die er demnach wählen sollte. Nach wahlhilfe.li sei das dahinterliegende Verfahren wissenschaftlich fundiert und (politisch) neutral.

Schaut man diese 53 Fragen an, fällt auf, dass viele dieser prominenten Themen der Freien Liste folgen und so formuliert sind, dass sie sich entweder mit deren Positionen oder Gegenpositionen decken. Im smartspider wird so jeder Kandidat an diesen Positionen gemessen. Nicht verwunderlich ist es daher, dass die einzelnen Antworten der Freie Liste Kandidaten/-innen sehr ähnlich und deren smartspider beinahe identisch sind, während diese bei anderen Parteien viel weiter streuen.

Trägt der Wähler seine Meinung zu den Fragen ein, so scheinen die Kandidaten/-innen der Freien Liste automatisch tendenziell höher in der Rangliste auf als andere, wenn er bei positiv gestellten Fragen mit „ja“ oder nur „eher ja“ ankreuzt, oder bei negativ Gestellten mit „nein“ oder „eher nein“ wählt.

Am Beispiel der Fragen zur Umwelt wird diese auf Rheinaufweitungen und erneuerbare Energien reduziert. Wem hingegen der Schutz und Erhalt unseres nutzbaren Kulturlands, oder die Pflege, aktive Verjüngung sowie Aufforstung unserer Wälder (Bannwald, CO2-Senke), oder die Verbauungen unserer Wasserläufe gegen Überflutung als brennendere Fragen vorkommen, der punktet im smartspider betreffend Umwelt in keiner Weise, obwohl diese Themen von weit grösserem Belang für unsere direkte Umwelt sind.

Durch die konkrete Wahl und Formulierung der Fragen besteht also (bewusst oder unbewusst) ein Einfluss auf die resultierenden smartspider als Wahlhilfe. Verständlicherweise wollen nicht alle Landtagskandidaten ihr Porträt in das Korsett dieser gewählten Fragen einengen und unterordnen lassen.

Othmar Züger, Aeulegraben 32, Triesen