«Die leisen Stimmen hören, die kritischen ernst nehmen»

Dr. Daniel Risch

Regierungschef-Stellvertreter Dr. Daniel Risch war 2020 aufgrund der Corona-Pandemie als Wirtschaftsminister stark gefordert. Es ging ihm stets darum, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen und so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. Auch als Regierungschef würde er sich mit aller Kraft für die Menschen in Liechtenstein einsetzen.  

In gut zwei Wochen steht das Wahlresultat fest. Verspüren sie Nervosität?
Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch: Nervosität weniger. Es ist eher eine gewisse Anspannung, welche im Hinblick auf den Wahlsonntag etwas zunimmt. Ich schaue einerseits auf vier intensive Jahre als Regierungschef-Stellvertreter zurück und wünsche mir andererseits, dass die Wählerinnen und Wähler unserem Landtags und Regierungsteam das Vertrauen schenken. Denn nur dann können wir unsere Vorstellung, wie wir unser Land in der kommenden Legislatur voranbringen möchten, auch umsetzen und unsere Erfahrung einbringen. 

Was würde sich für Sie am 7. Februar konkret ändern, wenn Sie von der Bevölkerung das Vertrauen als Regierungschef erhalten?
Für mich persönlich würde sich in erster Linie der Verantwortungsbereich ändern, da dem Regierungschef die politische Hauptverantwortung und die Leitung des Ministeriums für Präsidiales und Finanzen obliegt. Als Regierungschef-Stellvertreter kennt man aber die Aufgaben des Regierungschefs und übernimmt bspw. die Leitung der Regierungssitzung, wenn der Regierungschef verhindert ist. Ich bin mir also sehr bewusst, was mich erwarten wird. 

Hätten sie diesen Schritt auch schon vor vier Jahren gewagt?
Damals hatte die VU mit Thomas Zwiefelhofer einen sehr fähigen Spitzenkandidaten, der in der vorangehenden Legislatur ebenfalls Regierungschef-Stellvertreter war. Ich hatte und habe grossen Respekt vor dem Regierungsamt und der damit verbundenen Aufgaben und hätte diesen Schritt damals, als Quereinsteiger aus der Privatwirtschaft, eher nicht gewagt. Aber die Frage hat sich auch nicht gestellt.

Die Regierung war im Pandemiejahr 2020 zusätzlich gefordert und praktisch seit März im Krisenmodus. Wie lautet ihr Zwischenfazit?
Dieses unsichtbare Virus hat uns ohne Vorwarnung hart getroffen und fordert uns bis heute. Beinahe sämtlich Bereiche, von der Gesundheit, über die Wirtschaft und die Bildung, bis hin zum Sport und der Kultur sind betroffen. Es geht dabei leider sprichwörtlich um Leben und Tod, um persönliche Existenzen, um den wirtschaftlichen Fortbestand von Unternehmen. Ich möchte betonen, dass die bisherige Bewältigung der Krise nur durch eine sehr gute Zusammenarbeit innerhalb der Regierung sowie mit allen involvierten Personen in der Verwaltung und den entsprechenden Verbänden und Organisationen so funktionieren konnte.   

Für die Krisenbewältigung gab es für die Regierung lobende Worte vom Erbprinzen. Auch die Bevölkerung stellte der Regierung in einer Umfrage ein gutes Zeugnis aus. Tut das der politischen Seele gut?
Es ist unsere Aufgabe, dass wir nach bestem Wissen und Gewissen zum Wohle unseres Landes Entscheidungen treffen und diese schnell, verständlich und klar kommunizieren. Ich habe mehrmals erwähnt, dass es gerade auch wichtig ist, die leisen Stimmen zu hören und dort zu helfen, wo es notwendig ist. Aber nicht nur die leisen, sondern auch die kritischen Stimmen sind ernst zu nehmen. Und natürlich nimmt man auch lobende Worte gerne entgegen – es soll uns aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir noch Mitten in der Krise sind und der Wahlkampf, die Wahlen und insbesondere der Regierungswechsel zu einem ungünstigen Zeitpunkt kommt.

Sie haben im Vorfeld bekannt gegeben, dass sie nur als Regierungschef zur Verfügung stehen und bei einer Wahlniederlage die Verantwortung dafür tragen werden. Was waren dabei ihre Überlegungen?
Ich bin bereit, die Verantwortung als Regierungschef zu übernehmen, sofern die VU als stimmenstärkste Partei aus den Wahlen hervorgeht. Für mich ist aber auch klar, was geschieht, sollte die Partei ihr Wahlziel nicht erreichen. Es entspricht meinem demokratischen Verständnis, dass ich bei einer Wahlniederlage die Verantwortung trage und konsequenterweise nicht der neuen Regierung angehören werde. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die Regierung bekanntlich nicht direkt gewählt werden kann, ist es meiner Meinung nach fair und angezeigt, dass die Wählerinnen und Wähler wissen, was sie bei welchem Wahlergebnis bekommen.

Wie lautet ihre Wahlempfehlung an die Bevölkerung?
Ich bin überzeugt, dass jede Partei das Beste für unser Land will. Letztlich machen die zur Auswahl stehenden Menschen den Unterschied. Aus diesem Grund ist wichtig, dass sich die Wählerinnen und Wähler mit den Kandidatenteams auseinandersetzen und wissen, mit wem sie es zu tun haben. Und natürlich bin ich überzeugt, dass das VU Landtagsteam und das VU Regierungsteam mit Dominique Hasler, Graziella Marok-Wachter und mir eine gute Wahl ist. Ich wünsche mir, dass sehr viele Bürgerinnen und Bürger von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen, damit am 7. Februar ein möglichst breit abgestütztes Wahlergebnis vorliegt.