«Manchmal musst du riskieren, um zu reüssieren»

Loris Dal Farra (19) aus Schaanwald hat im Mountainbike Cross Country trotz seines jugendlichen Alters bereits von sich reden gemacht. Er blickt im Interview auf seine Anfänge zurück, schildert die Herausforderungen seines Sports und gibt einen Einblick in seine weiteren Pläne.

Loris, du bist in einem Alter, in dem normalerweise der Lehrabschluss ansteht. Gleichzeitig bist du im Spitzensport sehr aktiv. Was machst du beruflich und wie bringst du beides unter einen Hut?
Loris Dal Farra:
Ich besuche die United School of Sports in St. Gallen. Diese Schule ist auf ambitionierte, junge Sportler zugeschnitten. Am Ende der vierjährigen Ausbildung habe ich einen KV-Abschluss im E-Profil. Während der ersten beiden Jahre bin ich «nur» zur Schule gegangen. Inzwischen bin ich schon im zweiten Jahr der praktischen Ausbildung angelangt. Ich arbeite 60 Prozent auf viereinhalb Tage verteilt. Die Lehrstelle habe ich bei der Liechtensteinischen Landesverwaltung. Genauer im Sekretariat von Regierungschef-Stellvertreter Dr. Daniel Risch, in dessen Ministerium bekanntlich auch der Sport gehört. Dank der Landesverwaltung habe ich die Möglichkeit, mir Trainings und Wettkämpfe flexibel einzuteilen. Auch aber, weil die Ausbildung in dieser Form ein Jahr länger dauert. Dennoch verpasse ich nichts. Die Arbeitgeber profitieren wiederum davon, dass die Schüler der United School of Sports nach den zwei Jahren Theorie bereits mit einem Rucksack voll Wissen ins Büro kommen.

Hand aufs Herz: Was ist dir wichtiger, Beruf oder Sport?
Eine gute Ausbildung ist mir wichtig, und ich bin froh, dass ich die Möglichkeit dazu habe. Die Lehre möchte ich zum Ende des Schuljahres auch so gut wie möglich abschliessen. Dennoch will ich mir gleichzeitig sportlich die Grundlage schaffen, um den Sprung in den Profisport schaffen zu können.

Seit wann bist du im Cross Country aktiv und wie bist du zu dieser Sportart gekommen?
Meine Eltern und ich haben früher in der Schweiz auf dem Land gewohnt. Als ich mein erstes Rad bekommen habe, war es ganz normal, dass ich dort die Hügel rauf und runter gefahren bin (lacht). Dank des ehemaligen Restaurants meiner Eltern in Schaan bin ich dem Radfahrerverein Schaan beigetreten. Die ersten Rennen haben mir grossen Spass gemacht, und es haben sich auch erste Erfolge eingestellt, was mich natürlich zusätzlich motiviert hat. Ich habe folglich immer mehr trainiert. Dennoch habe ich auch andere Sportarten wie Fussball und Skifahren ausprobiert. Musikalisch übte ich das Klavierspielen bis vor einem Jahr aus. Das habe ich alles gerne gemacht. Obwohl ich vor allem gerne am Musizieren war, musste ich mich irgendwann entscheiden. Der Mountainbike-Sport hat mir am meisten zugesagt, immer mehr Zeit in Anspruch genommen, und so schloss ich mit dem Rest ab.

Was gefällt dir an deiner Sportart besonders gut?
Man ist viel in der Natur, der Sport ist gesund, und ich erkämpfe mir die Leistung selbst. Erreiche ich die gesetzten Ziele nicht, muss ich selbst aus meinen eigenen Fehlern lernen. Fahre ich Erfolge ein, sind es aber auch wirklich meine Erfolge. Der Bedarf nach dem eigenen Ehrgeiz gefällt mir an Einzelsportarten allgemein sehr. 

Wie darf man sich dein Training vorstellen? Du fährst ja sicher nicht einfach von Schaanwald auf die Gafadurahütte und zurück.
Nein, nicht ganz, das ist aber trotzdem schön für einen Familienausflug. Wir Cross Country-Fahrer benötigen ein ausgewogenes Training. Abwechslung gehört dazu. Das meiste Training findet auf dem Bike statt. Dennoch sind Kraft- und Ausdauereinheiten sehr wichtig. Ich trainiere bei jedem Wetter draussen, denn wenn es im Rennen regnet und kalt ist, kann ich den Witterungsverhältnissen auch nicht ausweichen und einfach zu Hause bleiben. Meine Bestleistungen rufe ich aber bei schönem Wetter ab. Ausserdem haben wir regelmässig Trainingscamps, die mich schon nach Südafrika oder auf die Kanaren geführt haben. 

Das ist sicher nicht ganz günstig. Wie finanzierst du deinen Sport?
Nein, ich habe aber zum Glück einige treue und grosszügige Sponsoren. Ihnen bin ich sehr dankbar. Nicht nur für die Unterstützung, sondern auch dafür, dass sie ihren Glauben und ihr Vertrauen in mich setzen. Ein finanzielles Risiko ist auch für mich und meine Familie immer dabei. Aber wenn ich nichts riskiere, besteht auch keine Chance, etwas zu erreichen. Dennoch bin ich immer froh über neue Sponsoren, denen ich mit Werbeplattformen gerne auch etwas zurückgebe. Die Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit erläutere ich auf Anfrage gerne. Erreichbar bin ich auf Instagram unter Lorisdalfarra1 sowie auf der der E-Mail-Adresse loris.dalfarra@adon.li

Der grösste Erfolg von Loris Dal Farra war der Gewinn der Bronze-Medaille an der Schweizermeisterschaft.

Auf welche Erfolge blickst du besonders gerne zurück?
Mein grösster Erfolg war die Bronzemedaille an der Schweizermeisterschaft. Daneben habe ich bisher vier Liechtensteiner Landesmeistertitel geholt, wurde bei den Kleinstaatenspielen Fünfter. Extrem speziell war dieses Ereignis für mich, weil ich damals der Jüngste im Feld war und es zusätzlich niemand erwartet hatte. Auf nationaler Ebene erreichte ich beim Profixx Swiss Bike Cup, der im kommenden Jahr in Schaan den Saisonauftakt darstellt, bereits einige Top-Ten-Platzierungen.

Wie kommt es, dass du für Liechtenstein und für die Schweiz und angetreten bist?
Ich bin schweizerisch-italienischer Doppelbürger. An den Rennen habe ich die Schweizer Lizenz. Einen Liechtensteiner Pass habe ich nicht. Ich bin dem Land aber sehr dankbar für die Unterstützung. Ich bin in Liechtenstein praktisch aufgewachsen und lebe dort. Daher war es eine Ehre für mich, die Liechtensteiner Farben an den Kleinstaatenspielen zu vertreten. Möglich war das, weil ich bereits lange genug im Land lebe.

Was sind deine nächsten Ziele?
Ich möchte mich kontinuierlich verbessern. Sportlich sowie persönlich lerne und steigere ich mich ständig durch die eigenen Erfahrungen. Ich will Schritt für Schritt vorankommen und dann im Weltcup starten. Seit Oktober 2020 bin ich im Team von Arthur Wenaweser vom Zweiradcenter in Schaan. Ich bin ihm sehr dankbar für die Möglichkeit, die er mir in kürzester Zeit gegeben hat. Daher würde ich sein Trikot gerne auch bald auf der grossen Bühne präsentieren. Den Teamwechsel nahm ich aufgrund von am Schluss bestehenden unterschiedlichen Interessen vor. Durch die corona-bedingte Rennpause hatte ich dann auch genügend Zeit, über meine Zukunft nachzudenken. Nun aber weiss auch wirklich, was ich will und erreichen will. Ich habe meinen Weg gefunden und bin bereit für eine neue, starke Saison, in der ich weiterwachsen kann. Losgehen wird sie – hoffentlich – mit dem Heimrennen in Schaan am 28. März 2021. Das ist für mich eine zusätzliche Motivation.