«In Lösungen denken und klare Entscheide herbeiführen»

Dominique Hasler ist seit März 2017 Mitglied der Regierung. Ihr Ministerium für Inneres, Bildung und Umwelt war in der Corona-Pandemie besonders stark gefordert. Aber auch sonst kann sich der Leistungsausweis sehen lassen. Eine Reihe von zukunftsweisenden Entwicklungen konnte umgesetzt oder in die Wege geleitet werden. Im Interview schildert die Regierungsrätin aber auch, wie sie den Wechsel von der Privatwirtschaft in die politische Führungsverantwortung erlebt hat.

Frau Regierungsrätin, welches Ziel haben Sie sich bei Ihrem Amtsantritt im März 2017 gesetzt?
Regierungsrätin Dominique Hasler: Mein Ziel war es, mit meiner handlungsorientierten Art und Weise an Aufgaben heranzugehen, zu bewahren. Im politischen Umfeld gestalten sich Entscheidungsprozesse anders als in einem privatwirtschaftlichen Betrieb. Grundlage für jede Entwicklung in der Politik ist es, für ein Thema stabile Mehrheiten gewinnen zu können. Demokratische Prozesse zu gestalten, setzt voraus, dass man mit Menschen interagiert und das erfordert die notwendige Zeit. Wenn man in vier Jahren dennoch Grossprojekte voranbringen möchte, setzt das in den weiteren Arbeitsschritten grosse Effizienz voraus. Wer mich kennt, kennt auch meine Ungeduld. Dazu gehört, dass ich erwarte, dass wir im Team Probleme schnell erkennen, wir uns ihnen annehmen und nicht darin verharren. Meine Führungsverantwortung sehe ich darin, in Lösungen zu denken und klare Entscheide herbeizuführen. Dann aber beginnt erst die richtige Arbeit, denn nur wenn man die Umsetzung von Projekten gezielt begleitet, erreicht man auch für die Zukunft ausgerichtete konkrete Massnahme für unser Land. 

Wie lautet nun, zum Ende der Legislaturperiode, Ihr Fazit?
Aus einer Geschäftsleitungsfunktion herauskommend, musste ich mich zu Beginn der Legislatur offen gestanden, an die Taktfrequenzen in der Politik gewöhnen. Manchmal braucht ein Prozess seine Zeit und manchmal gilt es sehr schnell zu agieren. Ein kreatives und vorausschauendes Denken erweist sich dabei als vorteilhaft. Denn wir konnten im Ministerium für Inneres, Bildung und Umwelt wir in den letzten vier Jahren grosse Projekte einer Entscheidung zuführen und wichtige Meilensteine umsetzen. 

Was sind die wichtigsten Meilensteine, die Sie in Ihren Geschäftsbereichen erreichen konnten?
Meilensteine sind für mich die Entscheide, die unsere Zukunft massgeblich prägen werden. Dazu gehören im Innenministerium die Erarbeitung einer langfristigen Personalstrategie bei der Landespolizei, die technische Weiterentwicklung unserer Sicherheitssysteme, die Sicherstellung einer Asylpolitik mit kurzen Verfahrensdauern und der Bekämpfung von Asylmissbrauch und die Umsetzung von zentral wichtigen Bevölkerungsschutzprojekten wie die Rheindammsanierung. Im Bildungsbereich gehören sicherlich die Umsetzung der Schulbautenstrategie, die Einführung eines neuen Lehrplans, die Ausstattung aller Schulen in Liechtenstein mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien und die Erstellung der Bildungsstrategie 2025plus zu den Handlungsschwerpunkten. Und im Geschäftsbereich Umwelt haben wir wegweisende Entscheide wie die Ratifikation des Pariser Abkommens, der Klimavision 2050, das Massnahmenpaket zur Verbesserung der Waldverjüngung, zur zukünftigen Ausrichtung der Landwirtschaft und zur Biodiversität herbeiführen können. 

Wo gab es die grössten Hürden zu überwinden und wie ist dies gelungen?
Die politische Landschaft in Liechtenstein hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Mir war und ist bei meiner Arbeit als Regierungsrätin immer der Einbezug aller Volksvertreter im Landtag wichtig, denn nur mit stabilen Mehrheitsentscheidungen können wir unser Land in die Zukunft führen. Ich durfte in der Zusammenarbeit viel Konstruktives und Unterstützendes erfahren, wofür ich dankbar bin.

In der Corona-Pandemie waren Sie gleich doppelt gefordert. Als Innenministerin ohnehin, aber mit den Schulschliessungen standen Sie auch als Bildungsministerin im Fokus. Wie haben Sie dieses besondere Jahr erlebt, was waren die grössten Herausforderungen und wie konnten sie gemeistert werden?
Politische Entscheide sind meistens anspruchsvoll. Je nach Thema befassen sich unterschiedlichste Anspruchsgruppen mit deren Auswirkungen. Das hat sich mit der Corona-Pandemie über Nacht verändert, denn wir waren mit Themen konfrontiert die uns alle in Bezug auf sicherheits- und soziale Bedürfnisse betreffen. Die Gefühle und der Druck vor den Schulschliessungen am 13. März 2020 werde ich nie mehr vergessen. Wir hatten weniger als zwölf Stunden Zeit, einen Übergang eines ganzen Landes vom Präsenz- zum Fernunterricht zu organisieren. Was ich anschliessend in der Nacht und dann am Morgen mit der Information an die Schulleitungen an Einsatz für das Gemeinwohl erfahren habe, lehrte mich in einer neuen Dimension, was Teamarbeit bedeutet.  

In Bezug auf die Corona-Massnahmen appelliert die Regierung an das Durchhaltevermögen der Einwohnerinnen und Einwohner Liechtensteins. Haben Sie einen persönlichen Appell?
Die Massnahmen und die Wichtigkeit von deren Umsetzung standen in den letzten Monaten im Zentrum und werden uns wohl auch noch eine Weile begleiten. Als Gesellschaft tragen wir das gesamtheitlich miteinander und lassen dabei Kritisches und Hoffnungsvolles zu. Es ist Zeit für ein Dankeschön, verbunden mit dem besten Wünschen für viel Energie und Gesundheit. 

Sie treten auch für die kommende Legislaturperiode wieder als Regierungsratskandidatin an. Was würde Sie gerne von 2021 bis 2025 in Liechtenstein bewegen und welche Projekte würden Sie gerne fortsetzen?
Mit der Wahl für die nächste Legislaturperiode wird entschieden, wem die Zukunftsgestaltung für die kommenden 4 Jahre anvertraut wird. Sollte dieses Vertrauen auch in meine Hände gegeben werden, werde ich mich meinen Verantwortungsbereichen weiterhin mit grossem Respekt und vollem Einsatz für unsere Heimat annehmen.