Von Radio L zum Griff nach den Sternen

Al Walser in Liechtenstein vorzustellen, wäre Wasser in den Rhein getragen. Aus Anlass der kürzlich erfolgten, offiziellen Überreichung des Grammys (siehe Titelbild), des grössten Preises, den je ein Liechtensteiner im kulturellen Bereich gewonnen hat, gibt er dennoch einen Einblick in sein Leben, seine Jugend, seinen Werdegang und seine Pläne. Er schildert, wie er Liechtenstein im Alleingang zu einem der erfolgreichsten Länder der Welt gemacht hat, was die Erfolge bei den Grammys pro Kopf der Bevölkerung betrifft. 

Was sind deine ersten Erinnerungen an Schaan und wie hast du Liechtenstein in deiner Kindheit und Jugend erlebt?
Al Walser:
Ich erinnere meine zwei Söhne immer wieder mal daran, und zwar grade bewusst dann, wenn was Grösseres passiert: «Hey, ihr wisst, ich bin ein Junge, der aus Schaan kommt.» Und dies, damit sie zum einen früh wissen, wo meine Reise begonnen hat, und zum anderen, dass eben im Leben wirklich nichts unmöglich ist, solange man seiner Intuition folgt. Ich ging in Schaan in die Primarschule Resch – und so oft ich schon in der Welt draussen war, Schaan ist unter dem Strich der Ort, an welchem ich bis heute am meisten Zeit verbracht habe. Mein Ur-Ur-Grossvater, Ferdinand Walser, war vor über 100 Jahren unter anderem Vorsteher von Schaan. Schaan reicht bei mir also weit zurück. Ich habe die Jugendzeit unter anderem auch sehr sportlich in Erinnerung. Ich war in den verschiedensten Vereinen, wie das die meisten früher waren. Was mich damals sehr gefreut hat, war, dass ich im Abschlussjahr der Primarschule in meinem Jahrgang den ersten Platz am Sporttag erreicht habe. Später wurde ich dann auch mehrfacher Junioren-Landesmeister im Tischtennis. Ich glaube, das waren meine allerersten Erscheinungen in den Liechtensteiner Tageszeitungen. Erlebt habe ich viel, vieles würde jetzt den Rahmen sprengen, aber vielleicht gibt es ja mal ein Buch oder einen Film dazu. Angebote bekomme ich übrigens immer wieder. Die ersten Klavierstunden hatte ich als Siebenjähriger im Rheinberger Haus in Vaduz, damals bei Musiklehrer Albert Frommelt. Die Jugendzeit verbrachte ich mehrheitlich auch in Schaan, absolvierte das Gymnasium in Vaduz und maturierte dort 1996. Während meiner Schulzeit, sprich ab der ersten Woche, in der Radio L auf Sendung war, habe ich nebenher auch moderiert.

Was ist der Hausname deines Walser-Stamms?
Lustig, das wurde ich noch nie gefragt. Aber um auf meinen Ahnen Ferdinand Walser zurückzukommen: 1890 erbaute er das Gasthaus zur Linde in Schaan. Im Stammbaum, den ich von meiner Kindheit her kenne, steht bei uns somit «Linde Walser». 

Wie nennst und beschreibst du deinen Musikstil?
«Al Walser», wäre die kurze Antwort. Ich habe so viele Stile aufgenommen und nehme sie nach wie vor auf, von Pop und Dance über Standards und Rock’n’Roll bis hin zu Klassik und mehr. Und als Produzent spannt sich der Bogen sogar noch weiter. Heute bin ich ausserdem ein bisschen ein anderer Mensch, denke ich. Gerade weil man halt auch mehr im Rückspiegel sieht und sich dann oft fragt: «Muss das oder das jetzt wirklich sein? Was ist wirklich wichtig, und wie bewerte ich diese Arbeit wohl in fünf bis zehn Jahren oder noch später?» Solche Fragen haben übrigens auch einen grossen Einfluss darauf, für welche Berichterstattungen ich mich hergebe und für welche nicht. Viele würden sich wundern, wenn sie wüssten, was ich alles absage – zum Teil wirklich grosse Berichterstattungen in TV und Zeitungen, die mich für ein halbes Jahr begleiten wollen etc. Der Grund ist, dass meine Intuition zu vielem einfach auch «nein» sagt. Aber zurück zur Musik: Ich fülle momentan, was ich immer als meine grösste Lücke bezeichnete, einen Teil von mir, in dem ich mich zu 100 Prozent kompromisslos als Künstler präsentiere, wobei Authentizität von A bis Z von höchster Wichtigkeit ist. Dass ich dies heute so machen kann, ist ein unheimliches Privileg, welches ich mir aber auch hart erarbeitet habe. Ich sollte dies vielleicht jetzt nicht so sagen, aber direkt nach meinem Weihnachts-TV-Special dachte ich mir: «Was willst du eigentlich noch mehr?» Ich hatte soeben, im Herzen von Hollywood, all das gemacht, was sich über Jahre in mir als Künstler und Songwriter aufgestaut hatte und konnte dies obendrein in der höchstmöglichen Bildqualität für immer verewigen. Es war kurz irgendwie so wie ein «okay, that’s it»-Moment. Aber ich bin schon wieder voller Tatendrang. Momentan arbeite ich an einer Oper mit von mir geschriebenen klassischen Walzerwerken, die ich eigentlich gerne mit einem afrikanischen Sinfonieorchester aufnehmen würde. Neue Möglichkeiten zu ergründen, neue Fusionen zu erschliessen und damit weltweit etwas Positives zu bewegen, finde ich spannend. 

Wie kann man sich deine musikalischen Wurzeln vorstellen?
Ich denke, ich wusste schon mit sechs Jahren, was ich machen will, und so fing ich mit sieben auch an, Klavier zu spielen. Aber ich glaube, es ist auch diese Überzeugung, die sich in einem entweder früh entwickelt oder auch nicht, die dich gerade über Tiefen im Business hinwegträgt. Von Schaan aus so etwas zu träumen oder gar zu wagen, war damals schon fast unverschämt (lacht). Musik zu studieren war nie das, was ich wollte, obwohl man mir dies natürlich nahegelegt hat. Aber die Seele, das Herz frei sprechen zu lassen, meine Visionen gleich nach der Schule umzusetzen, das war mehr mein Ding. Es gab jedoch keine Fussstapfen, in die ich hätte treten können, aus dem Land in die weltweite Musikindustrie. Und einfach ist es ohnehin nie, schon gar nicht am Anfang. Ich wurde sicher nicht zum Erfolg «gepöppelet». Mein erster grosser und wichtiger Sprung damals war sicherlich der Weg nach Hamburg. Meine Arbeit in Deutschland und die dann kommenden Erfolge in Deutschland sowie später in Japan waren eine Art Crashkurs für mich. Ich habe Ende der 90er sehr viel Zeit in Hamburg verbracht und bin dann mit meiner Band durch Europa und Asien getourt. 

Wann hast du gemerkt, dass es dich noch weiter in die Welt hinauszieht?
Ich durfte bis zum 29. Lebensjahr ja bereits sehr viele Erfolge feiern. Auf Fernsehsendern wie damals VIVA wurden unsere Lieder wurden rauf und runter gespielt, in Japan waren wir Nummer 1 … viele tolle Sachen. Trotzdem dachte ich, dass da noch mehr geht, zumal es dann auch wieder ruhiger wurde. Ich war damals auch wieder in Teilzeit bei Radio L, auch eine tolle Zeit, wurde bald 30 und wusste: «Jetzt musst du aber gehen, denn sonst wird es zu gemütlich und es stellt sich Jahr für Jahr mehr Routine ein.» Dafür war ich nicht bereit. Das Feuer brannte auch einfach noch zu stark in mir. Ich wollte Neues erleben und in den jungen Jahren auf keinem Fall lediglich den bequemsten Weg gehen. Ich war dann später in Los Angeles als Korrespondent für ein paar deutschsprachige Medien in Europa tätig.  Es war eine tolle neue Erfahrung. 

Welche Rolle hat Radio L in deiner Karriere gespielt, und wie hat es deinen Werdegang beeinflusst?
Radio Liechtenstein, oder damals Radio L, und ich, waren damals wie zwei Babys, die regelrecht miteinander aufgewachsen sind. Als Radio L auf Sendung ging, war ich in der ersten Woche bereits mit am Start, und wir haben uns beide Monat für Monat entwickelt. Ich war der Einzige unter 20 am Sender. Ich erinnere mich an eine Zeit, in der ich der einzige Liechtensteiner Moderator war und den Sendebetrieb als solcher fast alleine geschmissen habe. Ich habe dafür zur Anfangszeit, was heute ja unvorstellbar ist, auch den Spielraum gehabt, um viel Neues zu erfinden, zu kreieren, zu probieren, Liechtensteiner Songs zu entwerfen. Das ist vielen, wie ich mitbekomme, bis heute in positiver Erinnerung. Manche haben gesagt, dass ich als erster die elektronischen Liechtensteiner Medien unterhaltsam gemacht habe, was mich sehr ehrt. Ich war halt dafür wirklich zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Ideen im richtigen Alter am richtigen Ort. Etwas zu bewegen, war und ist für mich wichtig. Lediglich das Wetter und die Uhrzeit durchzugeben und abzumoderieren, dass das jetzt gerade die «Beatles» waren, ist nicht mein Ding. Man wird dann zu austauschbar. Somit habe ich mich und die Stimme immer als Surfer auf der Welle gesehen und versucht, jede Moderation wirklich zu einer unterhaltsamen Show zu machen. Ich höre heute noch ab und zu kurz rein, Verbesserungsvorschläge von meiner Seite gibt es viele, manche habe ich dort auch direkt kundgetan. 

Radio Liechtenstein und ich waren damals wie zwei Babys, die regelrecht miteinander aufgewachsen sind.

Al Walser, Musiker, Produzent und Grammy-Gewinner

Wie war die erste Zeit in den USA für dich? Was waren die grössten Hürden?
Vieles aufzugeben, wenn man sich gerade ein paar Sicherheiten aufgebaut hat, ist kein einfacher Entscheid und für viele deshalb vielleicht auch ein bisschen riskant. Ich bin ebenfalls der Überzeugung, dass es allgemein besser ist, mit weniger Fuss zu fassen – gerade auch in jungen Jahren als Künstler. Denn die ersten wichtigen Schritte sind so einfach die gesünderen. Mit weniger lernst du von Anfang an, gleich richtige, nachhaltige – um Liechtensteins momentanes Lieblingswort zu gebrauchen (lacht) – Entscheidungen zu treffen. 

Zu deiner heutigen Karriere: Was bedeuten die Grammys für dich?
Sie nennen mich heute in Zusammenhang mit den Grammys «den Urknall der independent Artists». Dies steht in Verbindung zu meiner Nomination vor acht Jahren. Keiner, auch in Liechtenstein nicht, hätte gedacht, dass ich Jahre später wieder auftauche und dann auch noch gewinne. Ich möchte allen, gerade den jungen Lesern, einfach auch mitteilen, dass, ein Geist, den ihr mit euch tragt, den ihr besser kennt als alle anderen euch kennen können, langfristig nicht aufgehalten werden kann, wenn ihr stets das Richtige macht und an euch arbeitet. Macht euer Ding, und glaubt an euch. Ich bekomme heute noch E-Mails von Indie-Künstlern aus der ganzen Welt, die mir schreiben, wie sehr ich sie inspiriert habe, und das freut mich. Ich sehe es jedoch auch irgendwie als meine Pflicht an, zu inspirieren.

Du hast auch immer ein wenig auf Provokation gesetzt, zum Beispiel bei deinem Astronautenauftritt mit der Al-Fahne. Was ist der Grund dafür und kommt das in den USA eventuell ganz anders an?
Wieso Provokation? Jeder hat mich gefragt, was ich zur Grammy-Nomination anziehe. Daraus ergab sich für mich die Konsequenz, etwas Spezielles zu machen. Als Schaaner damals nominiert gewesen zu sein und weit weg von Liechtenstein auf dem Grammy-«red carpet» regelrecht auf mich wartende Medienvertreter zu treffen, da kam mir spontan die Mondlandung in den Sinn. Ich hatte vor der damaligen Verleihung wirklich unglaublich viele Presseanfragen von Journalisten, die sicher sein wollten, dass ich auf dem Teppich auch Interviewfragen beantworten werde. Dass mein Name auf der Fahne stand, war gut. So wusste jeder, wer unter dem Helm war, und die Presse schrieb den Namen korrekt (lacht). Unter anderem hatte mich die «Los Angeles Times» auf der Titelseite.

«For the most precious among us» war eine deiner Aussagen in einem Interview in Bezug auf die Kinder. Welche Bedeutung haben Kinder für dich und welche Botschaften gibst du deinen eigenen mit auf den Weg?
Dass meine Kinder sich geliebt wissen und ihnen dies auch mitzuteilen, ist mir wichtig. Meine Kinder wachsen automatisch mit sehr vielen Kulturen auf, was sie zusätzlich bestens integriert und das Miteinander selbstverständlich macht. Sie auf die Welt vorzubereiten und ihnen dem Alter entsprechend vor allem auch die Zusammenhänge der Welt zu erklären, ist mir ebenfalls wichtig. Wir schauen oft gemeinsam uralte Strassenaufnahmen von 1890 oder vom Anfang des 19. Jahrhunderts an und analysieren diese. Ein Verständnis für das Jetzt und die Vergangenheit mitzuteilen, ist etwas, was mir einfach von Bedeutung ist in der Erziehung. Um beim simplen Beispiel zu bleiben: Ein Kind sieht das heutige Strassenbild ganz anders, wenn es soeben das Strassenbild von vor 100 Jahren gesehen hat. Es hilft den Kindern auch, die Entwicklung zu sehen und als Kind zu merken: «Hoppla, das heutige Bild ist wohl auch nur ein Teil der Entwicklung.» Sie stellen so organisch fest, dass sie künftig ja auch ein positiver Teil der Entwicklung sein können, wenn sie wollen. 

Anderes Thema: Was hat dich bewogen, die «Rebel-Abende» zu organisieren?
Ich sag ja oft, dass man mich aus Liechtenstein bringen kann, aber den Liechtensteiner nicht aus mir (lacht). Somit erklärt sich schon mal der «Rebel» im Namen. Ich veranstalte, ausserhalb der Corona-Pandemie, jeweils am Grammy-Wochenende eine der mittlerweile angesagtesten jährlichen Galas in Los Angeles. Nach ein paar Erfolgsjahren damit dachte ich: «Komm, so etwas könnte man jetzt doch auch mal in Europa versuchen!» Natürlich den Gegebenheiten angepasst. Ich probierte es damit estmals in Vaduz, was wirklich super ankam. Mit der tollen Unterstützung von Micha Eder, Sulsi Büchel und Walter Hagen habe ich den ersten Event auf dem Museumsplatz durchgeführt, und dort haben wir einen tollen Abend erlebt.

Wir sind mit dem Event nun mittlerweile in Zürich, wobei die Location immer wieder mal wechseln kann. Ich bin aber hocherfreut, dass die «Rebel&Caviar Gala» im fünften Jahr schon zu den glamourösesten jährlichen Events der Schweiz gehört. Der Anlass lädt dazu ein, sich in ungezwungener Atmosphäre auszutauschen, zu «networken» und sonst nichts zu müssen. Zu den Gästen aus Kultur, Wirtschaft, Politik und Sport zählen auch die grössten Skifahrer aller Zeiten wie Vreni Schneider, Andy Wenzel und Marc Girardelli. Wir haben jedes Jahr viele Medienvertreter vor Ort und mittlerweile mehr prominente Anmeldungen als Platz vorhanden ist. Viele Liechtensteiner kommen übrigens auch jedes Jahr an den Event. Das finde ich immer wieder toll. Dieses Jahr wurde der Anlass natürlich nicht durchgeführt, aber die Planung für nächstes Jahr steht eigentlich bald an, je nachdem, wie sich die Lage nun entwickelt.

Erzähl bitte etwas über dein «Christmas Special», das du bereits erwähnt hast. Was waren die Beweggründe, wie beurteilst du die Umsetzung und was erwartet die Zuschauer?
Wer wissen will, was Al Walser auf der Bühne in Hollywood macht, der hat mit dem TV-Special in knapp zwei Stunden mit 16 von mir geschriebenen Songs die Möglichkeit, auf eine Reise mit mir zu gehen. Das TV Special ist sehr wichtig für mich, und, ja, nachhaltig. Weihnachten ist jedes Jahr und somit werden wir auch zusehen, dass das Special entsprechend Jahr für Jahr weltweit auf TV-Sendern und spezifisch ausgewählten Portalen wie Amazon Prime oder Apple TV stattfindet. Ich habe mit dem Special auch in die Zukunft geplant, in dem wir es in der unglaublich hohen Qualität von 8K aufgenommen haben und zusätzlich auch in Form von Virtual Reality, einfach damit man beides schon einmal hat. Für dieses und nächstes Jahr reicht unsere HD oder 4K Version, aber ich bin bereits gerüstet für zukünftige Formate. Wer sich die Show ansieht, wird schnell merken, dass alles sehr zeitneutral gehalten wurde. Sprich: Es sind keine Handys, Computer oder andere Utensilien sichtbar, die auf eine Zeitepoche hindeuten würden. Schaut es euch an, ich will nicht zu viel verraten, nur noch so viel, dass Liechtenstein sehr prominent, mehr als einmal, in der Show auftaucht. Ein Song heisst auch «Christmas Time in Liechtenstein». Wann und wo das Special dieses Jahr ausgestrahlt wird, gebe ich in Kürze auf www.alwalser.com bekannt. Dort ist auch der Trailer zur Show abrufbar.

Welche weiteren Pläne kannst du schon verraten?
So ziemlich bald werde ich die vielen Walzerskizzen für meine Oper umsetzen. Das Projekt befindet sich zwar noch total in den Kinderschuhen, aber auch die längste Reise fängt, wie wir wissen, mit einem ersten Schritt an. 

Abschliessend noch die Frage: Wie gehst du mit dem Phänomen des Propheten im eigenen Lande um?
Zum einen ist dies ein natürliches Phänomen, das, denke ich, umso grösser ist, desto kleiner ein Land ist. Und dann schwingt sicherlich auch immer wieder Neid mit. Was mit mir und meinem Erfolg im modernen Entertainment passiert ist, hat es im Zusammenhang mit Liechtenstein noch nie gegeben. Und ganz ehrlich gesagt: Jeder geht damit so gut um, wie er kann. Ich denke, dass ich in den vergangenen 20 Jahren sicherlich einer derjenigen Liechtensteiner bin, die vom ältesten Liechtensteiner, dem Neid, besonders viel abbekommen haben. Ich gehöre aber auch zu den wenigen Liechtensteinern, welche die stetige Entwicklung dieses Phänomens in Liechtenstein über Jahrzehnte hautnah miterlebt haben. Lustig ist doch, dass jeder das Phänomen des Neids in Liechtenstein klar erkennt, es viele auch oft erleben, und doch keiner mit dem Finger auf sich selbst zeigen würde. Diese Rechnung geht natürlich nicht auf. Ich habe dabei erkannt, dass auch das Umfeld stetig wächst und der Neid weniger mit einem selbst, sondern mit Unzufriedenheit und Unerfülltheit der neidenden Person zu tun hat. Wenn die Leute erkennen, wie hart man dafür gearbeitet hat, wird auch der Neid kleiner, obwohl der Neid ja von Anfang an nicht anwesend sein sollte. Neid hat System und ich bin schon früh damit konfrontiert worden. Wo Sonne ist, da ist auch Schatten. Ich bin womöglich in einer speziellen Situation, und somit erlebe ich Spezielles, aber auch viel Schönes. Als ich letzten Winter zum Beispiel für zwei Stunden am Vaduzer Maskenball war, konnte ich keinen Meter gehen, ohne für Selfies angefragt zu werden. Ich übertreibe nicht. Mich haben diese, wenn auch teils nur kurzen Unterhaltungen mit der neuen Generation sehr gefreut. Mir wurde aber auch bewusst, dass wohl kaum ein Liechtensteiner, durch den Vaduzer Maskenball laufend, mit Selfie-Anfragen regelrecht überhäuft wird. Die Gespräche und wieviel die junge Generation von mir wusste, haben mich teils wirklich positiv überrascht, da man ja selten so direkten Kontakt mit gleich so vielen Leuten auf einmal hat. Eine tolle neue Generation wächst in Liechtenstein heran. Aber kurzum, nein, ich denke nicht, dass ich heute ein Prophet im eigenen Lande bin. Für das müsste ich ja hauptsächlich und lediglich im eigenen Land stattfinden und vielleicht auch noch im Land wohnen. Heute würde dies, glaube ich, auf andere eher zutreffen als auf mich.