«Ich hoffe, dass die Bevölkerung hinter den Bergbahnen steht»

Die Bergbahnen Malbun stehen wohl vor einem schwierigen Winter. Die Situation um die Entwicklung des Coronavirus und der allenfalls verordneten, weiteren Schutzmassnahmen ist unsicher. Die Bergbahnen sind aber durch ihr eigens ausgearbeitetes Schutzkonzept gerüstet, um ein sicheres Skifahren zu gewährleisten.  

Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in der Region hatten die Bergbahnen in Liechtenstein, der Schweiz und Österreich Glück im Unglück. Die Saison 2019/20 war fast vorbei. «Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen», sagt denn auch Heinz Vogt, Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Malbun AG. «Dennoch fehlte uns ein voller Monat Umsatz. Andererseits hatten wir aber natürlich auch weniger Kosten.» Gespürt haben die Bergbahnen allerdings auch die Phase vor dem Shutdown bereits. Die Gäste seien schon vorsichtiger gewesen, und die Zahl der Skifahrer habe auch in Malbun abgenommen – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Einnahmen. «Sowohl bei den Bergbahnen als auch in den Gastronomiebetrieben», sagt Heinz Vogt.

Die Abschreibungen führen zu Verlusten
Finanziell auf Rosen gebettet sind die Bergbahnen Malbun mit ihrem ehrenamtlich tätigen Vorstand ohnehin nicht, was auch zum Antrag auf ein zinsloses Darlehen des Staates führte, welches der Landtag in dieser Woche behandelt hat. «Wir konnten unsere Betriebskosten in den vergangenen Jahren stets bezahlen und unsere finanziellen Verpflichtungen immer erfüllen, erwirtschafteten aber auch jedes Jahr einen Verlust in der Höhe zwischen 400’000 und 700’000 Franken, bedingt durch die Abschreibungen in Höhe von rund 900’000 Franken pro Jahr auf den Sachanlagen. Um das ganze am Beispiel eines Autos zu verdeutlichen: Wir können die Kosten für das Benzin, die Versicherung und kleineren Reparaturen bezahlen, sind aber derzeit nicht in der Lage, ein neues Fahrzeug zu kaufen und zu finanzieren», sagt Heinz Vogt. Und um bei den Fahrzeugen zu bleiben, verweist er darauf, dass allein ein neues Pistenfahrzeug rund eine halbe Million Franken kosten würde.

Die unklare Situation über allfällige künftige Schutzmassnahmen zur Corona-Prävention machen die Lage für die Bergbahnen Malbun nicht besser. «Wir mussten realistisch bleiben und auch so planen. Wir rechnen mit einer anspruchsvollen Saison, was natürlich ebenfalls Auswirkungen auf die Finanzplanung hatte. Wir gehen also von weniger Einnahmen bei höheren Kosten aufgrund der Schutzkonzepte aus. Damit gelangen wir an die Grenzen unserer finanziellen Möglichkeiten, und dies hat uns auch bewogen, die Regierung um einen Kredit zu bitten», sagt Heinz Vogt. Er ergänzt: «Schade, dass sich die derzeitige Diskussion nur um die Verstaatlichung dreht, welche gar nicht Gegenstand der eigentlichen Kreditvorlage war».

Nachhaltig auf gesunde Beine stellen
Dieses Vorgehen der Bergbahnen rief auch Kritiker auf den Plan. Dies ist für Heinz Vogt jedoch nachvollziehbar. «Kritik ist immer gut. Von Kritik kann man lernen», sagt der Verwaltungsratspräsident. «Bereits jetzt halten Land und Gemeinde 72 Prozent der Aktien der Bergbahnen. Eine allfällige Überführung in ein öffentliches-Unternehmen ergibt auch nur dann Sinn, wenn die Bevölkerung dahintersteht. Das Land und der Landtag hätten dann aber auch viel mehr Mitsprache- und Kontrollrechte, was derzeit nicht der Fall ist». Ich möchte erwähnen, dass die Bergbahnen in den vergangenen 15 Jahren keinerlei Subventionen erhalten haben und zumindest bei den laufenden Betriebskosten selbsttragend waren. Es sei darüber hinaus seit langem bekannt, dass das Unternehmen die Investitionen nicht selbst wieder finanzieren könne. «Wichtig ist, die Bergbahnen nachhaltig auf gesunde Beine zu stellen. Man wird diskutieren müssen, wer welchen Beitrag zu leisten bereit ist. Am Ende entscheidet die Regierung beziehungsweise der Landtag oder unsere Bevölkerung sowie auch unsere geschätzten privaten Aktionäre, welche ebenfalls einen namhaften Betrag zu den letzten Investitionen beigesteuert haben. Persönlich wünsche ich mir natürlich, dass der Entscheid pro Malbun und pro Bergbahnen fallen wird. Ich bitte alle, bei den Überlegungen auch die Rolle der Bergbahnen für das Naherholungsgebiet Malbun zu berücksichtigen. Die Wichtigkeit als Sportstätte, für den LSV, die Skiclubs, für den Tourismus und das lokale Gewerbe, für alle im Malbun beschäftigten Mitarbeiter sowie für unsere Bevölkerung. Ich fände es schade, wenn sich alles nur um das Thema Verstaatlichung drehen würde.»

Heinz Vogt,
Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Malbun AG

«Nach wie vor klein, aber fein»
Um auch den zweiten Corona-Winter möglichst unbeschadet zu überstehen, setzen die Bergbahnen Malbun auf mehrere Strategien. «Wir sind zuversichtlich, dass wir basierend auf unserem Schutzkonzept, unseren Gästen ein sicheres Schneevergnügen bieten können», sagt Heinz Vogt. «Die Sicherheitsmassnahmen werden uns rund 100’000 Franken kosten. Dies beinhaltet vor allem Halsschläuche mit einem integrierten ionisierenden Filter, welche wir den Skifahrern zum Selbstkostenpreis zur Verfügung stellen werden. Auch Abstandsmassnahmen beim Anstehen an den Liftanlagen und bauliche Anpassungen sind Teil des Konzepts.» Zugute kommt Malbun, dass es nicht über Bahnen mit geschlossenen Gondeln oder grösseren Innenräumen verfügt. Auch ist Malbun kein grosser Aprésski-Hotspot, sondern nach wie vor ein kleines, aber feines Skigebiet. Und die Kleinheit ist auch eine Chance in Bezug auf die Sicherheit.»

Neben der Corona-Sicherheit ist natürlich auch die Schneesicherheit von grosser Bedeutung. «Gemäss Studien ist der Betrieb von Skigebieten auf einer Höhe ab 1500 Meter nach wie vor und trotz steigender Schneegrenzen möglich, wenn sie bei Bedarf auf technische Möglichkeiten zur Beschneiung zurückgreifen können», sagt Heinz Vogt. Ideal wäre es daher für Malbun, wenn es möglich wäre, in drei bis fünf Tagen das ganze Gebiet auf der Vaduzer Talseite beschneien zu können. Die Triesenberger Seite wird ohnehin nicht künstlich beschneit. Mit den bestehenden technischen Möglichkeiten ist dies derzeit aber nicht realiserbar. «Eine gewisse Schneesicherheit ist jedoch auch für die Hotelbetriebe unerlässlich, da sie den Gästen Planbarkeit bietet.»

Hoffen auf Solidarität der Bevölkerung
Daneben setzen die Bergbahnen Malbun aber auch auf die Stärken des Liechtensteiner Skigebiets. «Malbun ist ein kleines übersichtliches Gebiet, gut und schnell erreichbar. Eine wichtige Zielgruppe bilden daher die Familien. Denn bei uns kann man sich nicht verlieren, und wir haben für Kleinkinder und Kinder optimale Einrichtungen sowie Pisten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Aber auch für die erwachsenen Einheimischen und für unsere regionalen wie internationalen Gäste hat Malbun einiges zu bieten», sagt Heinz Vogt. Gleichzeitig ist er realistisch und geht davon aus, dass aufgrund möglicher Reisewarnungen ausländische Gäste fast ausschliesslich aus der Schweiz kommen werden.

«Daher hoffe ich, dass uns die Bevölkerung beim diesjährigen Vorverkauf unterstützt. Dies würde uns vieles erleichtern», sagt Heinz Vogt. Im vergangenen Jahr war der Vorverkauf ein wesentliches Standbein der Bergbahnen und spülte rund 900’000 Franken in die Kasse. «Wir hoffen auf einen möglichst guten Vorverkauf», sagt Vogt. «Die Kunden müssen sich auch keine Sorgen machen. Bei einer angeordneten Betriebsschliessung können die nicht verbrauchten Schneetage zumindest auf die nächste Saison übertragen werden. Ich bin überzeugt, dass unser Schutzkonzept belastbar ist und der Freude am Schneesport mit Vernunft nichts im Wege steht.»

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