«Dia Wiiber sind all no am kefla»

24. Marn muass i Hoonza ge vertliicha go. (Morgen muss ich mir «Heinzen» ausleihen.)

Liechtensteinisch ist eine Sammelbezeichnung für die im Fürstentum Liechtenstein gesprochenen hochalemannischen Dialekte. Die Mundarten in Liechtenstein gehören zu den schweizerdeutschen und alemannischen Dialekten Vorarlbergs und Südwestdeutschlands. Innerhalb des Liechtensteinischen gibt es aufgrund des Dialektkontinuums teilweise erhebliche regionale Unterschiede und Variationen.  

Die englische Sprache mag «cool» sein, die Liechtensteiner Mundart bleibt eine Sprache des Herzens, aber auch eine Sprache mit vielen Rätseln. Oder wissen Sie, was «d’Segas dengla» oder «es pflättarat» heisst?

Alle Dialekte im Land sind schwerer zu erlernen als die hochdeutsche Sprache. Streng genommen ist die Grammatik des «Liechtensteiner-Dütsch» zwar gar nicht so schwer: Wir kennen nur zwei Zeitformen – Präsens und Perfekt, bilden alle Relativsätze mit «wo», und was die Orthographie angeht: Geschrieben wird, wie der Schnabel gewachsen ist. Anders als beim Hochdeutschen gibt es in Liechtenstein keine Standardsprache, die allgemein verbindlich wäre. Das macht die Sache unübersichtlich und eben für Lernwillige «schwierig».

Die Unterschiede der Dialekte in den liechtensteinischen Gemeinden sind teilweise erheblich (Unterland / Oberland). Besonders schwer – auch für Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner – zu verstehen ist die Triesenberger Mundart, die sich von den übrigen am deutlichsten abhebt. Allerdings verstehen sich die Einheimischen sprachlich recht gut. In dieser Beziehung haben es viele der fremdsprachigen Ausländerinnen Ausländer oft sehr schwer. Der Liechtensteiner Dialekt ist im Bemühen, die deutsche Sprache zu lernen, ein Stolperstein für Fremdsprachige. Das Hochdeutsche ist jedoch eine wichtige Voraussetzung für die Integration.

Jugendliche haben ihre eigene Sprache
Sprache ist etwas Lebendiges, das sich verändert und entwickelt. Worte verschwinden, neue werden geboren. Die Jugendlichen haben ihre eigene Sprache entwickelt und wissen mit den althergebrachten Ausdrücken, welche sich früher in der bäuerlich geprägten Gesellschaft über Jahrhunderte halten konnten, nichts anzufangen. Es ist der Drang der Jugend nach Neuem, auch in der Sprache. Das war früher schon so: So «parlierten» im 18. Jh. die gehobenen Klassen gerne auch im Alltag Französisch, weil es «schick» war. Aus dieser Zeit stammen die vielen französischen Lehnwörter wie Trottoir, Fauteuil, Situation usw. Seit Jahren drängt Englisch in unsere von Technik und internationalen Medien geprägte Welt.

  1. Hött isches gruusig hääl.
    (Heute ist es verdammt rutschig.)
  2. I ha dia teerata Schnetz gärn zuar Mehlsoppa gessa.
    (Ich habe die Dörrschnitze gerne zur Mehlsuppe
    gegessen.)
  3. Er hät schiints zviel trunka khaa.
    (Wie es scheint, hatte er zuviel getrunken.)
  4. Vor der Huustüar häts na of a Latz gwarfa.
    (Vor der Haustür ist er auf den Mund gefallen.)
  5. Dia Wiiber sind all no am kefla.
    (Diese Frauen streiten andauernd.) 
  6. I ha höt an Oomer noch Lääbara.
    (Ich habe heute Lust auf ein Lebergericht.)
  7. Das ischt an fuarchtbara Plagööri.
    (Das ist ein schrecklicher Sprücheklopfer.)
  8. Höt goht an verrockta Loft.
    (Heute weht ein starker Wind.)
  9. Dia Vorheng sind fescht abgschossa.
    (Diese Vorhänge sind stark ausgebleicht.)
  10. Deer Weeg goht aber gääch ufwärts.
    (Dieser Weg geht aber steil aufwärts.)
  11. Mis Knüü ischt knetschblau.
    (Mein Knie ist dunkelblau.)
  12. Jetz han i scho weder a Schmottera am Knüü.
    (Jetzt habe ich schon wieder eine Blessur am Knie.)
  13. Üsra Klii hät z Wiahnachta met nüt anderem meh ghüslat als met sim neua Trölläpper met amana Zöögle dinna, wo met Musig und Liacht um d Süüla ummi fahrt.
    (Unser Kleiner hat an Weihnachten mit nichts anderem mehr gespielt als mit seinem neuen Kreisel mit der inliegenden kleinen Eisenbahn, die mit Musik und Licht um die Säule fährt.) 
  14. Geschtert han i alle Spälta uufbiegat.
    (Gestern habe ich alle Holzspalten aufgeschichtet.)
  15. I find mine Tappa numma.
    (Ich finde meine Hausschuhe nicht mehr.)
  16. I bi of am glatta Booda vertschlepft.
    (Ich bin auf dem glatten Boden ausgerutscht.) 
  17. Do leet alls amana Krogl.
    (Hier liegt alles an einem Knäuel.)
  18. Du häscht zlang ummagsemparat, jetz simmer
    zschpoot.
    (Du hast zu lange getrödelt, jetzt sind wir zu spät.)
  19. I ha müassa an Guntel is Holz schlaacha, zum Kette amacha.
    (Ich musste einen Eisenring ins Holz schlagen, um die Kette zu befestigen.)
  20. Dia Biara sin ganz taag.
    (Die Birnen sind ganz weich.)
  21. Rumm noch dr Mescht do uuf!
    (Räume hier den Mist zusammen.)
  22. I gang jetz noch ge Bschötte füahra.
    (Ich bringe jetzt noch die Jauche aufs Feld.) 
  23. Wo häscht du d’Schapfa hii too?
    (Wohin hast du die Jauchekelle gelegt?)
  24. Marn muass i Hoonza ge vertliicha go.
    (Morgen muss ich mir «Heinzen» ausleihen.)
  25. Miar mon s Höö höggerla, es ischt net düarr warda.
    (Wir müssen kleine Heuhaufen machen, das Heu ist noch nicht dürr.)
  26. Vor am Nüne muascht net ge warba, es ischt allawiil noch füacht.
    (Vor neun Uhr brauchst du das Gras nicht ausbreiten, es ist immer noch feucht.)
  27. Di lengscht Zit bin i scho dr Segasschlössel am suacha.
    (Schon längere Zeit suche ich den Sensenschlüssel.)
  28. Miar ischt dr Wetzstoo vertschlepft, jetz ischt r verbrocha.
    (Der Wetzstein ist mir runtergefallen, jetzt ist er
    zerbrochen.)
  29. Dr Johann kunnt gleich, er hät noch of an Abtrett müassa.
    (Der Johann kommt sofort, er musste noch aufs WC.)
29. Dr Johann kunnt gleich, er hät noch of an Abtrett müassa.
(Der Johann kommt sofort, er musste noch aufs WC.)