Infrastrukturen in Liechtenstein – Eine wirtschaftsgeschichtliche Betrachtung

Das gute Funktionieren von Gesellschaft und Wirtschaft hängt massgeblich von verschiedenen Infrastrukturen ab. Infrastrukturen werden oft als selbstverständlich wahrgenommen, umso mehr, wenn sie einwandfrei funktionieren und so ein fester Bestandteil unseres Alltages geworden sind. Infrastrukturen sind aber stets das Produkt langfristiger Entwicklungen. Oft reichen ihre Anfänge bis ins 19. Jahrhundert oder noch weiter zurück. Viele infrastrukturelle Einrichtungen sind dabei als Begleiterscheinungen der Industrialisierung und der Staatenbildung entstanden oder haben diese überhaupt erst möglich gemacht.

Der Begriff der Infrastruktur umfasst sowohl technische Infrastrukturen wie z. B. die Verkehrsinfrastruktur als auch soziale Infrastrukturen wie z. B. das Gesundheitssystem. In der Regel werden Infrastrukturen grösseren Ausmasses vom Staat bereitgestellt. In einer im Auftrag des Ministeriums für Infrastruktur, Wirtschaft und Sport erstellten Studie präsentiert Dr. Christoph Merki, Projektmitarbeiter am Liechtenstein-Institut, die Geschichte zwölf solcher öffentlicher Errungenschaften in Liechtenstein. Dazu gehören der Rheinschutzbau, die Rüfeverbauungen, die Rheinbrücken, das Telekommunikationsnetz, das Strassennetz, der Binnenkanal, die Liechtensteinische Landesbank, das Stromnetz, die Freiwillige Feuerwehr, die Alters- und Hinterlassenenversicherung AHV, der öffentliche Busverkehr und die Eisenbahn.

Folgende Fragestellungen standen bei der Erarbeitung der Studie im Vordergrund: die Anfänge der jeweiligen Infrastruktur, ihr Ausbau im Laufe der Zeit, ihre Finanzierung und ihre Bedeutung für Liechtenstein. Aufgrund der Kleinheit des Landes und der früheren Armut wurden einige Infrastrukturen in Liechtenstein im internationalen Vergleich eher spät eingeführt. Hin und wieder wurden gar unkonventionelle Lösungen gefunden, bei denen die Nachbarländer Liechtensteins eine wichtige Rolle spielten. Auch gab es unterschiedliche Finanzierungsmodelle mit privaten und öffentlichen Initiativen durch Gemeinden oder Land.

Zweifelsohne haben die Infrastrukturen wesentlich zur erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung Liechtensteins im 20. Jahrhundert beigetragen. So hätte ohne Rheinschutzbau und ohne Binnenkanal die Rheinebene weder kultiviert noch besiedelt werden können. Ohne Telekommunikationsnetz hätte sich der Finanzplatz nicht so entwickeln können, wie er dies tat. Die AHV wiederum ist heute ein Garant des sozialen Friedens und eine Voraussetzung für die Integration der älteren Bevölkerung in die Gesellschaft – um nur einige Beispiele aus der Studie zu nennen.

Die Studie ist auf der Website des Liechtenstein-Instituts und auf der Seite des Ministeriums für Infrastruktur, Wirtschaft und Sport abrufbar.