Frauen sollen gefälligst gefallen

Die Mitglieder des Initiativkomitees HalbeHalbe: Martina Haas, Remo Looser, Walter Kranz, Corina Vogt-Beck, Jnes Rampone-Wanger, Roland Marxer (v.l.).

Eine Mitteilung des Initiativkomitees HalbeHalbe

Ich bewundere Angela Merkel. Als Bundeskanzlerin, als Europapolitikerin und als Frau.

Wie geht es Frauen in der Politik, wie geht es Männern in der Politik? Frauen werden unter anderen Aspekten beobachtet als Männer: Ist sie attraktiv? Ist sie echt, aufgetakelt? Kleidet sie sich zu auffällig oder zu bieder? Steht ihr Rosa? Passen die roten Schuhe dazu? Lacht sie zu breit oder zu wenig? Warum trägt sie immer Hosen? Und dann der Ausschnitt: Was war das für eine Sensation, als Angela Merkel als Opernbesucherin – nicht in einem Staatsakt – mit Ausschnitt fotografiert wurde!

Ein dicker Bauch oder Hintern, schlechtes Gebiss, Doppelkinn, immer der gleiche Anzug, abgetragene Schuhe – über Männer wird das nicht berichtet. Privatsache! Was aus dem Privatleben von Männern erzeugt Aufsehen? Als einem Tessiner Parlamentarier der Führerschein entzogen wurde, gab das in der Schweizer Presse gross zu reden. Als einem liechtensteinischen Parlamentarier der Führerschein entzogen wurde, blieb das Privatsache, was so auch richtig ist. Geschieden, mit wem verheiratet, berufliche Stellung des Partners? Bei Frauen ist das ein Thema, bei Männern kaum. Ist es Zufall, dass es in Liechtenstein Politiker gibt, die ihre Homosexualität öffentlich machen, aber keine lesbischen Frauen in der Politik?

Warum unterstützen die Frauen die Kandidatur von Frauen zu wenig? Warum haben Frauen weniger Chancen gewählt zu werden? Etwas liegt wohl an den Netzwerken, vor allem den beruflichen. Kollegialität und Seilschaften, auch das Konkurrenzdenken, sind eher männliche Disziplinen. Deshalb wird zwar postuliert, dass gemischte Teams besser sind als reine Männerteams, aber zuerst muss man mal hinein kommen. Und was heisst „gemischt“? Die einsame Frau unter lauter Männern bleibt Aussenseiterin und muss sich den männlichen Spielregeln unterwerfen. Ab einem Anteil von einem Drittel kann eine Minderheit sich Gehör verschaffen.

HalbeHalbe wird von progressiven Gruppen kritisiert, dass der Anspruch zu tief sei, dass es eine Quote brauche, wie sie in einigen europäischen Ländern auch für Unternehmen Gesetz ist. – Mit der Folge, dass Aufsichtsratsmandate nicht besetzt wurden, weil Unternehmen nicht ausreichend Frauen in sein Kontrollgremium berufen hatten.

„Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ So steht es im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, fast gleichlautend mit der Initiative von HalbeHalbe in Liechtenstein.

Damit zurück zu Angela Merkel: Ob sie als Frau gefällt, ist ihr wohl piepegal. Dass Frauen gefälligst zu gefallen haben, wird aufhören, wenn die Drittelsgrenze nachhaltig überwunden ist. Dann wird die Nörgelei langweilig.

Ein Ja zu HalbeHalbe ist ein Meilenstein.

Walter Kranz, Dipl.-Psych., Mitglied des Initiativkomitees HalbeHalbe