«Liechtenstein ist unser Land und unsere Zukunft»

Die engagierte Jugendliche Julia Harrer aus Schellenberg im Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Johannes Kaiser.

Die 18-jährige Julia Harrer aus Schellenberg ist im Moment im Maturajahr des Liechtensteinischen Gymnasiums. Sie ist politisch sehr interessiert und engagiert sich auch im Vorstand des Jugendrates. Im Interview gibt sie einen sehr eindrücklichen Einblick in ihr jugendliches Weltbild. 

Etwas Positives zum Anfang: Welche politische Entscheidung oder Entwicklung hat dich zuletzt besonders gefreut und warum?
Julia Harrer:
Innerhalb des letzten Jahres hat der Jugendrat Liechtenstein eine grosse Anzahl an neuen Mitgliedern gefunden. Auch sind viele neue Gruppierungen und Organisationen entstanden, die sich für ihre Herzensangelegenheit einsetzen. Man sieht: Die Jugend ist sehr engagiert.

Was meinst du, inwiefern und in welchen Themenbereichen die Jugend an die Zukunft denkt?
Meiner Meinung nach denkt die Jugend insbesondere beim Thema Umweltpolitik sehr an die Zukunft. Das Verhalten der Menschen gegenüber unserer Natur wird vor allem unsere und die nächsten Generationen betreffen und somit ist es uns Jugendlichen sehr wichtig, dass wir nachhaltiger leben und etwas gegen den Klimawandel unternehmen. Die Klimastreiks und verschiedenen neu entstandenen Organisationen sind vor allem von jungen Menschen geprägt. 

In diesem Jahr stehen mehrere richtungsweisende Volksabstimmungen an: über die doppelte Staatsbürgerschaft, die Verfassungsinitiative HalbeHalbe und voraussichtlich die S-Bahn. Inwiefern bewegen dich diese Themen?
Ich selbst besitze auch die doppelte Staatsbürgerschaft, da mein Vater aus Österreich stammt und meine Mutter aus Liechtenstein. Meiner Meinung nach sollte es jedem offenstehen, Doppelstaatsbürger zu sein. Wenn man mit einem Land eng verbunden ist, sollte man auch das Recht haben, eine weitere Staatsbürgerschaft zu besitzen.

Die Verfassungsergänzung ist für mich nicht notwendig – ich wähle die Landtagsabgeordneten aufgrund Kompetenz und übereinstimmender Meinungen.

Die S-Bahn finde ich eine gute Idee und ich hoffe, dass sich die Mehrheit des Volkes ebenfalls für deren Realisierung stark macht.

Wird in der Bildung für die Schüler und Jugendlichen in Liechtenstein genug getan? Zum Beispiel im Angebot des Erlernens von Fremdsprachen, also um in einer Fremdsprache wirklich fit zu sein?
Wir besitzen im Vergleich zu anderen Ländern gute Fremdsprachenkenntnisse. Die grundlegenden Fächer werden von kompetenten Lehrern vermittelt und gut abgedeckt. Jedoch mangelt es meiner Meinung nach an «lebensnahem» Lerninhalt wie zum Beispiel dem Ausfüllen einer Steuererklärung, notwendigen Versicherungen, Budgetplanung oder der Unterscheidung von News und Fake News. Solche Dinge brauchen wir alle früher oder später, lernen aber nie, wie es genau geht und worauf es ankommt.

Welches Thema liegt dir besonders am Herzen und warum?
Ich finde, die Jugendlichen sollten sich mehr an der Politik beteiligen. Handkehrum sollte man die Politik für die Jugend aber auch leichter zugänglich machen. Vor allem im Jugendrat Liechtenstein, in dem ich auch Vorstandmitglied bin, ist es ein Ziel, das Interesse junger Erwachsener für die Politik zu stärken und sie neutral auf das Wählen vorzubereiten. Liechtenstein ist unser Land und unsere Zukunft und deshalb sollten auch wir Jugendlichen in der Politik rege mitbestimmen. Momentan ist die Wählerquote von Jugendlichen meines Erachtens zu niedrig.

Welchen anderen Themen sollte sich die Politik deines Erachtens dringend annehmen?
Laut Statistik «Wahlbeteiligung 2019» ist die Stimmabgabe bei den 25- bis 34-Jährigen am geringsten. Die Politik sollte sich überlegen, wie man die Wahlbeteiligung der Jugendlichen ankurbeln kann. Weitere wichtige Themen sind sicherlich der Klimaschutz, Vaterschaftsurlaub oder Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Wie informiert sich die Jugend heutzutage über die Landespolitik und auf welche Kanäle sollten Politiker und Parteien vermehrt setzen, um die jungen Leute zu erreichen?
Heutzutage werden von Jugendlichen vor allem die Sozialen Medien genutzt. Um die Jugend zu erreichen, ist dies sicherlich der richtige Weg. Jedoch denke ich, dass nach wie vor die Zeitung nicht vergessen werden darf. Die Jugendlichen lesen zwar nicht mehr die Papierzeitung am Küchentisch, sondern schauen sie sich online an, trotzdem wird die Zeitungen immer noch rege genutzt.