Wirtschaftskammer, VCL und Arbeitswege

Die Aussagen von Wirtschaftskammer-Präsident Rainer Ritter im Vaterland vom 9.3.2020 zum VCL sind leider stark verzerrt. Es ist schlicht diffamierend, wenn Ritter behauptet, der VCL wettere ständig gegen das Auto und möchte es am liebsten verbieten. Ausserdem seien wir nicht bereit, über alle Verkehrsträger zu diskutieren.

Nach unserer Ansicht ist das Auto ein sehr bequemes und flexibles Verkehrsmittel, es soll aber zurückhaltend und überlegt eingesetzt werden. Wir wollen das Auto nicht verbieten, sondern Impulse geben, die auf eine Verhaltungsänderung der Autofahrenden abzielen. Wir teilen die Meinung vieler anerkannter Verkehrsexperten: Arbeitgeber können durch Betriebliches Mobilitätsmanagement eine Reduktion der Arbeitswege Allein-im-Auto um etwa 20 Prozent erreichen, ohne dass Mehrkosten entstehen. Wir setzen uns konsequent für Verbesserungen bei der Infrastruktur für den Fussverkehr, den Radverkehr und den öffentlichen Verkehr ein. Selbstverständlich sind wir auch gesprächsbereit und setzen uns gerne mit der Wirtschaftskammer an einen Tisch, um über sinnvolle Verbesserungen zu diskutieren.

Auf mehreren Strassenabschnitten erzeugen die vielen Auto-Arbeitswege mit durchschnittlich weniger als 1.1 Personen pro Auto zu den Spitzenzeiten Staus. Diese behindern den öffentlichen Busverkehr, den gewerblichen Verkehr und andere wirklich nötigen Verkehre. Einfach mehr Strassen bauen, also die Kapazitäten für den Autoverkehr vergrössern, induziert noch mehr Strassenverkehr. Das hat auch die StiftungZukunft.li erkannt. Ein Strassenausbau führt nur punktuell und für kurze Zeit zu einer Staureduktion. “Denn ein leistungsfähigeres Strassensystem steigert seine Attraktivität und führt deshalb zu einer Zunahme des Verkehrs – insbesondere in Spitzenzeiten.”

Wie die StiftungZukunft.li richtig erkannt hat, brauchen wir nicht mehr Strassenkapazitäten, sondern ein Umdenken vor allem für Arbeitswege zu Spitzenzeiten. Dazu kann die Wirtschaftskammer einen wesentlichen Beitrag leisten! Sie muss sich einsetzen für die Bahn als Rückgrat des öffentlichen Verkehrs mit dem Bus als Zubringer und Feinverteiler. Zudem muss sie sich endlich zu verpflichtendem Betrieblichem Mobilitätsmanagement (BMM) bekennen und ihre Mitglieder zur Realisierung von BMM auffordern. BMM ist kurzfristig umsetzbar, ist ein Gewinn für Arbeitgeber und Arbeitnehmer und entlastet die Strassen zu den Hauptverkehrszeiten wirksam.