Corona-Virus: «Die Axt ist am Baum»

Pressekonferenz zu den Massnahmen im Zusammenhang mit der rasanten Ausbreitung des Coronavirus.

Zur Medienkonferenz gegen Abend mit Liechtensteins Regierungskollegium

Da alle Ministerien, die einen mehr, die anderen weniger, von der Ausbreitung des Corona-Virus betroffen sind, stellte sich die gesamte Regierung am Freitagnachmittag den Medien, um die neusten Massnahmen zur Eindämmung der Krankheit zu verkünden.

«Panik ist fehl am Platz», sagte Regierungschef Adrian Hasler zum Beginn der Pressekonferenz. Die Regierung habe die Lage im Griff. Dennoch breite sich der Corona-Virus exponentiell aus. Um das Gesundheitssystem, das zur Betreuung der schwer Erkrankten nötig ist, nicht zu überlasten, habe die Regierung weitere Massnahmen zur Verlangsamung der Ausbreitung des Virus beschlossen.

Veranstaltungsverbot ausgeweitet

Seit Freitag sind alle Veranstaltungen, ob öffentlich oder privat, mit mehr als 100 Teilnehmern untersagt. Die Massnahme gilt vorläufig bis zum 30. April. Die Regierung empfiehlt aber, auch Veranstaltungen mit weniger als 100 Personen abzusagen oder zu verschieben. Gastronomiebetriebe dürfen ausserdem nicht mehr als 50 Personen inklusive Personal gleichzeitig aufnehmen.

Dass die Schulen ab Montag und bis zum Ende der Osterferien Ende April geschlossen sind, hatte die Regierung bereits am Freitagvormittag verkündet. «Wir sind uns bewusst, dass es sich um harte Massnahmen handelt. Ob sie übertrieben waren oder ob sie ausreichend sind, wird sich zeigen», sagte der Regierungschef. Es sei aber auch eine Frage der Solidarität, gerade mit der stärker gefährdeten, älteren Bevölkerungsgruppe, sich an die Richtlinien zu halten.

Eine Situation wie lange nicht mehr

«Die Axt ist am Baum», sagte Gesundheitsminister Mauro Pedrazzini. Junge Leute seien meistens kaum vom Virus betroffen, sie müssten sich aber bewusst sein, dass sie sich aus Solidarität mit den vulnerablen Bevölkerungsschichten, Alten und Vorerkrankten, an die Massnahmen der Regierung halten sollen. Denn die Zahl der Neuerkrankungen steige mit einer Rate von 33 Prozent pro Tag. «Jetzt ist daher die Zeit zum Handeln, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, damit nicht zu viele Patienten gleichzeitig behandelt werden müssen.»

«Vor einer solchen Herausforderung stand Liechtenstein lange nicht mehr», sagte Bildungsministerin Dominique Hasler. «Die Massnahmen treffen alle Institutionen des Landes und die gesamte Bevölkerung.» Sie verwies darauf, dass es in Bezug auf die Schulschliessungen ein Überbrückungsangebot bis zum 20. März für Familien gebe, die absolut keine andere Möglichkeit zur Kinderbetreuung haben. Eine Betreuung durch die Grosseltern sei dabei keine Alternative, da gerade Personen im Alter von 65 Jahren und darüber besonders gefährdet sind.

Wirtschaftsminister verspricht Hilfe

Regierungschef-Stellvertreter und Wirtschaftsminister Daniel Risch versicherte, dass er die Anliegen der vom Virus und den Einschränkungen betroffenen Branchen ernst nehme. Derzeit seien es vor allem die Gastronomie sowie die Event- und Tourismusbranche. Es sei aber nicht auszuschliessen, dass weitere hinzukämen. «Die Regierung wird daher die im Vergleich zur Schweiz eher restriktive Liechtensteiner Regelung für die Ausrichtung der Kurzarbeitsentschädigung zur Milderung der finanziellen Schwierigkeiten der betroffenen Unternehmen und zur Sicherung von Arbeitsplätzen befristet lockern», sagte der Regierungschef-Stellvertreter. Die gelockerte Regelung gelte vorläufig bis zum 30. Juni. Eine Taskforce habe überdies weitere mögliche Massnahmen im Auge und es bestehe ein enger Kontakt zu den Wirtschaftsverbänden.

Angesichts der Tatsache, dass Österreich an diesem Wochenende stärkere Grenzkontrollen auch zu Liechtenstein und zur Schweiz angekündigt hat, konnte Wirtschaftsminister Risch die Bevölkerung beruhigen. «Ich habe am Freitagnachmittag mit meiner österreichischen Amtskollegin Margarete Schramböck telefoniert. Der Pendlerverkehr und der Warentransport sind weiterhin uneingeschränkt möglich.»

Regierungsrätin Katrin Eggenberger verwies in ihrer Funktion als Aussenministerin darauf, dass davon auszugehen sei, dass es weitere Beschränkungen im internationalen Reiseverkehr, Flugstornierungen und Grenzschliessungen gebe. «Die Regierung ruft daher alle Einwohner dazu auf, Reisen ins Ausland soweit wie möglich zu vermeiden und bestehende Möglichkeiten zur Rückreise nach Liechtenstein zu nutzen.»

«Gestärkt aus der Situation hervorgehen»

«Es wird Einschränkungen und Veränderungen geben, aber wenn wir solidarisch zusammenstehen, werden wir als Gesellschaft gestärkt aus der Situation hervorgehen», sagte Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch.

Die Regierung informierte zum Thema „Corona-Virus“:
Regierungsrätin Katrin Eggenberger, Regierungsrat Mauro Pedrazzini, Regierungschef Adrian Hasler,
Regierungschef-Stellvertreter Adrian Hasler und Regierungsrätin Dominique Hasler. Quelle: IKR