Vom ehrwürdigen Real zum modernen Central in Vaduz

Hotel Central in Vaduz, für die BauZeit fotografiert. Foto: ©Paul J. Trummer

Nach drei Jahren intensiver, anspruchsvoller Planungs- und Bautätigkeit ist die Lücke, die der Abriss des Traditionsbetriebes der Familie Real im Vaduzer Städtle hinterliess, wieder geschlossen. Es entstand ein Geschäftshaus, das seine Türen für ein breites Publikum öffnet. Das neue Central ist auch in städtebaulicher Sicht ein Vorgeschmack für die Zukunft in der Entwicklung des Zentrums in der Residenz Vaduz.

 

Aussenfassade des neuen Central im Vaduzer Städtle Foto: ©Paul J. Trummer

Im Jahre 2012 hat der Vaduzer Architekt Helmut Verling die Immobilie im Städtle 21 von der Familie Real in Vaduz übernommen und sein Büro zeichnet auch für den Neubau verantwortlich. Die Erstellung des Gebäudes wurde von der Firma ITW als Totalunternehmer / Baumanager
begleitet. Für die Bebauung des Grundstücks wurde zuvor von der Gemeinde ein Überbauungsplan ausgearbeitet, der die Gebäudehöhen und Baulinien vorgab. Das Gebäude hat eine siebenteilige Fassade, die geschossweise über horizontale Gesimse gegliedert wird. Im Erdgeschoss entstand wie im Überbauungsplan vorgegeben eine 2,8 m tiefe Arkade. 

Drei Stockwerke im Edelrohbau übergeben– Oberste Etagen Erweiterung Hotel Residence
In den ersten drei Stockwerken hat sich der Vaduzer Unternehmer Adrian Dill eingemietet, der auf zwei Ebenen Geschenk- und Souvenirartikel anbietet. Das Verkaufslokal wurde im Edelrohbau übergeben. Der Bodenbelag besteht aus einem Vollvinyl-Belag. Auf die Wände wurde ein weiss gestrichener Abrieb angebracht und die Decke schwarz gespritzt. 

Die obersten zwei Stockwerke sind eine Erweiterung des Hotel Residence. Zudem hat das Gebäude nun auch eine hauseigene Tiefgarage für Gäste und Mitarbeiter. 

Helle und grosszügige Raumgestaltungen
Mit dem Start des Projektes wurde die angedachte Erschliessung mit den hinteren zwei Eck-Treppenhäusern und der Rolltreppe durch eine zentrale, grosszügige Treppenanlage im Haupteingang ersetzt. Anschliessend an den Haupteingang wurde ein Aufzug mit Glastüren platziert, der auch gross genug für Paletten ist. Wichtig war dem Architektenteam, dass das Gebäude auch im Innenbereich des Ladenlokals mit grossen Fenstern gestaltet wird, damit viel natürliche Beleuchtung in das Verkaufslokal dringen kann.

Herausforderung «Hangsicherung»
Bevor mit dem Aufbau des Central-Gebäudes begonnen werden konnte, stellte die Hangsicherung eine besondere Herausforderung dar. Für die Sicherung der Ostseite mussten 36 Nägel mit einer Länge von 9 Metern und 76 Stück 11 Meter lange Anker in die Felswand gebracht werden. Der westseitige Baugrubenabschluss wurde mit einer überschnittenen Bohrpfahlwand gesichert. Auch das Wasser machte der Bauherrschaft zu schaffen. Allerdings war es nicht das Grundwasser, das Sorgen bereitete, sondern das Oberflächenwasser, da dies nur sehr langsam absickerte, was zu einer Zeitverzögerung bei den Tiefbauarbeiten von gut zwei Monaten führte.

Zentrales Thema: Farbgestaltung
Viel Aufmerksamkeit widmete das Architekturbüro Verling der Farbgestaltung des Objektes. Für die Fassade wurden grossformatige Natursteinplatten für das Sockelgeschoss sowie die Arkade gewählt. Die Fensterelemente sind aus bronzefarbenem Metall gestaltet, durch die Licht in ausgestanzten Dreiecken fliesst. Die verputzte Fassade in den zwei Obergeschossen strahlt platingrau und die zurückgesetzten Hotelgeschosse sind mit mittlerem Platingrau behandelt worden. Das vom Publikum nicht genutzte Technikgeschoss – zuoberst auf dem Gebäude – ergänzt die beiden anderen Töne mit einem dunklen Platingrau, das auch für die Fenstervertiefungen verwendet wurde. Alle Metallbauarbeiten sind in Grünbraun gehalten. Die Dreiecke, die sich in den Fensterelementen finden, zieren auch die Balkontrennwände der Hotelzimmer und sind zudem im Inneren des Objekts immer wieder als Gestaltungselement zu finden.

Architekten-Team Verling & Partner AG, Architektur Raumplanung, Vaduz: v. l. Daniel Stüber, Dipl. Techniker Holzbau, Mario Lampert, Dipl. Architekt ETH, Hans-Peter Altherr, Dipl. Architekt FH und Helmut Verling, Geschäftsführer / Dipl. Ing. Raumplanung. Foto: ©Paul J. Trummer

Unsichtbar, aber wichtig
Man sieht sie kaum aber wehe, wenn sie streikt: Die Technik spielt in einem modernen Geschäftshaus eine gewichtige Rolle. Im Central-Geschäftshaus ist als Heiz- und Kühlsystem eine Erdsondenwärmepumpe realisiert worden. Über die Bodenheizung kann im Sommer zudem gekühlt werden, die westseitigen Hotelzimmer sind mit einer Kühlung ausgestattet. Die elektrischen Installationen sind über KNX steuerbar. Die Warmwasseraufbereitung erfolgt über eine Gasheizung. Alle Fenster im Hotelbereich verfügen über einen äussere Beschattung, die Verglasungen im ersten und zweiten Obergeschoss sind mit Sonnenschutzgläser ausgeführt.

Die Begleitung und Steuerung dieses Bauvorhabens als Projektleiter der ITW war eine echte Herausforderung. Für die Aufgaben der Architektur an diesem speziellen Standort, dem Planen und Ausführen der schwierigen, technischen Anforderungen und für das Einhalten/Überwachen der Kostenvorgaben war ein gutes erfahrenes Team notwendig.

Ich bin stolz mit dabei gewesen zu sein, mit den Planenden und Ausführenden, dieses schöne, neue Gebäude zu erstellen und danke ihnen für die gute, angenehme und erfolgreiche Zusammenarbeit.

Rolf Müller,
Projektmanagement, ITW Ingenieurunternehmung AG


Schlemmen, wie Gott in Frankreich

Ein Gespräch mit Sandra Abbrederis, Hotel Residence Vaduz

Vaduz wird um 17 hochqualitative Hotelzimmer und zwei moderne Restaurants reicher. Sandra Abbrederis, die zusammen mit Annett Seidel das Residence führt, hat die Erweiterung des Vaduzer Hotelbetriebs massgeblich mitgestaltet. 

 

Frau Abbrederis, wenn im Sommer das Central-Gebäude im Vaduzer Städtle eröffnet wird, wartet auch das Residence Hotel mit interessanten Änderungen auf. Worauf dürfen sich ihre Hotelgäste freuen?
Sandra Abbrederis: Die Gäste dürfen sich auf exklusive Hotelzimmer und Suiten freuen. Die grosszügigen Zimmer wurden von Inneneinrichterin Clarissa Vogt-Fehr hochwertig und stilvoll eingerichtet und bieten grössten Komfort für unsere internationalen Gäste. Die Zimmer sind auf dem neuesten Stand der Technik und verfügen über wichtige Eigenschaften wie Klimaanlage, Terrasse mit bester Aussicht und 2,80 Meter hohen Räume.

Nicht nur im Hotelbereich wird sich einiges ändern, auch für die Einheimischen und unsere Tagestouristen wird ihr Angebot grösser. Nach welchem Konzept werden die beiden Restaurants geführt?
Wir übernehmen zum ersten Mal auch den gastronomischen Teil im Erdgeschoss. Wir haben uns ganz bewusst für ein Konzept entschieden, das es in Vaduz noch nicht gibt. Es wird eine moderne, französische Gastronomie mit regionalen und saisonalen Gerichten entstehen: Ein feines Restaurant, für Gäste welche mittags genügend Zeit haben für einen entspannten Businesslunch und ein Bistro, in dem die Gäste schneller und zügiger zum Mittagessen kommen. So wird die Speisekarte auf wenige ausgewählte Gerichte reduziert und jede Woche neu gestaltet. Nachmittags wird unser Patissier unsere Kunden mit herrlichem Kuchen und würzigen Pasteten verwöhnen.

Gutes Personal ist in Hotel- und Gastronomiebetrieben das A & O. Wie und wo konnten Sie Ihr Team zusammenstellen?
Mein Bekannter, Bernard Rambaud, hat uns bei der Rekrutierung des französischen Küchenteams unterstützt. Er ist ein renommierter Sternekoch aus Frankreich und hat durch seine Kochschule viele Kontakte. Das Servicepersonal haben wir regional mithilfe von Stellenanzeigen und persönlichen Kontakten rekrutiert. Unser Serviceteam ist grösstenteils im Land schon heimisch und bekannt.

Es wird eine moderne, französische Gastronomie mit regionalen und saisonalen Gerichten entstehen: Ein feines Restaurant, für Gäste welche mittags genügend Zeit haben für einen entspannten Businesslunch und ein Bistro, in dem die Gäste schneller und zügiger zum Mittagessen kommen.

Sandra Abbrederis,
Hotel Residence Vaduz


 

Projektpräsentation über das Hotel Central in Vaduz, für die BauZeit fotografiert.
Foto: ©Paul J. Trummer

Gut Ding will Weile haben

Nach drei Jahren intensiver Planungs- und Vorbereitungszeit können nun die ersten Residence-Gäste in den exkusiven Hotelzimmern und -suiten, die durch die Erweiterung des Hotels im Neubau Central entstanden sind, geniessen.

Clarissa Vogt-Fehr, Inhaberin des Einrichtungsfachgeschäfts «La Casa» in Triesen hat sich während drei Jahren intensiv mit dem Innenausbau des Hotels beschäftigt. «Am Anfang stand die Entscheidung Parkett oder Teppich. Wir haben uns für einen dunklen Teppich und entschieden, da Teppich ruhiger ist und weniger Staub anzieht. Zudem können die Teppichfliesen bei Bedarf leicht partiell ersetzt werden. Der dunkle Teppich rief dann nach hellen, freundlichen Möbeln und eleganten Tapeten. Zusammen mit Sandra Abbrederis, der Geschäftsführerin des Hotels, haben wir dann aus unterschiedlichen Kollektionen, die es speziell für Hotelzimmer gibt, die einzelnen Teile ausgesucht. Uns war es wichtig, dass die Räume nicht aussehen wie in den bekannten Hotelketten, sondern einen individuellen Touch bekommen, der auch Frauen anspricht», sagt Clarissa Vogt-Fehr. Zu diesem Wohlfühlkonzept gehört auch die sanfte und dennoch funktionelle Beleuchtung im Neubau, die die moderne Eleganz der Zimmer noch hervorhebt. 

Nicht nur schön, auch praktisch
Clarissa Vogt-Fehr weiss, dass an Hotelzimmer grosse Herausforderungen gestellt werden. Sie hat deshalb Materialien verwendet, die edel aussehen, aber viel aushalten und allen Ansprüchen genügen. So sind beispielsweise die blickdichten Vorhänge flammenhemmend und alle fix eingebauten und beweglichen Möbel auch gut zu pflegen. «Ich habe in den letzten drei Jahren so viel übers Putzen gelernt wie nie. Sandra Abbrederis ist in diesem Bereich ein Topprofi, das sieht man auch, wenn man die Zimmer in ursprünglichen Residence anschaut, die alle noch sehr gut im Schuss sind», schwärmt Clarissa
Vogt-Fehr.