S-Bahn ist wieder in aller Munde

Auf der Strecke Buchs-Feldkirch bedienen die ÖBB täglich bis zu neun Regionalzugpaare.

Kann dieses überregionale Projekt die Verkehrsprobleme in Liechtenstein lösen?

 

Nach heftiger Diskussion vor vier Jahren, dann Stillschweigen, ist die S-Bahn FL.A.CH nun plötzlich wieder in aller Munde. Nachdem der Vorarlberger grüne Verkehrslandrat Johannes Rau in Rahmen einer Podiumsdiskussion auf die Vorarlberger Landtagswahlen im Herbst 2019 vor einer «weiteren Verschiebung einer Umsetzung» warnte, ist auch in Liechtenstein die S-Bahn wieder auf die politische Tagesordnung gesetzt worden. Nicht zuletzt, weil es angesichts der teils dramatischen Verkehrssituation auch Liechtenstein heftig unter den Nägeln brennt.

Die Lösung der Verkehrsproblematik in Liechtenstein ist ein äusserst wichtiges Thema. In den letzten Jahrzehnten wurden einige Szenarien aufgezeigt, zahlreiche Gespräche geführt, Hunderte von Beiträgen veröffentlicht,  aber vorwärts gegangen ist eigentlich nichts bis auf die ständig wachsende Zunahme des Verkehrsaufkommens dank florierender Wirtschaft. So hat sich die in dieser Zeitspanne die Zahl der Arbeitsplätze enorm vergrösssert. Heute stehen wir bei rund 38’000 Arbeitsplätzen. Wir haben also etwa gleich viel Arbeitnehmer wie Einwohner. Das gibt es sonst nirgendwo auf dieser Welt. Dieses starke Wirtschaftswachstum hatte zur Folge, dass etwa die Hälfte der Arbeitsplätze von Grenzgängern besetzt werden. Dies führte in den letzten Jahren zu massiven Verkehrsproblemen im Raum Liechtenstein, so dass die Strasseninfrastruktur an ihre Belastungsgrenze gestossen ist.

Zielsetzung der Regierung:
Reduktion des Strassenverkehrs

In einem Bericht der Regierung an den Landtag zum Projekt S-Bahn FL.A.CH wurden die wichtigsten Zielsetzungen festgehalten: Einerseits soll durch den Aufbau eines attraktiven Regionalverkehrs die Anbindung an das St. Galler und Vorarlberger S-Bahn-System ermöglicht werden und so die internationale Erreichbarkeit Liechtensteins verbessert werden. Zudem soll durch die zunehmende Nutzung des öffentlichen Verkehrs die Belastung durch den Strassenverkehr reduziert werden und so der Lebens- und Wirtschaftsraum Liechtenstein langfristig gestärkt werden.

Viele bezweifeln, ob man mit der S-Bahn FL.A.CH ein grenzüberschreitendes, regionales Verkehrsprojekt der Länder Österreich, Schweiz und Liechtenstein die Verkehrsprobleme im Lande beseitigen kann. Es ist eine Bahnstrecke, die Feldkirch mit Buchs verbindet und wird als Bindeglied zwischen der S-Bahn St. Gallen und der S-Bahn Vorarlberg dargestellt.

Die Befürworter der S-Bahn sind der Überzeugung, dass mit der S-Bahn von Feldkirch nach Buchs viele auf die Bahn umsteigen werden. Bis heute ist das nicht der Fall. Es braucht also zuerst ein Umdenken.

Erschliessung des Oberlandes?

Das Bahnangebot zwischen Vorarlberg-FL und Werdenberg ist nur schwach ausgebaut, die Infrastruktur teilweise veraltet. Auf der Strecke Buchs-Feldkirch bedienen die ÖBB täglich bis zu neun Regionalzugpaare. Bedient werden dabei die Haltepunkte Schaan, Forst Hilti und der Bahnhof Nendeln. Die Haltestelle Schaanwald ist ausser Betrieb und unter Denkmalschutz gestellt worden.

Es muss in diesem Gesamt-Kontext aber auch die Frage der Erschliessung der Oberländer Gemeinden beantwortet werden. Eine Möglichkeit wäre ein Umsteigen in Schaan auf die öffentlichen Buslinien. Aber ob sich dies mit dem Faktor Zeit vereinbaren lässt, sei mal dahingestellt. Sie sehen, es ist eine höchst schwierige Aufgabe. Hinzu kommt noch, dass der Buslinienverkehr in Stosszeiten stark behindert wird.

Es wurde auch schon darüber nachgedacht, von Schaan bis Balzers-Trübbach eine neue Bahnverbindung zu erstellen, um die Erschliessung der Betriebe ab der Gemeinde Schaan zu gewährleisten. Allerdings wurde von diesem Modell wieder abgesehen.

Projekt in zwei Etappen

Das Bahnprojekt soll in zwei Etappen umgesetzt werden, nachdem es im April 2014 durch Liechtensteins Regierung nach Unstimmigkeiten mit Österreich in Finanzfragen sistiert worden war. Ob die neue Lösung, die von Wien und Bregenz nun vehement vorangetrieben wird, für Liechtenstein weniger als die ursprünglichen 50 Mio. Euro kosten wird, muss sich erst noch zeigen. Nun ist diese Sistierung vor wenigen Tagen durch die Regierung aufgehoben worden und Liechtenstein ist in die Gespräche mit Österreich/Vorarlberg eingestiegen.

Es ist dem Verkehrsminister Daniel Risch zu wünschen, dass er in dieser heiklen Frage vorwärts kommt. Dreinreden wird ihm wohl niemand mehr können, denn bis zur baldigen Klärung werden keine offiziellen Regierungs-Meldungen über den aktuellen Stand verlautbart. Sobald die Ergebnisse auf dem Tisch liegen, wird die Frage wahrscheinlich einer Volksabstimmung zugeführt.

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