VOM VERSCHMELZEN DER GEGENSÄTZE – MINIMALISMUS IM KOPFSTAND

Opulenz und Strenge

 

Die in Berlin ansässige Künstlerin Anke Eilergerhard, wird von der Kritik für Ihre weltweit einzigartige künstlerische Position gefeiert. Ihre Werke, die in zahlreichen Museen und auf internationalen Kunstmessen präsentiert werden, balancieren virtuos zwischen den Grenzen konkreter Bildhauerei, Abstraktion und figurativer Skulptur. Sie springen ob ihrer waghalsigen Kompositionen und ihrer taktil und oft farbintensiv ausgestalteten Oberflächen sofort ins Auge.

Die Kunsthistorikerin und Dramaturgin, Dr. Dorothée Bauerle-Willert, schreibt über die Künstlerin: Anke Eilergerhard zaubert Überfluss, sie schwelgt, sie exaltiert ins Wunderbare. Ihre Skulpturen betreten die Bühne. Und wie auf einer Bühne sind uns die Figuren ein Gegenüber, nah und fern. Sie machen das Sehen zu einem freien Spiel zentrifugaler Kräfte, das Vexierung und den andauernden Aspektwechsel zugleich betreibt und reflektiert, das sich der Bezauberung öffnet, das altbekannte Dinge neu auftreten lässt in luzider Transformation, in ungeahnter Konstellation. Die Silikon-Schichten der Skulpturen türmen sich zu einer waghalsigen Torte, zu einem tollkühnen, luxuriösen Ensemble, zu einer geheimnisvollen Symmetrie, die man nicht sofort erkennt. Die riskanten Balanceakte scheinen die Gesetze der Statik außer Kraft zu setzen, sie bringen den Raum zum Tanzen. Mit einem Grenzen ignorierenden Enthusiasmus, mit Ingenium, Witz und Konzeptualismus erkunden diese Figuren Fläche und Raum, Regel und Zufall – und das Widerspiel von Opulenz und Strenge. (…)

Immer sind in der Betrachtung alle Sinne eingeladen zu einem Fest, gemeinsam formen sie neue Bilder, fügen den Gegenständen etwas hinzu, lassen das sinnlich-figurative Denken im Assoziationsreichtum der materialen Collagen zur Schöpfung werden. Die Objekte lassen unkonventionell und mit gelindem Schock eigentlich unvereinbare Vokabulare sich begegnen, sich steigern, wechselseitig kommentieren und handeln so – auch – vom Verschmelzen der Gegensätze: Ein Minimalismus im Kopfstand, als Purzelbaum: Die Plastiken sind Kippfiguren, Inszenierungen des Spiels und Widerspiels zwischen Serialität und Differenz. Konzeptionelle Strenge und Kitsch als Parodie der fordernden Katharsis tanzen in den großen Figuren leichtfüßig ineinander, nichts ist rigide oder imperativ. Und gerade dadurch bieten diese erstaunlichen Skulpturen in ihrem Zusammenfall von Evidenz und Energie tausend und einen Anlass an ihnen entlang zu sehen, neu zu sehen und ihre Wunder fortzuspinnen, sich einzulassen auf ihre Einfälle.

Kontraste

Vlada Hauser präsentiert in ihrer Serie Kontraste eine sehr feinfühlige Malerei, die von sinnlichen Wesen erzählt. Die an große Holzschnitte erinnernden Bilder inszenieren den dramatischsten aller Kontraste: Schwarz-Weiß. Weiß sind die makellosen Frauenakte, die durch den dunklen Hintergrund effektvoll ins Licht gerückt werden. So erscheinen sie noch nackter, schutzloser, verletzbarer. Das Schwarz dahinter und drum herum ist ein abstrakter, geheimnisvoller Raum. Er wird zur Projektionsfläche für Ängste, Bedrohungen und dunkle Geheimnisse. In einem Bild nimmt das Schwarz sogar Gestalt an, wird zu einer unverkennbar männlichen Silhouette, die wie einst der unheilvolle Erlkönig Hand anlegen will.
Diese Hand lässt deutlich an Egon Schiele denken. Die Künstlerin selbst benennt die Meister des Wiener Jugendstils als Vorbilder. Auch ein Henri Matisse ließe sich anführen. Vlada Hausers Betonung der Linien ist typisch für die Kunst um 1900, die selbst von japanischen Holzschnitten beeinflusst wurde. Hier wie da dominiert eine zweidimensionale Komposition, die die Linie zu ornamentalen Konturen figuriert, die in den erotischen Rundungen des weiblichen Körpers lebendig werden.
Dr. Dietmar Schuth, Kunsthistoriker, Heidelberg

Interpretationslust

Nach der fünfjährigen Kunstschule mit anschließendem Diplom „Maestro d`Arte“, begann Leo F. Demetz mit seiner berufliche Laufbahn. In seinen Werken sucht er nach essenziellen und tiefen Inhalten , in dem ICH versucht er seine Ideen und Interpretationslust voll auszuschöpfen.

Neurologische und kognitive Prozesse

Das  Hauptthema von Bodo Korsig ist seit etwa zehn Jahren das Modell des menschlichen Verhaltens unter extremen Bedingungen wie Angst, Gewalt, Druck oder Tod. Dabei provoziert mich insbesondere der künstlerische Konflikt jener neurologischen und kognitiven Prozesse, die im Menschen stattfinden und die rein wissenschaftlich nur schwer zu erfassen sind. Hier, an der Schnittstelle von biologischer Entschlossenheit und menschlichem Bewusstsein, möchte Bodo Korsig durch seine Kunst eine neue Wahrnehmung dieser Prozesse provozieren. Sei es durch die abstrahierte bildliche Sprache des Biologischen (bis hin zur metaphysischen Symbolik) oder durch die Form der Kristallisation der neuen Semantik des gesprochenen Wortes (neue Sprache / Sprüche als Ausdruck menschlichen Bewusstseins). Und oft weit über den Rahmen beider Themengruppen hinaus – sowohl in ihrer Kohärenz als auch in ihrem Antagonismus.