Immer mehr Tierarten sterben (auch) bei uns aus

 

 

Regierungsrätin Dominique Hasler beantwortete eine Kleine Anfrage des FBP-Abg. Eugen Nägele in der Landtagssitzung vom 8.bis 10. Mai 2019.

 

Frage:

In mehreren Zeitungsartikeln wurde in den letzten Tagen über das sogenannte Artensterben weltweit, aber auch in der Schweiz berichtet. Die Mediensprecherin des WWF Schweiz sagte in einem Interview, dass in der Schweiz der Anteil an bedrohten Arten sehr hoch sei. Über ein Drittel der Pflanzen, Tiere und Pilzarten gelte als bedroht, sagte sie in diesem Interview.

Bei den bedrohten Arten handle es sich um Insekten, um wichtige Bestäuber wie Bienen, aber auch Vögel, Reptilien, Fische, aber auch um grössere Tierarten.

Als Ursachen für das Artensterben werden die zu intensive Landwirtschaft, die Begradigung von Flüssen, der übertriebene Einsatz von Pestiziden, eine falsche Siedlungspolitik, der Mangel an ökologischen Ausgleichsflächen aber auch die Klimaerwärmung erwähnt.

Ich kann mir vorstellen, dass die Situation in Liechtenstein sehr ähnlich ist und habe folgende Fragen zu diesem Thema.

  1. Gibt es aktuelle Zahlen und Erkenntnisse zum Artensterben in Liechtenstein?
  2. Falls ja, werden diese veröffentlicht?
  3. Falls es keine Zahlen und Erkenntnisse für unser Land geben sollte: Geht die Regierung davon aus, dass die Situation bezüglich Artensterben bei uns ähnlich ist wie in der Schweiz?
  4. Welche Massnahmen trifft die Regierung gegen das Artensterben, oder positiv formuliert, für die Artenvielfalt?
  5. Werden diese Massnahmen in der gelebten Praxis kontrolliert und sind diese Massnahmen erfolgreich?

Antwort:

Zu Frage 1:

Die Gefährdung einer Art wird mittels sogenannter Roter Listen bestimmt. Dabei erfolgt die Einstufung in die verschiedenen Kategorien (nicht gefährdet, potenziell gefährdet, verletzlich, stark gefährdet, vom Aussterben bedroht und ausgestorben) nach internationalen Kriterien. Liechtenstein hat für gewisse Artengruppen, zum Beispiel für Säugetiere, Amphibien, Reptilien, Fische oder Brutvögel, eigene Rote Listen. Die Listen werden alle 10-20 Jahre aktualisiert. Erst vor kurzem erschien der erste Brutvogelatlas für Liechtenstein, in welchem auch eine neue Einstufung der Gefährdung der Brutvögel vorgenommen wurde. Liechtenstein hat somit für viele Arten eigene und auch aktuelle Zahlen. Der in der Schweiz beobachtete Trend, dass immer mehr Arten gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht sind, trifft auch für Liechtenstein zu.

Zu Frage 2:

Ja, die Zahlen zu den Roten Listen werden jährlich in der Umweltstatistik publiziert. Genauere Informationen zu einzelnen Arten findet man in den jeweiligen Bänden der Naturkundlichen Forschung des Fürstentum Liechtensteins, welche als pdf auch auf der Homepage des Amtes für Umwelt aufgeschaltet sind.

Zu Frage 3:

Siehe Antworten zu Frage 1 und 2.

Zu Frage 4:

Die Ursachen für den weltweiten Artenrückgang sind komplex und hängen in verschiedenen Wechselwirkungen zusammen. Als wichtigste Ursachen gelten die Lebensraumzerstörung, die Zerschneidung der Landschaft, der Klimawandel und die Verbreitung von invasiven Arten. Die Regierung setzt dabei in allen Bereichen Gegenmassnahmen indem z.B. Schutzgebiete ausgeschieden, Vernetzungselemente geschaffen, Treibhausgase reduziert und Neobiota bekämpft werden. Konkret wurden in den letzten Jahren weitere Magerstandorte als Naturschutzgebiete ausgeschieden (Maree und Matilaberg), verschiedene Gewässerrevitalisierungen durchgeführt (z.B. Vaduz Zollstrasse), der Ersatz von fossilen Energieträgern gefördert (Energieeffizienzgesetz) und das Neophytenkonzept als Richtlinie zur Bekämpfung von Neophyten erlassen.

Zu Frage 5:

Ja, die Massnahmen werden kontrolliert indem die Bestandsentwicklung der Arten überwacht wird. Ganz generell und flächendeckend sind die Massnahmen bis heute zu wenig wirksam, weshalb der Rückgang der Arten auch noch nicht gestoppt werden konnte. Einzelne Projekte wie z.B. Gewässerrenaturierungen zeigen aber durchaus positive Wirkungen und haben die Artenvielfalt lokal wieder erhöhen können.