So ein Spital braucht Liechtenstein nicht!

 

Parteienbühne: Diesmal Landtags-
Fraktion der Freien Liste  

Die Regierung will nach der deutlichen Abfuhr in der Volksabstimmung von 2011 abermals ein neues Spitalgebäude bauen. Und zwar aufgrund des praktisch gleichen Konzepts und ohne die Strategie zu überdenken. Wie damals setzt sie weiterhin ohne Rücksicht auf Verluste auf eine Konkurrenzstrategie mit dem Spital Grabs, das aktuell 137 Millionen Franken in einen Neubau investiert und bald über eine hochmoderne Infrastruktur verfügen wird. Weiter keine Rolle spielen für die Regierung die Patienten-Fallzahlen, die nötig wären, um ein Akut-Spital in Vaduz wirtschaftlich nachhaltig zu betreiben.

Im Jahr 2018 wurden am Landesspital Vaduz 1569 stationäre Fälle behandelt. Die Regierung quantifiziert das Potential für die Zukunft auf maximal 2’300 stationäre Fälle. Das ist ambitiös und reicht dennoch nicht. In der von dieser Regierung in Auftrag gegebenen und veröffentlichten Studie von Price Waterhouse Coopers wird ausgeführt, dass es für ein Grundversorgerspital 4‘000 bis 5‘000 stationäre Fälle pro Jahr benötigt, um nachhaltig wirtschaftlich überleben zu können. Das Landesspital wird also auch mit neuem Gebäude niemals wirtschaftlich nachhaltig überleben. Das Defizit wird weiterhin zu Lasten der Versicherten und der SteuerzahlerInnen gehen.

Weiter ist es erklärtes Ziel der Regierung, über den 24-Stundennotfall am Landesspital die Notfälle zu zentralisieren, die heute von den Hausärztinnen und Hausärzten in den Gemeinden behandelt werden. Mit dem Resultat, dass zum einen die Grundversorgung über die Hausarztmedizin in den Gemeinden noch mehr ausbluten wird und zum anderen die Kosten gezwungenermassen steigen werden. Denn eine Notfallbehandlung in einem Spital ist um ein Mehrfaches teurer als bei einem Hausarzt oder einer Hausärztin.

Mit der vorgeschobenen Diskussion über die Infrastruktur – Neues Gebäude auf grüner Wiese, Renovation in Vaduz oder Medicnova in Bendern – lenkt die Regierung bewusst von der dringend benötigten Grundsatzdebatte über die Gesundheitsversorgung in Liechtenstein ab. Bewusst vermieden werden die entscheidenden Fragen: «Welche Leistungen brauchen wir? Und welche Rolle ist den anderen Akteuren im Gesundheitssystem zugedacht, in Liechtenstein selbst und in der Region? Nicht zuletzt unter dem Kosten-Nutzen-Aspekt wären dies die entscheidenden Fragen.

Übertragen auf den Bau eines neuen Schulhauses verfolgt die Regierung die simple Strategie: Wir bauen halt einmal ein neues Gebäude, und schauen dann, ob genügend SchülerInnen vorhanden sind. Dadurch soll die Gesundheitsstrategie für die nächsten 30 Jahre im wahrsten Sinne des Wortes zementiert werden. Langfristige Kosten und angebotene Qualität bleiben ungewiss!

Überangebot an Akutspitälern in der Region

Es ist offensichtlich, dass in der Region heute schon ein Überangebot an Akut-Spitälern besteht, wie die Diskussion im Rheintal zeigt. Hier nun weitere gleichartige Kapazitäten aufzubauen, heisst, dass zwangsläufig mehr und möglicherweise unnötig behandelt werden wird. Damit steigen die Kosten für alle weiterhin an. Was wir benötigen, ist eine Spitalstrategie, welche Liechtenstein nützt. Und dieses Bedürfnis sieht die Freie Liste in einem spezialisierten Spital ohne Akutfälle, in welchem chronisch Kranke und ältere Menschen, auch nach der schnellen Entlassung aus einem Akutspital, ärztlich behandelt und rehabilitiert werden. Ein solch ergänzendes Angebot besonders in der Altersmedizin ist in Anbetracht der demografischen Entwicklung zukunftsweisend. Ein solches Spital kann auch kostendeckend betrieben werden, weil die Nachfrage vorhanden ist und zunehmen wird. Ausserdem wäre es nur billig, für unsere älteren Mitmenschen die nötige Infrastruktur in unserem Land zur Verfügung zu stellen. Was für ein Spital braucht Liechtenstein? Schicken Sie uns Ihre Meinung an info@freieliste.li.