Jugendsession beriet über «Familie und Beruf» sowie «Bildungsfinanzierung»

Übergabe der Anträge der Jugendsession an den amtierenden Landtagspräsidenten Albert Frick

Am vergangenen Samstag fand die dritte Jugendsession des Verein Jugendrat in Liechtenstein statt, bei welcher sich 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Landtag ein- fanden.

Die diesjährige Jugendsession widmete sich unteranderem der Vereinbarkeit von Familie sowie der Finanzierung von (Weiter-)Bildung im Land Liechtenstein. «Bereits zu Beginn der Ausschreibung der Jugendsession wurde klar, dass die beiden Themen die meisten jungen Erwachsenen beschäftigen», so Vorstandsmitglied Maximilian Meyer. Dies zeigte auch die Anzahl an Anträgen an die Jugendsession sowie die Diskussionen im Plenum selbst. Auch über die zahlreiche Teilnahme freute sich der Jugendrat. «Trotz des verlängerten Wochenendes, konnten wir rund 20 junge Erwachsene im Landtag begrüssen», so Ju- gendrat-Präsident Brian Haas.

Ablauf der Jugendsession
In der ersten Runde der Gruppendiskussionen ging es darum in ausgiebigen Diskussionen festzustellen, wo die aktuellen Probleme liegen. Für die verschiedenen Gruppendiskussionen wurden auch dieses Jahr Experten engagiert. So konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unteranderem vom Wissen der Leiterin der Stipendienstelle Astrid Walser sowie der Mitarbeiterin für Familie und Chancengleich- heit bei der Regierung Nadine Vogelsang profitieren. Nach der Problemanalyse brachten die Teilnehmenden ihre Ideen zu dem gewählten The- mengebiet ein. In ausführlichen Diskussionen wurde um jede Idee gerungen und Kompro- missvorschläge ausgearbeitet. Ebenfalls wurde intensiv das Feedback der anderen Teil- nehmenden eingearbeitet und zum Abschluss mehrere Anträge an das Plenum der Ju- gendsession erarbeitet.

Nach der Erarbeitung von insgesamt fünf Anträgen, zwei zum Thema «Familie und Beruf» und drei zum Thema «Finanzierung von (Weiter-)Bildung», stellten die Antragsverantwortli- chen ihren Antrag dem gesamten Plenum der Jugendsession vor. Nach einigen inhaltli- chen Fragestellungen wurde die Diskussion eröffnet.

Aufstockung der alleinerziehenden Zulagen beim Kindergeld, sowie Vaterschaftszeit 2.0
Im Bereich «Familie und Beruf» gab es zwei Anträge. Der erste Antrag «Aufstockung der alleinerziehenden Zulagen beim Kindergeld» möchte, dass die alleinerziehenden Beiträge prozentual an die Unterhaltszahlungen angepasst werden. Aktuell erhalten alleinerziehen- de zusätzlich zum Kindergeld einen monatlichen Betrag von 110 CHF pro Kind. Neu sollen die Beiträge an alleinerziehende erhöht und an die erhaltenen Alimente gekoppelt werden. So sollen Alimente, welche den Betrag von monatlich CHF 2’250 überschreiten keine wei- teren Zulagen erhalten. Unterschreitet die Alimentenzahlung CHF 500, wird das Maximum an Zulagen für Alleinerziehende in der Höhe von CHF 810 ausbezahlt. In Zwischenschrit- ten werden die zusätzlichen Beiträge schrittweise mit höheren Alimentenzahlungen gerin- ger.

Mit dem Antrag werden alleinerziehende Personen, welche nur geringe Alimentzahlungen erhalten unterstützt und die Mittel werden nicht nach dem Giesskannenprinzip verteilt. Die Zulagen verringern sich bei jedem weiteren Kind um 25%. Momentan werden die Zahlun- gen aus der Familienausgleichskasse (FAK) finanziert, welche die geplante Anpassung auch stemmen könnte.

Der Antrag wurde mit 4 Ja-Stimmen zu 7 Nein-Stimmen abgelehnt. Grund hierfür waren die hohen zusätzlichen Beiträge die einige Teilnehmer als zu hoch betrachteten. Der zweite Antrag „Vaterschaftszeit 2.0“ möchte, dass die Mutter von ihrem Mann unter- stützt wird, da ein neugeborenes Kind eine grosse Veränderung für denn Alltag der beiden Elternteile mit sich bringt. Zudem soll so eine bessere Bindung der Väter zu den Kindern ermöglicht werden. Wie Umfragen des Ministeriums für Gesellschaft ergeben haben wün- schen sich betreffende Väter einen bezahlten Elternurlaub mit einer Lohnfortzahlung von ca. 60%. Die Väter sollen einen vier Wochen langen Vaterschaftsurlaub erhalten, welcher flexibel nach der Geburt bezogen werden kann. Die Lohnfortzahlung in der Höhe von 60% soll durch die Familienausgleichskasse (FAK) bezahlt werden. Der Antrag wurde mit 10 Ja-Stimmen zu 1 Nein-Stimmen angenommen.

Möglichkeit schaffen für Studienabgänger, Finanzielle Unterstützung auch beim Wechsel auf Privatschulen sowie Weiterbildungen für Lehrpersonen
Im Bereich «Finanzierung von (Weiter-)Bildung» gab es drei Anträge. Der erste Antrag «Möglichkeiten schaffen für Studienabgänger» möchte, dass die Quote von 35% Arbeits- pensum auf 70% erhöht wird, damit diese ihr Studium entsprechend besser finanzieren können. Der Antrag wurde mit 7 Ja-Stimmen und 4 Nein-Stimmen angenommen.

Der zweite Antrag «Finanzielle Unterstützung auch beim Wechsel auf Privatschulen» möchte, dass der Wechsel und die damit aufkommenden regelmässigen Schulgebühren in Privatschulen, Internaten oder z.B. Internationalschools mithilfe von Stipendien unterstützt werden. Eltern sollen dadurch finanziell entlastet werden auch wenn ihre Kinder auf Privatschulen wechseln. Denn Kinder werden im Altern von 11/12 Jahren in die weiterführenden Schulen nach ihren Leistungen eingeschult. Erst später merkt man, ob das Kind eine spe- zielle Schule besuchen kann oder möchte. Dieser Wechsel soll für die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern auch bei finanziellen Schwierigkeiten möglich werden. Dazu muss ein Antrag gestellt und durch ein Amt geprüft werden.

Der Antrag wurde mit 4 Ja-Stimmen und 7 Nein-Stimmen abgelehnt. Für die Ablehnung sprachen sich viele Teilnehmende aus, da die Initianten kein umfassendes Konzept vorle- gen konnten, welche Personen unter welchen Gründen eine Finanzierung erhalten.

Der dritte Antrag «Weiterbildungen für Lehrpersonen» möchte, dass durch zusätzliche fi- nanzielle Ressourcen mehr Geld in die Weiterbildungen der Lehrpersonen und Lehrmittel investiert werden. Denn Lehrpersonen sind für eine Schule und deren Schülerinnen und Schüler das wichtigste Gut. Durch gezielte Weiterbildungen soll so die Qualität der liech- tensteinischen Schulen hochgehalten werden und die Lehrpersonen auch im Hinblick auf den neuen Lehrplan entsprechend geschult werden. Der Antrag wurde mit 10 Ja-Stimmen und 1 Nein-Stimmen angenommen.

Ein grosses Dankeschön
Der Verein Jugendrat in Liechtenstein dankt an dieser Stelle allen Helfern, Teilnehmenden, Experten und den politischen Vertretern, die sich allesamt Zeit genommen haben damit auch die 3. Jugendsession ein voller Erfolg wurde. Auch gebührt den Sponsoren der Jugendsession der Dank, namentlich dem Kinder- und Jugendbeirat sowie der Philipp Feger AG. Wie Brian Haas bestätigt, soll auch im nächsten Jahr eine Jugendsession stattfinden. Inte- ressierte Jugendliche und junge Erwachsene können sich bereits jetzt unter in- fo@jugendrat.limelden.