«Eine Reise durch das Gestern, Heute und Morgen»

Michelle Kranz verlässt Liechtenstein Marketing.

Liechtenstein kann im kommenden Jahr auf 300 Jahre seines Bestehens zurückblicken. Die Landesgrenzen haben sich in diesen drei Jahrhunderten kaum verändert, was in Europa äusserst selten ist. Dementsprechend gebührend wird das Jubiläum gefeiert, wie Michelle Kranz, die Geschäftsführerin von Liechtenstein Marketing, erläutert. Die «lie:zeit» hat mit Frau Kranz nachfolgendes Gespräch geführt.
Interview: Heribert Beck

 

Frau Kranz, Ende März liessen Sie die Katze aus dem Sack und präsentierten das Programm für die Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag Liechtensteins im kommenden Jahr. Welche Rückmeldungen haben Sie bekommen?
Michelle Kranz: Die direkten Rückmeldungen, die wir erhalten haben, waren sehr positiv. Es freut uns, dass auch immer mehr Betriebe und Institutionen mit Ideen auf uns zukommen, wie sie das Jubiläum inhaltlich mitgestalten und somit mit weiterem Leben füllen können.

Wie ist der Rückhalt in der Liechtensteiner Politik?
Sehr gut. Wir arbeiten eng mit der Politik zusammen und erfahren grosse Unterstützung bei unseren Anliegen und Projekten.

Welcher Arbeitsaufwand steckt für Liechtenstein Marketing hinter der Ausarbeitung des Programms und hinter der Durchführung im kommenden Jahr?
Der Aufwand ist gross – schliesslich wollen wir dafür sorgen, dass das Jubiläum gebührend gefeiert wird. Deshalb haben wir unsere internen Ressourcen zusätzlich für zwanzig Monate um eine Teilzeitstelle erweitert und werden zudem während rund eines Jahres eine Praktikumsstelle besetzen.

Bei der Präsentation des Programms haben Sie gesagt, dass auch Ideen aus der Bevölkerung eingeflossen sind. Welche waren das zum Beispiel?
Oftmals waren es Ideen, die von uns bereits angedacht waren und unsere Programmpunkte ideal ergänzt haben, wie zum Beispiel, dass die Zusammenkunft vieler Leute genutzt wird, um ein bleibendes «Bild» zu schaffen. Diese Idee wird am 23. Januar im Rahmen der Geburtstagsfeier umgesetzt. Ein anderes Beispiel ist der «Liechtenstein Song», der in die Konzeption für den besonderen Staatsfeiertag eingeflossen ist. Einige Ideen werden von den Ideenbringern selbst umgesetzt: ein speziell kreiertes Theaterstück des «Jungen Theaters» beispielsweise oder die historische Anbindung des «Princely Tattoos» an den Austragungsort Burg Schellenberg. Darüber hinaus scheint Liechtenstein ein Geniesserland zu sein: Viele kulinarische Ideen rund um Bier, Wein und Digestifs wurden an uns herangetragen.

In der jüngeren Vergangenheit konnte Liechtenstein bereits mehrere Jubiläen feiern: 300 Jahre Unterland, 300 Jahre Oberland und 200 Jahre Souveränität. Was macht das anstehende Jubiläum besonders?
Es ist der Geburtstag des ganzen Landes, der zudem noch einmal 100 Jahre weiter zurückreicht als die Souveränität, und das Jubiläumsjahr wird für lange Zeit das letzte grosse und runde Landesjubiläum sein. Das Jubiläum ist nicht nur für Liechtenstein besonders. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass nicht viele Länder auf eine 300-jährige Geschichte mit kaum veränderten Landesgrenzen zurückblicken können.

Mit welchen Partnern arbeiten Sie für das Jubiläumsjahr zusammen?
Sie können sich vorstellen, dass wir in Liechtenstein selbst, aber auch im Ausland – mit den diplomatischen Vertretungen beispielsweise – mit unzähligen Partnern zusammenarbeiten. Eine besonders enge Kooperation pflegen wir zum heutigen Zeitpunkt mit jenen Partnern, die das Jubiläum von Anfang an mit ihren Projekten mitgeprägt haben, wie zum Beispiel das Liechtensteinische Landesmuseum, das Kunstmuseum oder das Liechtenstein-Institut.

Auf welchen der zahlreichen Anlässe freuen Sie sich besonders und warum?
Ich persönlich freue mich auf die Lancierung des Liechtenstein-Wegs. Zum einen werden wir etwas Bleibendes schaffen, das auch nach dem Jubiläumsjahr genutzt werden kann. Zum anderen wird die Kombination mit der Augmented Reality App «LIstory» die Möglichkeit bieten, die Geschichte unseres Landes, aber auch die Gegenwart, modern zu vermitteln.

Das Jubiläumsjahr steht unter dem Leitgedanken «Wir machen uns mit den Erfahrungen von gestern gemeinsam auf den Weg in die Zukunft»? Was darf die Bevölkerung diesbezüglich erwarten?
Ein Jubiläum ist immer ein Anlass, innezuhalten und die eigene Vergangenheit sowie das, was man erreicht hat, zu betrachten. Gleichzeitig soll sich dieser runde Geburtstag aber nicht nur einem historischen Rückblick widmen, sondern auch als Anlass dienen, das Hier und Heute zu betrachten und sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Diese Reise durch das Gestern, Heute und Morgen möchten wir gemeinsam mit der Bevölkerung an den verschiedenen Anlässen unternehmen.

Welche Teile des Programms sind Ihrer Ansicht nach für Touristen besonders attraktiv?
Ich bin der festen Überzeugung, dass sich der Liechtenstein-Weg auch international etablieren wird. Welches Land kann schon von sich behaupten, dass es einen Weitwanderweg hat, der durch das ganze Land – sprich jede einzelne Gemeinde – führt und zudem auch noch spannende Informationen vermittelt? Ferner werden die beiden Ausstellungen im Kunstmuseum Liechtenstein und im Landesmuseum nicht nur für Einheimische, sondern auch für Touristen aus nah und fern einen grossen Mehrwert bieten. Selbstverständlich gehen wir schliesslich davon aus, dass auch der Staatsfeiertag mit seiner Jubiläumsfeier für internationale Gäste spannend sein wird.

Für die Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner soll der Staatsfeiertag ebenfalls ein ganz spezielles Ereignis werden. Was wird am 15. August im althergebrachten Rahmen stattfinden, und was ist im Jubiläumsjahr besonders?
Der Staatsfeiertag am 15. August 2019 wird ein Staatsfeiertag werden, den Liechtenstein so noch nie erlebt hat. Er bildet den Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten. Am traditionellen Programm, dem Staatsakt beim Schloss Vaduz, dem Empfang im Rosengarten wie auch dem Volksfest im Städtle, wird im Grundsatz festgehalten. Das Aussergewöhnliche wird die grosse, gemeinsame Jubiläumsfeier im Städtle von Vaduz sein, zu der sich am Abend Einheimische und Gäste versammeln. Wir werden eine bewegende Stimmungskulisse schaffen, die das Gemeinschaftsgefühl spürbar werden lässt und darüber hinaus unterhaltsam sein wird. Das grosse Feuerwerk wird den Tag wie gewohnt gebührend abschliessend, aber auch für dieses werden wir eine Überraschung vorbereiten.

Es herrschte stets die Meinung vor, dass im Zusammenhang mit dem Jubiläum auch etwas Bleibendes geschaffen werden solle. Stichwort: abgelehnte Jubiläumsbrücke. Was wird also vom Jubiläum über das kommende Jahr hinaus bleiben?
Ich hoffe, dass das bereits angesprochene Gemeinschaftsgefühl bleiben wird. Das Projekt «Mein Liechtenstein 2039» wird Themen aufnehmen, die die liechtensteinische Bevölkerung heute bewegen, und gleichzeitig mit konkreten Lösungsansätzen punkten. Diese Lösungsansätze werden hoffentlich ebenfalls etwas Bleibendes hinterlassen. Zu guter Letzt wünsche ich mir, dass meine beiden Töchter noch in zwanzig Jahren auf dem Liechtenstein-Weg wandern können und sich daran erinnern werden, wie wir ihn 2019 ins Leben gerufen haben.

Was wünschen Sie sich für das Jubiläumsjahr?
Ich wünsche mir, dass wir das 300-jährige Bestehen unseres Landes angemessen feiern, das Jubiläum aber auch mit Dankbarkeit und einer entsprechenden Selbstreflexion angehen. Oftmals vergessen wir nämlich, wie schön wir es hier in Liechtenstein haben.