Tina Weirather und Olympische Spiele: Das hat bisher nicht zusammengepasst. Sowohl in Vancouver 2010 als auch in Sotschi 2014 musste die Planknerin verletzungsbedingt passen. Diese offene Rechnung mit den fünf Ringen möchte die Vizeweltmeisterin im Super G nun im Februar begleichen.
Von Christoph Kindle
Einzig bei den Spielen 2006 in Sestriere als 17-jähriges Talent konnte Tina Olympialuft schnuppern. Damals ging es aber nur darum, etwas Erfahrung bei einem Grossanlass zu sammeln. Die Ausbeute dannzumal: ein 33. Rang im Super G.
Karrieretiefpunkt 2014 in Sotschi 2010 in Vancouver verhinderte einer von insgesamt vier Kreuzbandrissen eine Teilnahme von Tina Weirather. Vier Jahre später sollte es dann aber endlich so weit sein: Die Tochter von Hanni und Harti Weirather reiste in absoluter Topform zu den Spielen ins russische Sotschi. In drei Disziplinen zählte Tina zu den Medaillenkandidatinnen. Die Abfahrtsstrecke hatte sie im Griff, doch bei der allerletzten Trainingsfahrt der Schock: Tina erwischte einen Schlag. Die spätere Diagnose war verheerend: Bruch des Schienbeinkopfes und vorzeitiges Olympia- und Saisonaus. Daran hatte die 7-fache Weltcupsiegerin lange zu kauen, doch inzwischen ist dieses dunkle Kapitel abgehakt.
Mulmiges Gefühl wegen Korea
Die nächste Chance wartet jetzt im Februar in Pyeongchang in Südkorea. Dort will Tina Weirather für Liechtenstein die erste olympische Medaille seit 1988 (Bronze für Paul Frommelt in Calgary) holen. Allerdings bereiten der 28-jährigen Planknerin die Unruhen in Korea ein bisschen Sorgen: «Es sieht so aus, als ob es dort jederzeit eskalieren kann, da macht man sich schon Gedanken. Sollten die Spiele aber stattfinden, werde ich sicher dabei sein.» Tina reist jedoch bestimmt nicht gemäss dem Motto «Dabei sein ist alles» nach Südkorea. Die Vize-weltmeisterin im Super G hat ganz klar Edelmetall im Visier: «Es wäre wirklich etwas sehr Schönes, wenn ich mit Olympia endlich Frieden schliessen könnte.»
Hohe Ziele auch im Weltcup
Bis es aber um olympische Medaillen geht, stehen noch zahlreiche Weltcupbewerbe auf dem Programm. Vor allem in den Speed-Disziplinen rechnet sich die Planknerin sehr gute Chancen aus. Helfen soll dabei auch neues Material. Tina Weirather ist im Frühjahr von Atomic zum Vorarlberger Produkt Head umgestiegen. «Die Umstellung ist bestens gelungen, aber wir sind längst noch nicht am Ende unserer Arbeit.» Beim Auftakt-Riesenslalom in Sölden hat die Liechtensteinerin im ersten Lauf schon mal angedeutet, was möglich ist. Der 5. Zwischenrang mit nur einer halben Sekunde Rückstand war mehr, als sie erwartet hatte. Im zweiten Durchgang schied Weirather nach einem Torfehler aus, doch die Enttäuschung hielt sich in Grenzen: «Ich habe das Gefühl, dass ich auf dem richtigen Weg bin.»
Seit dem 6. November in Nordamerika
Sölden war nur so etwas wie ein Prolog, so richtig startet die Weltcup-saison Ende November. Zunächst mit einem weiteren Riesenslalom in Killington (25. November) und dann mit zwei Abfahrten und einem Super G in Lake Louise (1. bis 3. Dezember). An die kanadische Skistation hat Tina beste Erinnerungen, dort ist sie bereits fünfmal aufs Podium gefahren. Die Liechtensteinerin befindet sich zusammen mit ihren Teamkolleginnen von Swiss Ski seit dem 6. November in Colorado, dort wird fleissig trainiert. Neu bei Tina Weirather ist nicht nur die Skimarke, sondern auch der Coach. Den Platz von Andy Evers (er wechselte zum Schweizer Männerteam) nimmt sein österreichischer Landsmann Charly Pichler ein. Tina Weirather ist mit der bisherigen Zusammenarbeit mehr als zufrieden: «In meiner jetzigen Karrierephase brauche ich eine Person um mich, die wie ein Mentor wirkt. Das füllt Charly sehr gut aus, er gibt mir jeweils zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Input. Zudem ist er für mich eine grosse Hilfe in Sachen Materialabstimmung.»
Keine Rennen gegen die Männer
Für Aufsehen hat zuletzt die Weltcup-Rekordsiegerin Lindsay Vonn mit ihrem Wunsch gesorgt, bei Männerrennen antreten zu wollen. Dieser Idee kann Tina Weirather nur wenig abgewinnen. Trotzdem sieht sie Lindsays Aktion als guten PR-Gag: «Vielleicht hat der Skirennsport, vor allem in Amerika, dadurch an Popularität dazugewonnen.»