Offener Brief der «lie:zeit» an den «Blick»
Dass der «Blick» aus Zürich seit Jahren nicht besonders gut auf Liechtenstein zu sprechen ist, ist nichts Neues. Neu ist die Qualität der Angriffe. Ihr Boulevard-Blatt, das sich nur mit Halbwahrheiten und teils masslosen Übertreibungen über Wasser halten kann, hat mit diesem haltlosen Angriff auf das kleine Fürstentum Liechtenstein den Vogel abgeschossen.
Ihr Pamphlet mit den sog. 15 «Schlaumeier-Punkten resp. Vorwürfen», in denen sie unserem Land Schmarotzertum vorwerfen, entbehrt jeglicher Grundlage. Sie haben überhaupt keine Recherchen angestellt und wenn ja, sagen Sie uns, woher sie diese haarsträubenden Informationen bekommen haben. Dass Ihr Chefredaktor gegen ein seit bald 100 Jahren befreundetes Land solche Pamphlete sanktioniert, ist mir ebenfalls schleierhaft.
Was mich von allen Punkten am meisten geärgert hat, ist Punkt 3, wo Sie schreiben: «Das Fürstentum liebt unter dem Schutzschirm der Schweizer Armee.» Ja auf dem Papier. Als es einst und nur einmal ernst gegolten hat und im Jahre 1942 Hitler mit einigen Divisionen seines Heeres bei Feldkirch/Vorarlberg durch Liechtenstein via die Schweiz nach Frankreich marschieren wollte, haben sich die Schweizer hinter den Rhein zurückgezogen, dort alle Brücken mit Munition geladen und das Ländchen Liechtenstein im Stich gelassen. In Liechtenstein wurden die Gemeindebürger auf Listen aufgeteilt und ihnen gesagt, wann und in welche Gebiete sie in den Alpen flüchten müssen. Das wäre heute auch kein bisschen anders, auch heute würde sich die Schweizer wieder zurückziehen.
Und das alles hat der «Blick» auf den Staatsfeiertag hin über unser Land schweizweit verbreitet. Das ist für ein friedliches Zusammenleben aller Landsleute hüben und drüben des Rheins nicht förderlich und eines korrekten und ehrlichen Blick-Chefredaktors unwürdig.