Unten durch? Ein Tunneldurchstich, viele Fragezeichen

Brenner-Durchstrich am 18. September 2025.© Brenner Basistunnel BBT SE

Politiker:innen aus Österreich und Italien feierten am 18. September 2025 den Durchstich des Brennerbasistunnels zwischen Österreich und Italien. Sie träumen vom «flüssigen Verkehr» durch und über die Alpen – viele Fragen bleiben dabei offen.

Als «historischen Moment» bezeichnete der österreichische Bundeskanzler den Durchschlag  beim Brennerbasistunnel zwischen Italien und Österreich – hier soll ab den 2030er-Jahren der Güterverkehr unterirdisch auf Schienen rollen anstatt auf der Strasse über den Brennerpass. Das würde weniger Lärm und Abgase entlang der Brennerachse bedeuten. Doch viele Fragen bleiben offen: Wann kommt die Verlagerung auf die Schiene wirklich? Wie geht die italienische Klage gegen Österreich vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGh) aus? Warum sprechen Politiker:innen von «fliessendem Verkehr»?

Expert:innen zufolge könnte es aufgrund fehlender Zulaufstrecken und verzögerter Begleitmassnahmen Jahrzehnte dauern, bis der Grossteil der Güter durch den Tunnel rollt. Im Nachtfahrverbot für Lastwagen auf der österreichischen Brennerautobahn sieht etwa Italiens Verkehrsminister eine Einschränkung des freien Warenverkehrs – er verklagte Österreich vor dem EuGH. Davon war bei den Festlichkeiten zum Durchstich nichts zu spüren. Südtirols Landeshauptmann sprach bezogen auf den Brennerbasistunnel von zwei Zielen: Einer besseren Situation für Anrainer:innen und Umwelt einerseits, flüssigem Verkehr andererseits. Elisabeth Ladinser, die Präsidentin von CIPRA Südtirol entgegnet: «Wenn der Tunnel etwas bringen soll, müssen die Güter auf die Schiene gelenkt und diese günstiger als die Strasse werden. Der Brenner ist auf der Strasse immer noch zu billig. Fliessender Verkehr und vermeintliche Sicherheit dürfen dabei kein Argument für immer mehr Kapazitätserweiterungen der Strassen sein. Nur weniger Verkehr ist umweltverträglicher und sicherer für die Menschen!»

Als Gegenpol zum Brenner-Durchstich besuchte Uwe Roth, Präsident von CIPRA International, am 20. September den autofreien Radtag am Südtiroler Mendelpass/I. Mit mehr als 3‘700 Teilnehmenden zeigte die Veranstaltung, was in Sachen Mobilität und Verkehr im Alpenraum zählt: Die Bedürfnisse von Mensch und Natur. Roth sieht den Radtag auch als Signal an die Politik: «Nicht nur in Südtirol, sondern im gesamten Alpenbogen fordern wir von der Politik Massnahmen, die ein menschen- und naturverträgliches Mobilitätsverhalten ermöglichen. Auch über die Pässe und nicht nur unten durch.» Cipra, Vaduz/FL