Forum: Patrick Risch, stellvertretender Landtagsabgeordneter der Freien Liste
In einer kürzlich erfolgten Anhörung vor der Wirtschaftskommission des Nationalrats sorgte Roland A. Müller, Direktor des Schweizer Arbeitgeberverbands, mit einer Aussage für Empörung, die einem aus dem späten Mittelalter entstammen könnte: «Existenzsichernder Lohn ist nicht unsere Aufgabe». Diese Aussage ist nicht nur arrogant, sondern auch zutiefst verachtend gegenüber den Arbeitnehmenden, die tagtäglich ihr Bestes geben, um unsere Wirtschaft am Laufen zu halten.
Arbeit muss sich lohnen. Dieser Grundsatz sollte das Fundament jeder modernen Wirtschaft sein. Doch die Aussage von Müller zeigt, dass einige Arbeitgeber diesen Grundsatz vergessen haben. Es ist eine Frechheit zu behaupten, dass es nicht die Aufgabe der Arbeitgeber sei, existenzsichernde Löhne zu zahlen. Wenn Unternehmen nicht in der Lage sind, ihren Mitarbeitenden einen Lohn zu zahlen, von dem sie leben können, dann haben sie versagt.
Das Phänomen der Working Poor ist in der Schweiz und auch in Liechtenstein ein wachsendes Problem. Immer mehr Menschen arbeiten Vollzeit und können trotzdem nicht von ihrem Lohn leben. Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass etwas grundlegend falsch läuft. In Liechtenstein verdienen viele Arbeitnehmende weniger als 3500 CHF im Monat – ein Lohn, der kaum ausreicht, um die Grundbedürfnisse zu decken. Doch für unsere Regierung und die Wirtschaft scheint dies kein Problem zu sein.
Müller argumentiert, dass der Staat einspringen sollte, wenn Arbeitgeber nicht genug zahlen. Dies ist eine zynische Haltung, die die Verantwortung von den Arbeitgebern auf den Staat abwälzt. Es ist nicht die Aufgabe des Staates, die Lücken zu füllen, die durch ausbeuterische Löhne entstehen. Es ist die Aufgabe der Arbeitgeber, faire und existenzsichernde Löhne zu zahlen.
Die Freie Liste hat bereits letzten Dezember eine Interpellation bei der Regierung eingereicht, um auf dieses drängende Problem aufmerksam zu machen. Die Antwort der Regierung lässt jedoch erneut auf sich warten. Es ist an der Zeit, dass die Politik handelt und sicherstellt, dass Arbeitnehmende faire Löhne erhalten. Die Wirtschaft in Liechtenstein tut sich schwer, faire Löhne zu zahlen, und dies muss sich ändern.
Die Aussage von Roland A. Müller ist eine Beleidigung für alle Arbeitnehmenden, die hart arbeiten. Es ist an der Zeit, dass Arbeitgeber ihre Verantwortung erkennen und sicherstellen, dass Arbeit sich lohnt. Die Politik muss handeln, um faire Löhne durchzusetzen und das Problem der Working Poor zu bekämpfen. Nur so können wir eine gerechte und prosperierende Gesellschaft schaffen.
Es ist Zeit für ein Umdenken. Arbeit muss sich lohnen — für alle.

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