Gratis ist nicht umsonst

Leserbrief von Jo Schädler, Bendern

Eine beliebte Stammtischmetapher: Dein Schulbesuch war gratis, aber umsonst. Nun, nichts ist gratis auf dieser Welt, ausser vielleicht das Sterben, aber auch nur dann, wenn man es richtig einfädelt. „Gratis ÖV für alle“ Nur, was denkt man sich dabei, wenn man diese Albernheit verkündet?

Wohl eher rein gar nichts, oder noch weniger, denn der ÖV ist eine ausgesprochen teure Angelegenheit und muss von der Allgemeinheit getragen, sprich bezahlt werden. Und zwar auch von denen, die ihn nie benutzen, weil sie ein Auto haben, mit dem Fahrrad fahren, nicht an der Linie liegen, oder lieber zu Fuss gehen. Die Bevölkerungsgruppe mit ausgesprochenen Nehmerqualitäten wünscht, die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos zu benutzen und wenn die Sache nichts kostet, in Gebrauch zu nehmen.

Bewusstseinsfern, wer für den Buschauffeur den Lohn erarbeitet, und den Diesel für den Tank bezahlt. Richtig, es ist der Staat. Der Staat sind einzig die Steuerzahler. Darunter Arbeiter, Rentner, Familienväter, selbständig Erwerbende, allein Erziehende und Kleinunternehmer, die tagtäglich zwölf und mehr Stunden krampfen, um sich über Wasser zu halten und welche die Staatsdiener mit der Steuerrechnung alljährlich selbstherrlich an den Abgrund und weiter drängt.

Zehntausend Exekutionsbewilligungen im Land sind bemerkenswert. Sprachlich ist die Bedeutung „Gratis“ richtig einzuordnen. Einmal ist es gleichbedeutend wie kostenlos, oder unentgeltlich. Eine weitere Bedeutung für umsonst ist ohne Grund, also grundlos. Eine dritte ist vergebens, also vergeblich. „Gratis ÖV“ hat also nicht nur sprachlich durchaus Tragkraft, sondern wird sich irgendwann auch monetär auswirken. Nämlich dann, wenn die Nehmenden den Staat mit ihren Forderungen nach „Gratis“ so lange ausgelutscht haben, bis dieser selbst mit leeren Hosensäcken dasteht und sich wundert, warum gratis nicht umsonst war. Konrad Adenauer meint: Eher geht der Hund an der Wurst vorbei, wie ein Sozialdemokrat am Geld anderer Leute.