Mit der Forcierung der Nah- und Fernwärme wird an der Umsetzung der aus der Energiestrategie 2030 abgeleiteten Unternehmensvision konsequent und mit hoher Priorität gearbeitet. Parallel wird das energiepolitische Zieldreieck im Spannungsfeld zwischen Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit stets berücksichtigt. Hierbei gilt die höchste Priorität der Gewährleistung der Versorgungssicherheit mit Gas und thermischer Energie.

Angesichts der erheblichen Marktunsicherheit war und ist die Geschäftstätigkeit äusserst anspruchsvoll, und Prognosen zum Geschäftsverlauf sind kaum möglich. Nach wie vor wurde die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit für Liechtenstein, seine Bevölkerung und Wirtschaft klar über den eigenen Unternehmenserfolg gestellt.

In Europa hat Wasserstoff stark an medialer Präsenz gewonnen. Die Produktion von grünem Wasserstoff mittels überschüssigem Solar- und Windstrom sowie die Einspeisung in das bestehende Gasnetz oder in zusätzliche parallele Wasserstoff-Infrastruktur werden europaweit vorangetrieben und sind vereinzelt bereits Realität. 2024 hat Liechtenstein Wärme evaluiert, wie eine regionale Wasserstoffwirtschaft am trinationalen Alpenrhein aufgebaut werden könnte. Hierbei wurden Szenarien zur Nutzung von Wasserstoff entwickelt und eine Transformationsprozess-Skizze für den Aufbau eines Wasserstoffnetzes erstellt. Die Studie umfasste zwei parallele Ansätze: Einerseits die Evaluation und Analyse der Bedürfnisse der Industrie und Energieversorgungsunternehmen und andererseits die Vision eines Ausbaus der Wasserstoff-Infrastruktur.

Die Forcierung der Nah- und Fernwärme läuft speditiv. Derzeit werden einige Bautätigkeiten in unterschiedlichen Gemeinden abgeschlossen oder weitergetrieben. Die drei grössten Projekte sind derzeit die «Nahwärmeversorgung Ruggell», die «Fernwärmeversorgung Schaan» sowie die «Fernwärme-/Kälteversorgung Vaduz». In Ruggell wird über die Grundwassernutzung ein Nahwärmenetz versorgt, dessen Energiezentrale beim kommunalen Schulareal angesiedelt ist. Einerseits führt ein Leitungsstrang entlang der Landstrasse nach Süden und soll zukünftig auch das Schulzentrum Unterland II mit thermischer Energie versorgen. Andererseits führt ein zweiter Leitungsstrang nach Norden und soll bis zur Industriezone verlängert werden. Kooperative Partner und nachhaltige Schlüsselkunden sind die Gemeinde Ruggell und die Landesverwaltung.

Die Fernwärmeversorgung in Schaan und in Vaduz wird von der Abwärme der Kehrichtverwertungsanlage Buchs gespiesen. Einerseits wurden im Laufe des Jahres 2024 die Nahwärmeversorgungen Schaan mittels Zusammenschlusses mit der Fernwärme verbunden bzw. durch diese substituiert, andererseits konnten bis Ende 2023 erste Liegenschaften im Zentrum von Vaduz, inklusive das Dienstleistungszentrum Giessen, mit thermischer Energie versorgt werden. Das Hauptleitungsnetz wurde 2024 und wird 2025 markant erweitert. Infolge von dringlichem Interesse einiger Ankerkunden bezüglich Energielieferung ihrer Neubauten und bestehender Liegenschaften wurde innerhalb kürzester Zeit und unter Hochdruck mit proaktiver Unterstützung der Gemeinde Vaduz sowie der Landesverwaltung ein Gesamtprojekt über den Gemeinde-Perimeter Vaduz erarbeitet. Dies ist wohl einer der gegenwärtig wichtigsten Meilensteine zur Umsetzung der Energiestrategie 2030.

Jegliche Sparten entwickelten sich grundsätzlich unseren Erwartungen entsprechend. Der Jahresverlust von Liechtenstein Wärme betrug im Jahr 2024 etwa 0,7 Millionen Franken. Wichtigste Treiber hierzu waren Darlehenszinsen für Verbindlichkeiten gegenüber Banken in Höhe von ungefähr 0,8 Millionen Franken sowie die Ausfinanzierung für die Neuausrichtung der Stiftung Personalvorsorge Liechtenstein in der Grössenordnung von rund 0,7 Millionen Franken.

Liechtenstein Wärme versorgte über 4’400 private, gewerbliche und industrielle Kunden mit Erdgas / Biogas und setzte die Strategie des Ausbaus des zweiten Geschäftsfelds Wärmeversorgung / Erneuerbare Energien konsequent fort. Der Absatz von Erdgas / Biogas verringerte sich im Vergleich zum Vorjahr um knapp 10 Prozent auf 201,5 Millionen Kilowattstunden. Um knapp 4 Prozent oder 0,3 Millionen Kilowattstunden hat sich der Absatz von Biogas gesteigert, er betrug 7,9 Millionen Kilowattstunden. Dadurch konnten 1’560 Tonnen CO2 eingespart werden. Die Entwicklung des Anteils der Wärmekunden um über 25 Prozent auf 377 war auch im Geschäftsjahr 2024 äusserst erfreulich. Der Verkauf thermischer Energie hat sich um knapp 26 Prozent auf 35,0 Millionen Kilowattstunden erhöht.

Entwicklung des Gaspreises
Über die letzten vier Jahre von 2021 bis 2024 hat die Branche eine Marktsituation erfahren, die bis anhin so nicht gekannt wurde. Beim Erdgas haben sich die Preise der Termingeschäfte für das Frontjahr seit Mitte 2020 ungefähr verzwanzigfacht. Solche Volatilitäten hat es noch nie gegeben. Die historischen Höchstwerte im Terminmarkt zeigten sich im Sommer 2008, als die Ölpreise ebenfalls historische Rekordwerte erreichten, sieben- bis achtmal niedriger wie im Spätsommer 2022. Tagespreise sind seit den historischen Tiefstwerten vom Jahr 2020 gar teil-weise im Jahr 2022 um mehr als das Hundertfache gestiegen und erreichten ebenfalls neue Höchstwerte.
Eine hohe Marktunsicherheit war auch im Jahr 2024 erkennbar. Die Preise sind im vergangenen Jahr über Wochen und Monate kontinuierlich gestiegen. Der Preis entwickelte sich im Spannungsfeld zwischen Angebot und Nachfrage. In Europa zeigt sich das Angebot derzeit stabil und die Nachfrage ist bedingt durch folgende Faktoren:

  • Wetter / Temperatur
  • Sparbemühungen
  • Verschiebungen zu anderen Energieträgern / Technologien
  • Aktuelle konjunkturelle Lage / Industrieabwanderung

Bei Liechtenstein Wärme konnten Kundinnen und Kunden bei der Gasbeschaffung bis dato ausschliesslich den Nachhaltigkeitsgrad mittels Biogasanteilen selbst wählen. Im Laufe des vergangenen Jahres sind wir jedoch einen grossen Schritt weitergegangen. Es wurden zwei zusätzliche Produkte eingeführt: Ähnlich einer Hypothek werden einerseits ein Floatpreis, vergleichbar mit einem variablen Zinssatz (wie dem Saron-Zinssatz) und andererseits ein Festpreis, vergleichbar mit dem Festzinssatz, angeboten. Die Kundschaft hat somit die Möglichkeit erhalten, selbst zu entscheiden zwischen aktueller Marktnähe mit dem Floatpreis, Planungssicherheit mit dem Festpreis oder einem ausgewogenen Mix von Marktnähe und Planungssicherheit, mit dem Standardprodukt bzw. dem Basispreis von Liechtenstein Wärme.

Seit Januar 2024 ist ununterbrochen das Standardprodukt bzw. der Basispreis von Liechtenstein Wärme günstiger als der Schweizer Gaspreis-Durchschnitt. Seit Januar 2025 ist das Standardprodukt bzw. der Basispreis von Liechtenstein Wärme gar 15 Prozent günstiger als der Schweizer Benchmark. Ableitend ist ersichtlich, dass das Standardprodukt bzw. der Basispreis von Liechtenstein Wärme im Benchmark zu professionellen Energieversorgungsunternehmen in der Schweiz weiterhin wettbewerbsfähig bleibt.

Unternehmensvision

  • An der Umsetzung der aus der Energiestrategie 2030 abgeleiteten Unternehmensvision wird konsequent und mit hoher Priorität gearbeitet.
    Im Sinne der Relevanz und ungebrochenen Aktualität werden hiermit unsere aus der Energiestrategie 2030 abgeleiteten Zielsetzungen in Richtung CO2-Reduktion nochmals festgehalten:
  • Nah- und Fernwärme werden weiter forciert.
  • Liechtenstein Wärme will ihre Nah- und Fernwärme bis 2030 zu 90 Prozent CO2-neutral betreiben.
  • Bis 2050 sollen die Nah- und Fernwärme zu 100 Prozent CO2-neutral sein.
  • Bis 2050 soll das Gasnetz zu 100 Prozent CO2-neutral sein.
  • Liechtenstein Wärme will ihr Gasnetz bis 2030 zu 30 Prozent ökologisieren (Biogas, synthetische Gase, Wasserstoff).
  • Die wirtschaftliche Produktion von Biogas, synthetischen Gasen und allenfalls Wasserstoff soll forciert werden.

Ausblick 2025
Das Geschäftsjahr 2025 steht weiterhin im Zeichen des Transformationsprozesses vom reinen Gasversorger zum allgemeinen Wärmedienstleistungsunternehmen. Auch künftig bleibt die Ökologisierung der Gas- und Wärmeversorgung im Fokus, wofür Investitionen in Höhe von über 13.5 Millionen Franken geplant sind. Voraussichtlich werden 91 Prozent davon in den weiteren Aus-bau der Nah- und Fernwärme fliessen. Liechtenstein Wärme wird die Energielandschaft Liechtensteins auch in den nächsten Jahren proaktiv mitprägen, um nachhaltige Fortschritte bei der Umsetzung der Energiestrategie 2030 und der Energievision 2050 zu ermöglichen. Dabei ist Liechtenstein Wärme auf die Unterstützung durch finanzielle Mittel der öffentlichen Hand für die hohen Infrastrukturkosten, hauptsächlich im Bereich Nah- und Fernwärme, angewiesen.

Die zielgerichtete nationale Wärmeplanung bzw. Zielnetzplanung ist ein entscheidendes Instrument zur Erreichung der Energiestrategie 2030 und der Energievision 2050. Ziel dieser Planung ist es, das Land wirtschaftlich sinnvoll mit thermischer Energie zu versorgen. Dies kann durch eine integrierte Wärmeplanung erreicht werden, die alle Energieträger und ihre Abhängigkeiten berücksichtigt. Eine vorausschauende Wärmeplanung soll strategische Weichen für eine nachhaltige und zuverlässige Wärmeversorgung in Liechtenstein stellen.