Das frühere «Landhaus am Giessen» erstrahlt seit dem 1. Januar 2025 in neuem Glanz, besticht durch ein erweitertes Angebot und trägt nun den Namen «Giessen Hotel & Coffeehouse». Vorausgegangen waren eine umfassende Sanierung und ein teilweiser Neubau, die in rund neun Monaten zum Abschluss gebracht werden konnten. Die zuständige Architektin Sarah Hermann zieht ein positives Fazit.
Text: Heribert Beck
Im Jahr 2000 hat die Gemeinde Vaduz das «Landhaus am Giessen», als Hotel erbaut in den 1960er-Jahren, erworben. Im Jahr 2004 übernahm Hanni Sele die Pacht des Hotels. In der Zwischenzeit hat sie die Geschäfte an ihre Tochter Isabella übergeben. Die Auslastung der Zimmer war stets sehr hoch. Die Nachfrage nach dem Angebot besteht also zweifellos und soll durch den Neubau weiter gesteigert werden. Die Bausubstanz war aber in die Jahre gekommen. Daher hat sich der Vaduzer Gemeinderat im Mai 2022 dazu entschieden, eine Machbarkeitsstudie für eine Sanierung in Auftrag zu geben. Das Ergebnis war, dass ein Erweiterungsbau mit Frühstücksraum, der auch als Tagescafé genutzt werden kann, sinnvoll wäre. Daraufhin wurde vom Gemeinderat ein Planungskredit gesprochen, der später im Sinn der Nachhaltigkeitsstrategie «Vaduz 2030» um den Punkt «Senkung von Energie- und Nebenkosten» ergänzt wurde. Den Auftrag erhielt schliesslich das Architekturbüro Hasler mit Sitz in Vaduz. Die Projektleitung übernahm Architektin Sarah Hermann.
Dank einer grossartigen Zusammenarbeit und viel Flexibilität bei allen Beteiligten haben wir es geschafft, in einer lediglich zehnmonatigen Bauphase ein optimales Resultat zu erzielen.
Sarah Hermann, Architektin
Eine Decke als Gestaltungselement
«Unsere Projektstudie sah vor, dass wir das alte, ans Hotel angebaute Wohnhaus aus dem Jahr 1922 durch einen Neubau ersetzen, der als Coffeehouse und Speisesaal für das Frühstück genutzt wird. Durch die Auflösung des Schwimmbads im Erdgeschoss des Hotels konnten wir ausserdem 70 Quadratmeter Raum gewinnen», sagt Sarah Hermann. Durch diese Massnahme liessen sich Lobby und Lounge im Empfangsbereich deutlich vergrössern. Die Gäste-WCs konnten aufgewertet und ein Sitzungs- beziehungsweise Seminarraum integriert werden. «Die Gebäudehülle haben wir komplett optimiert und energetisch genau wie die gesamte Haustechnik, die bereits 50 Jahre alt war, auf den neusten Stand gebracht. Zusammen mit der PV-Anlage auf dem Dach verfügt das Gebäude nun über deutlich mehr Energieeffizienz.» Die 22 Hotelzimmer wiederum haben eine umfassende Modernisierung erfahren. «Es ist uns mit vergleichsweise kleinem Aufwand, wie beispielsweise einem neuen Anstrich, neuen Möbeln und einer Sanierung der Bäder, gelungen, den Zimmern eine frische Optik und deutlich mehr Komfort zu verleihen», sagt Sarah Hermann.
Bei der Materialisierung hat die Architektin grossen Wert auf Natürlichkeit gelegt. «Im Bestand war Beton der dominierende Baustoff. In Absprache mit der Pächterin haben wir hingegen beim Neubau viel mit Holz gearbeitet und mit der Decke eine Verbindung von innen nach aussen geschaffen. Sie zieht sich nun als Gestaltungselement von den Balken im Inneren bis hin zu einem Fächer im Aussenbereich, der sich um das gesamte Gebäude erstreckt.» Verbunden sind die Gebäudeteile, Coffeehouse und Hotel, mittlerweile durch einen stufenlosen Zugangsbereich und einen Lift, die beide Gewähr dafür leisten, dass sowohl das Hotel als auch das Coffeehouse mit seiner grosszügigen Terrasse barrierefrei genutzt werden können.
Harmonie aus Funktionalität und Optik
«Alt und Neu zusammenzubringen, dabei sowohl die Wünsche der Gemeinde als auch jene der Pächterin zu vereinbaren, Abläufe zu optimieren sowie Nutzung, Funktionalität und Optik zu kombinieren, war eine reizvolle Herausforderung. Es freut mich rückblickend sehr, wie gut uns dies mit vereinten Kräften gelungen ist und dabei gleichzeitig den Geist des Ensembles so weit wie möglich zu erhalten», sagt Sarah Hermann.
Neu organisiert hat Sarah Hermann ebenfalls die Parkplatzsituation rund um die beiden Gebäudekörper. Dabei galt es, den Gewässerabstand zum Giessen genauso einzuhalten wie einen Mobilitätskorridor entlang der Zollstrasse. Sechs Parkplätze unterhalb des Coffeehouses, erreichbar über eine Rampe hinter dem Gebäude, und weitere elf rund um die beiden Gebäudekörper herum gewährleisten inzwischen die Einhaltung beider Vorgaben. «Nun funktioniert die Parzelle auch diesbezüglich in sich selbst und ohne Abhängigkeit von externen Zufahrten.» Gleichzeitig konnten die Übersichtlichkeit und mit ihr die Ein- beziehungsweise Ausfahrtssituation verbessert werden.
Zusammenarbeit als Erfolgsgeheimnis
Mit dem Giessen Hotel & Coffeehouse hat Sarah Hermann erstmals ein Bauprojekt der öffentlichen Hand vom Entwurf bis zur Schlüsselübergabe geleitet. «Es war ein überaus spannender Auftrag, bei dem von der Gemeindebauverwaltung über die Fachplaner und die beauftragten Unternehmer bis hin zur Pächterin zahlreiche Parteien beteiligt waren und bei dem ich viel über die Abläufe sowie die baulichen Notwendigkeiten in der Gastronomie und über die IT-Bedürfnisse eines rund um die Uhr geöffneten Hotels mit Self-Checkin lernen durfte», sagt die Architektin. «Dank einer grossartigen Zusammenarbeit und viel Flexibilität bei allen Beteiligten haben wir es geschafft, in einer lediglich zehnmonatigen Bauphase ein optimales Resultat zu erzielen. Nun das fertige, modernisierte Hotel und das moderne Coffeehouse, das seinem Namen wirklich gerecht wird, zu sehen, macht Freude – und ich bedanke mich herzlich bei allen, die ihren Beitrag zu diesem Projekt geleistet haben.»
Tradition mit Fortschritt vereint
Das Landhaus am Giessen ist ein schönes Beispiel dafür, wie wir in Vaduz Tradition und Fortschritt miteinander verbinden. Seit dem Jahr 2000 im Eigentum der Gemeinde, hat sich das Hotel als willkommene Adresse etabliert und trägt aktiv zur Stärkung unseres touristischen und wirtschaftlichen Angebots bei.
Durch die kürzlich abgeschlossene Sanierung und Erweiterung sowie die Einrichtung eines Tagescafés ist es gelungen, einen weiteren Treffpunkt in Vaduz zu schaffen. Das Projekt zeigt, wie kommunale Verantwortung, wirtschaftliche Weitsicht und nachhaltige Entwicklung miteinander funktionieren.
Florian Meier, Bürgermeister von Vaduz
Die Gäste sind begeistert
Die Ergebnisse des Umbaus gefallen mir ausserordentlich gut. Unsere Gäste zeigen sich begeistert vom neuen Erscheinungsbild des Giessen Hotel & Coffeehouse. Die stilvolle Gestaltung der Zimmer und die liebevoll gestalteten Räumlichkeiten finden durchweg grossen Anklang. Es freut uns sehr, dass der Umbau so positiv wahrgenommen wird und unsere Gäste sich bei uns wohlfühlen.
Die ersten Wochen des operativen Betriebs waren und sind hingegen eine Zeit der Herausforderungen. Nicht alles hat von Anfang an reibungslos funktioniert, und die Nachwehen eines solch umfangreichen Projekts haben sich für mich als unerwartet zeit- und energieintensiv erwiesen. Dennoch zeigt sich nun, dass sich vieles langsam einspielt, und ich blicke optimistisch nach vorne. Besonders glücklich bin ich über meine grossartigen Mitarbeiterinnen, die mit voller Motivation und Tatkraft dazu beitragen, meine Vision für das Giessen Hotel & Coffeehouses zu verwirklichen. Ihre Unterstützung war und ist für mich in dieser intensiven Zeit unverzichtbar und ein absoluter Glücksfall.
Für die Zukunft hoffe ich, dass wir an den bisherigen Erfolgen des Hotels anknüpfen und die Auslastung der Zimmer sogar noch steigern können. Zudem wünsche ich mir, dass unser Coffeehouse in Vaduz zu einem echten Anziehungspunkt wird, zu einem Ort, der Menschen zum Verweilen einlädt und durch sein einzigartiges Angebot zu einem beliebten Treffpunkt für Einheimische und Gäste gleichermassen wird.
Isabella Sele, Betreiberin des Giessen Hotel & Coffeehouse
Hervorragend funktionierendes Planungsteam
Bei Bauprojekten dieser Grössenordnung und Komplexität besteht stets die Herausforderung, dass sich während der Bauarbeiten unerwartet herausstellen kann, dass Gebäudeteile in einem schlechteren Zustand sind als ursprünglich angenommen. Auch bei diesem Bauvorhaben mit Fokus auf Energieeffizienz und optimale Nutzung der Räumlichkeiten mussten Baumassnahmen im laufenden Planungs- und Bauprozess aufgrund neuer Erkenntnisse angepasst werden.
Dank eines hervorragend funktionierenden Planungsteams konnte jedoch jederzeit schnell und flexibel auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagiert werden. An dieser Stelle bedanke ich mich bei allen Beteiligten – insbesondere bei Architektin Sarah Hermann und Bauleiterin Lara Borghi sowie bei Pächterin Isabella Sele für die ausgezeichnete Zusammenarbeit.
Gunnar Eberle, Projektleiter Hochbau der Gemeinde Vaduz
Als Team Grosses erreicht
Das Projekt Sanierung und Erweiterung «Hotel Landhaus am Giessen, Vaduz» war sehr interessant und für mich persönlich auch lehrreich. Eine der grössten Herausforderungen, vor denen die Projekt- und Bauleitung bei einem Bauobjekt stehen, ist immer, die Kosten und Termine einzuhalten. Bei diesem Objekt war die Kosten- und Terminkontrolle eine besonders grosse Herausforderung für mich. Einerseits, weil einige unvorhersehbare Baumassnahmen ausgeführt werden mussten. Diese führten zu Kosten, mit denen man nicht gerechnet hatte. Andererseits war es eine Herausforderung, in relativ engen Platzverhältnissen alle Arbeiten im und rund um das Gebäude herum innerhalb des geplanten Zeitraums auszuführen. Die sich teilweise überschneidenden Arbeitsetappen zu koordinieren, war nicht immer einfach und verlangte eine gute Koordination zwischen den Etappen sowie den verschiedenen Gewerken. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Unternehmern und Fachplanern hat bei diesem Bauprojekt aber grossen Spass gemacht. Auch in Phasen, in denen mehr Zeitdruck herrschte, war die Motivation spürbar und der Einsatz war gross, die Zielvorgaben zu voller Zufriedenheit zu erreichen. Dafür danke ich allen Beteiligten herzlich. Speziell bedanke ich mich bei der Bauherrschaft Gemeinde Vaduz und der Architektur für die sehr angenehme Zusammenarbeit.
Mit dem Ergebnis der Sanierung und Erweiterung des Hotels bin ich sehr zufrieden. Man kann sich richtig wohlfühlen und den Aufenthalt im sanierten Hotel geniessen. Auch das Coffeehouse wurde sehr stimmig und einladend. Die Sanierung und die Erweiterung harmonieren ausserordentlich gut miteinander.
Nun die Freude und Begeisterung der Leute im laufenden Hotelbetrieb zu spüren, ist sehr zufriedenstellend und letztlich das grösste Highlight für mich. Gerne sitze ich heute selbst im Coffeehouse, bin stolz, was wir gemeinsam als Team erreicht haben und geniesse die Freude der Gäste und Nutzer zu sehen.
Lara Borghi, Bauleiterin
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