Seit bald zehn Jahren leitet Christoph Beck als Vorsteher die Geschicke der Gemeinde Triesenberg. Eine Herausforderung war es dabei stets, mit vergleichsweise bescheidenen finanziellen Mitteln das Bestmögliche für die Bevölkerung zu erreichen. Ein gutes Beispiel, wie dies gelingen kann, ist das neue Depot für die Blaulichtorganisationen, das bald eröffnet wird. Aber auch sonst beschäftigen sich Vorsteher und Gemeinderat mit einer Reihe von Projekten, die aufgrund der finanziellen Mittel nur gestaffelt umgesetzt werden können.

Interview: Heribert Beck

 

Wir müssen uns nach wie vor nach der Decke ­strecken, grössere Projekte ­etappiert planen und mit unseren ­Mitteln haushälterisch ­umgehen.

Christoph Beck,
Gemeindevorsteher von Triesenberg

 

Herr Gemeindevorsteher, medial ist Triesenberg derzeit vor allem in Zusammenhang mit der Zweitwohnungsabgabe präsent. Können Sie den aktuellen Stand bitte kurz zusammenfassen?
Gemeindevorsteher Christoph Beck: Rechtlich ist die Zweitwohnungsabgabe ein Thema, das auf Landesebene behandelt wird. Eine zweite Lesung im Landtag wird es – entgegen dem ursprünglichen Fahrplan – in dieser Legislaturperiode aber nicht mehr geben. Somit wird die Abgabe vor allem die neue Regierung und den neuen Landtag beschäftigen. Das ist für die Gemeinde Triesenberg nicht weiter problematisch. Für den Ausgleich des Defizits der Bergbahnen Malbun, für den ein Teil der Zweitwohnungsabgabe eingeplant war, braucht es aber eine Übergangslösung. Mit dem Bericht und Antrag der Regierung für eine zweijährige Übergangsfinanzierung in Höhe von je 900’000 Franken kann dies, die Zustimmung des Landtags vorausgesetzt, gewährleistet werden. Die Optimierungen, die im Rahmen der Reorganisation der Tourismusorganisation für das Berggebiet vorgesehen waren, verzögern sich nun aber leider ebenfalls. Das verstärkte Standortmarketing und die Bemühungen um die Belebung des Sommertourismus – wir haben immer von einem «Kümmerer im Berggebiet» gesprochen – hätten Malbun und dem gesamten Berggebiet, auch dem rheintalseitigen, einen weiteren Schub gegeben. Aber ich hoffe, dass die Reorganisation nur aufgeschoben und nicht aufgehoben ist und dass der Schub bald kommen wird. An der Situation ändern können wir in Triesenberg derzeit jedoch wenig. Wir nehmen es daher so, wie es kommt. Bezüglich der Finanzierung sind wir auch gespannt, wie die neue Regierung und der Landtag die Thematik sehen.

Die Finanzen sind nicht nur bei den Bergbahnen Malbun immer ein Thema, sondern auch bei der Gemeinde Triesenberg. Wie gestalten sie sich aktuell?
Wir sind momentan dabei, das Budget für das Jahr 2025 zu finalisieren. Details kann ich also noch keine preisgeben, aber generell sind wir dank des neugestalteten, horizontalen Finanzausgleichs und des Sonderbeitrags, den wir seit einigen Jahren für unsere Aufgaben von landesweitem Interesse im Berggebiet erhalten, besser aufgestellt. Dennoch lässt sich die Finanzlage von Triesenberg noch lange nicht mit jener der meisten Talgemeinden vergleichen, die aufgrund ihrer topografischen Lage von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen profitieren. Wir müssen uns nach wie vor nach der Decke strecken, grössere Projekte etappiert planen und mit unseren Mitteln haushälterisch umgehen. Triesenberg verfügt grundsätzlich über weniger Einnahmen als andere Liechtensteiner Gemeinden und hat aufgrund des weitläufigen Hoheitsgebiets mit seinen sieben Alpen sowie einem umfassenden Wasser-, Abwasser- und Strassennetz, das von rund 750 bis zirka 2000 Meter über Meer führt, einen erheblichen Unterhalt zu leisten. Logischerweise gestalten sich diese Aufgaben zum Teil aufwendiger und anspruchsvoller als bei Gemeinden mit kompakten Strukturen. Dazu kommt eine Reihe von Beitragsleistungen, die wir nicht beeinflussen können, wie etwa die Lehrergehälter, den Gemeindeanteil an die Ergänzungsleistungen von AHV und IV sowie Beiträge zur Liechtensteinischen Alters- und Krankenhilfe, Sozialhilfe, Familienhilfe, Offenen Jugendarbeit und Sonderschulen. Insgesamt belaufen sich diese Beitragsleistungen auf rund 4,2 Millionen Franken – eine erhebliche Summe für unsere Berggemeinde.

Dennoch bewältigen wir mit den zusätzlichen Mitteln aus dem ­horizontalen Finanzausgleich unsere Aufgaben. Auch wenn es nicht ­einfach ist, ein über die Jahre ausgeglichenes Budget vorzulegen, können wir weiterhin Vereine und kulturelle Institutionen unterstützen und den Gemeindesteuerzuschlag – zumindest vorläufig – auf dem gesetzlich niedrigsten Niveau von 150 Prozent halten. Dafür werden wir bei der Finanzierung auch in Zukunft kreativ bleiben und mit dem, was wir haben, vernünftig umgehen müssen. Zu Jammern gibt es aber nichts, denn die Besonderheiten von Triesenberg entschädigen für vieles.

Der Neubau des Stützpunkts für die Triesenberger Blaulichtorganisationen nimmt immer mehr Gestalt an.

Ein grösseres Projekt, das die Gemeinde Ihren Aussagen entsprechend über mehrere Jahre finanziert, ist der Neubau für die Blaulichtorganisationen – Feuerwehr und Samariter, um genau zu sein. Wie ist der aktuelle Stand?
Wir sind auf Kurs. Sowohl zeitlich als auch in Bezug auf den finanziellen Rahmen. Der Neubau wird im März des kommenden Jahres fertiggestellt sein. Dann gibt es auch einen Tag der offenen Tür, bei dem sich die Bevölkerung, die dem Kredit im November 2021 mit über 90 Prozent zugestimmt hat, vom Ergebnis überzeugen kann. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass das Gebäude sowohl den Nutzern als auch den Triesenbergerinnen und Triesenbergern gefallen wird. Besonders freut mich persönlich übrigens, dass wir in der Projektphase einige Änderungswünsche umsetzen konnten und dennoch so gut wie im finanziellen Rahmen geblieben sind. Wir haben beispielsweise die Photovoltaikanlage grösser dimensioniert als ursprünglich geplant und ein Lager für die Krankenmobilien eingerichtet. Der Neubau ist wirklich ein rundherum gelungenes Projekt. Er verbessert die Sicherheitslage in der Gemeinde erheblich und hilft auch, unsere Verpflichtungen im Alpengebiet zu erfüllen. Dies beispielsweise dadurch, dass die Feuerwehr viel mehr Platz hat, um ihre Fahrzeuge unterzubringen, und in der Lage ist, in jeder Situation problemlos auf die Hauptstrasse zu gelangen. Letzteres war beim bisherigen Standort im Obergufer nicht immer gewährleistet.

Welche weiteren Bauprojekte beschäftigen den Gemeinderat und Sie derzeit?
Nach der Ablehnung der Umgestaltung des Dorfzentrums durch die Stimmberechtigten vor zweieinhalb Jahren ist das Projekt «Ünscha Träff» zwar vom Tisch. Eine Reihe von Problemen, die wir damit lösen wollten, besteht aber nach wie vor. Unser Ziel ist es nun, die Nahversorgung für die Bevölkerung und die Verkehrssicherheit sowie die Situation für die Gesundheitsdienstleister durch punktuelle Massnahmen zu verbessern. Für eine ganzheitliche Lösung arbeiten wir an einem Konzept, bei dem möglichst die gesamte Bevölkerung hinter der nötigen Investition stehen kann. Wir möchten das Dorfzentrum in kleinen Schritten voranbringen und so für die Zukunft fit machen. Als Grundlage dienen uns die Umfrage, die wir im vergangenen Jahr zur Abstimmung über das Dorfzentrum durchgeführt haben, aber auch zahlreiche Gespräche mit Einwohnerinnen und Einwohnern von Triesenberg. Die bereits vorhandenen Machbarkeitsstudien sollen ebenfalls in das Projekt mit einfliessen.

Ein Teil des Kontaktgebäudes soll einer neuen Nutzung zugeführt werden.

Ein weiteres Projekt, das auf uns wartet, beschäftigt sich mit der Zukunft des Kontakt-Gebäudes im Obergufer. Sobald die Feuerwehr und die Samariter ihre neuen Räumlichkeiten bezogen haben, verfügen wir dort über viel Platz, den wir natürlich so sinnvoll wie möglich nutzen wollen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie zum Bespiel eine Erweiterung beziehungsweise Zentralisierung des Schulstandorts inklusive Tagesstrukturen. In den entsprechenden Prozess werden wir alle Betroffenen und Interessensgruppen einbinden.

Ein Thema, das uns im Bereich des Hochbaus schon lange beschäftigt, ist ausserdem das Berggasthaus Sücka. Dabei handelt es sich um eine der ältesten Tourismusdestinationen in Liechtenstein mit einer langen und bewegten Geschichte. Leider entspricht die Statik nicht den heutigen gesetzlichen Anforderungen, und auch der Brandschutz müsste verbessert werden. Der Gemeinderat hat sich Ende Oktober mit der Thematik befasst, und wir sind zum Schluss gekommen, dass eine Sanierung für 3 bis 4 Millionen Franken, die nötig wäre, um alle Mängel zu beheben, in diesem Fall sehr teuer ist. Wie es mit dem Gebäude weitergehen soll, ist Gegenstand von Abklärungen. Derzeit ist seine Zukunft aber ungewiss.

Mit der Sücka und dem historischen Berggasthaus sind wir bereits mitten im Thema Kultur und Brauchtumspflege, die in Triesenberg traditionell eine grosse Rolle spielen. Was beschäftigt Sie in diesem Zusammenhang im Moment noch?
Da kann ich beispielsweise ein Wohnhaus erwähnen, das im Jahr 1870 im Weiler Hinterprufatscheng erbaut worden ist und später neben einer Landwirtschaft auch eine Heimstickerei umfasste. Sowohl das Gebäude als auch die Stickmaschine aus dem Jahr 1907 sind noch im Original und in bestem Zustand erhalten. Das Ensemble steht seit Mai 2023 unter Denkmalschutz, und es ist der Gemeinde in diesem Sommer testamentarisch vermacht worden. Das bietet uns eine einmalige Chance: Um der Nachwelt die alte Walserkultur mit verstreuten Weilern, Bergbauernhöfen und Heimarbeit zur Aufbesserung des Verdienstes näherzubringen, wollen wir das Gebäude mit Stall und Stickmaschine nicht nur erhalten. Wir planen es zu einem kulturellen Erlebnis zu machen und werden zusammen mit dem Amt für Kultur der Landesverwaltung eine optimale Lösung suchen. Wichtig sind uns aber auch die vielen kleineren Projekte zur Kulturvermittlung und zum Erhalt des Erbes unserer Vorfahren. Ein Beispiel sind die Magerheuhütten, die es früher rund um das Siedlungsgebiet gegeben hat und in denen unsere Vorfahren ihr Heu gelagert haben. Mit dem wirtschaftlichen Fortschritt sind diese kleinen Hütten mehr und mehr verschwunden. Einzelne gibt es aber noch. Die Gemeinde hat nun in Zusammenarbeit mit dem Amt für Kultur und einem Lehrlingsprojekt eine von diesen Magerheuhütten saniert, um sie langfristig zu erhalten.

Ebenfalls in den Bereich der Kultur gehört das internationale Walsertreffen, das kommendes Jahr ganz in der Nähe stattfindet – in Lech in Vorarlberg, um genau zu sein. Dort wird Triesenberg selbstverständlich wieder mit einer Delegation vertreten sein. Zur Kultur zählen für mich aber nicht nur die historischen und internationalen Elemente, sondern selbstverständlich auch unsere zahlreichen Dorfvereine, die einen unschätzbaren Beitrag für die Jugendförderung und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten. Wir unterstützen sie nach Kräften, und ich freue mich immer wieder, wie aktiv und vielfältig unser Vereinsleben in Triesenberg ist.

Historisches Wohnhaus auf Hinterprufatscheng.

Welche konkreten politischen Ziele haben Sie sich für das Jahr 2025 gesetzt?
Ich möchte möglichst viele offene Fragen, wie beispielsweise die erwähnte nach der künftigen Nutzung des Kontakt-Gebäudes, einer Lösung zuführen, hinter der eine breite Mehrheit der Bevölkerung stehen kann. Wann diese Lösungen dann umgesetzt werden, müssen wir sorgfältig planen. Denn finanziell muss sich Triesenberg nach den Investitionen in den Neubau der Blaulichtorganisationen zunächst wieder konsolidieren. Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass uns dies immer gelungen ist, ohne die notwendigen Investitionen zum Wohle und zur Sicherheit der Bevölkerung unnötig hinauszuzögern. Daher bin ich zuversichtlich, dass wir diesen Weg auch künftig erfolgreich beschreiten werden.