Leserbrief von Jo Schädler, Bendern
Nun hat einer in einem Leserberief die interessante Theorie entwickelt, im Land gäbe es noch etliche Menschen mit niedrigem Einkommen und deshalb sollten wir wieder schrumpfen, und nur noch Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung installieren, oder am Leben erhalten, womit sich unter anderem auch die Mietsituation, oder die Verkehrslage verbessern würde.
Angesichts der vielen Wohnungsleerstände eine interessante, allerdings auch explosive Annäherung an die Wirklichkeit. Also zuerst einmal: Betriebe mit hoher Wertschöpfung benötigen gute Fachkräfte, also ausgebildete und vor allem arbeitswillige Menschen, nach denen ganz Europa händeringend sucht und die es einfach nicht mehr in genügender Anzahl gibt. Aber was ist hohe Wertschöpfung? Also wenn einer nichts mehr zu essen hat, ist ihm eine Wurst, zwei Rübli, ein Härdöpfel auf dem Teller sehr viele mehr wert, wie eine Rückfahrkamera am Auto. Wir können natürlich auch mit ganz wenigen Leuten und für die Zuarbeiten mit Robotern nur noch wertvolle Waren herstellen, die teuer verkaufen und Lebensmittel und Kleidung aus Niedriglohnländern importieren und mit dem heute üblichen Kolonialsystem die armen Leute dort ausbeuten, denen ab und zu ein paar Rappen Entwicklungshilfe schicken und uns dann als Gutmenschen über den Schellenkönig selber loben. Die Anzahl der Untertanen senken, hätte wahrscheinlich eine starke Gegnerschaft, nämlich das grosse Heer der Vermieter und die Befürworter des Familiennachzuges. Zur Beseitigung niedriger Löhne, müssten ohnehin Karl Marx und Dachdecker Erich befragt werden. Mit guten Fachkräften hapert es ja jetzt schon überall im Lande. Es können ja wohl kaum Fachleute gewesen sein, die sich für den dümmsten aller möglichen Standorte für den Spitalneubau entschieden haben. Vielleicht sind die Architekten, die jetzt schon die Löffel verwerfen auch keine Fachmänner, hellsichtig sind sie allemal. Und von den Fachleuten, welche unsere Schlaglöcher operieren, schon gleich gar nicht zu reden.