im:Fokus Eschen-Nendeln: «Unser Gemeinwesen lebt und ist gesund»

Der Sportpark Eschen/Mauren wird bis 2026 für 5,1 Millionen Franken saniert.

Eschen-Nendeln entwickelt sich in den verschiedensten Bereichen überaus erfreulich. Als Wohngemeinde wie als Wirtschaftsstandort blüht das Dorf auf, und das gesellschaftliche Leben ist intakt. Vorsteher Tino Quaderer schildert, wie die Gemeinde diese Entwicklung fördert, welche ganz konkreten Früchte die Bemühungen bereits tragen und wie sich all dies auf die Finanzen auswirkt.

Interview: Heribert Beck

 

Gemeindevorsteher Tino Quaderer

Herr Gemeindevorsteher, Eschen hat in den vergangenen Monaten auf die eine oder andere Art von sich hören gemacht: Sei es die Eröffnung der Begegnungsstätte Clunia in Nendeln, des neuen Einkaufzentrums Essane Centers oder die Senkung des Steuersatzes um 10 Prozentpunkte. Kann man sagen: «Es läuft»? 

Tino Quaderer: Insgesamt befinden wir uns mit der Gemeindeentwicklung durchaus auf Kurs, und so konnten im vergangenen Jahr in der Tat einige Meilensteine erreicht werden. Erfreulich ist aber vor allem auch, dass aktuell einige weitere spannende Projekte von privater sowie öffentlicher Seite in der Planung sind und sich daher in den nächsten Jahren weitere wichtige Entwicklungsschritte abzeichnen. Es bleibt also spannend, und es wird sich in den nächsten Jahren noch einiges tun.

Welches Projekt hat Sie im vergangenen Jahr am meisten gefreut?

Ein absoluter Höhepunkt war aus meiner ­persönlichen Sicht die Eröffnung des Bege­gnungszentrums Clunia in Nendeln. Es ist alles andere als alltäglich, dass ein neues Zentrum samt öffentlichen Plätzen, Saal und Vereins­räumen eröffnet wird. Das war für uns als Gemeinde im Grunde ein historischer Tag. Heute ist es erfreulich zu sehen, dass diese neue Infra­struktur bereits sehr gut angenommen und rege genutzt wird – sowohl für private als auch für öffentliche Anlässe und Vereinsaktivitäten.

Die Gemeinde wird den Verpflichtungskredit für das Begegnungszentrum Clunia einhalten.

Und wird der Verpflichtungskredit für das Begegnungszentrum Clunia am Schluss reichen?

Während der ganzen Bauphase war das Geld eine enorme Herausforderung, da die Bau­kostenteuerung seit der Abstimmung über den Verpflichtungskredit um rund 15 Prozent zugelegt hat. Das hat uns im Projektverlauf gezwungen, alle Positionen kritisch zu beleuchten und Optimierungen sowie Ein­sparungen im Projekt vorzunehmen. Zugleich war für uns aber klar, dass es dadurch keine faulen Kompromisse zwischen Kosten einerseits und Qualität respektive Funktion andererseits geben darf. Das war für mich persönlich dann eigentlich auch der Höhepunkt der vergangenen Monate: Trotz der enormen
Baukostenteuerung ist es uns gelungen, das Begegnungszentrum ohne funktionale oder qualitative Abstriche im Rahmen des Kredits umzusetzen. Wir werden den Kredit einhalten.

Visualisierung des Überbauungsplans Essanestrasse: Ein Beispiel für ein weiteres Projekt, das in den nächsten zwei Jahren an der Essaneastrasse entstehen wird. Hierbei handelt es sich um ein Projekt eines Finanzdienstleisters.

Woran liegt die erfreuliche Entwicklung, die Eschen-Nendeln momentan verzeichnet?

Als Standort kann Eschen-Nendeln durch verschiedene Aspekte punkten. Durch unsere natürliche Zentrumslage im Unterland und die sehr gute Anbindung in alle Richtungen bietet die Gemeinde in wirtschaftlicher Hinsicht viele Möglichkeiten. In diesem Sinne verspüren wir derzeit auch ein starkes Interesse am Standort. Zugleich verfügen wir beispielsweise über diverse attraktive Hanglagen mit idealen Rahmenbedingungen für beste Wohn- und Lebensqualität. Auch diesbezüglich spüren wir ein ­starkes Interesse an unserer Gemeinde als Wohn- und Lebensort.

Wir sind bestrebt, diese und weitere Standortvorteile strategisch zu bewirtschaften und
damit die Entwicklung in die gewünschte Richtung zu lenken. Ein Beispiel hierfür ist unser Versuch, vermehrt wertschöpfungsintensive Arbeitsplätze anzusiedeln. Es freut uns, dass wir schon erste Früchte sehen. So hat sich beispielsweise die Anzahl der Arbeitsplätze in Bereichen wie Finanzen, Versicherungen und Recht seit 2019 mehr als verdoppelt. Und in den nächsten Jahren werden diesbezüglich noch weitere Projekte folgen.

Die Kapelle in Nendeln wird bis Ende 2025 zuerst aussen und danach innen saniert.

Finanziell ist die Senkung des Steuersatzes ein Indiz dafür, dass der neue, horizontale Finanzausgleich sich für Ihr Gemeinde auszahlt. Aber auch die von Ihnen angesprochenen Bestrebungen zur Neuansiedlungen von Betrieben scheinen sich auszuzahlen. Wie sieht es konkret aus?

Eschen-Nendeln weist nach Schaan und Vaduz am drittmeisten Arbeitsplätze in Liechtenstein auf, nämlich rund 5600. Zugleich weist keine vergleichbare Gemeinde so tiefe Ertragssteuern pro Arbeitsplatz auf wie wir. Während im Durchschnitt ein Arbeitsplatz in Liechtenstein rund 6100 Franken an Ertragssteuern produziert, liegt dieser Wert in Eschen-Nendeln nicht einmal bei einem Drittel davon. Das möchten wir natürlich korrigieren, daher setzen wir in der Ansiedlung möglichst auf wertschöpfende Unternehmen. Das ist ein langfristig orientiertes Unterfangen, das durchaus anspruchsvoll ist. Erfreulicherweise können wir aber schon gewisse Erfolge ausweisen, so zuletzt mit der Ansiedlung einer grösseren Treuhandunternehmung, die sich in etwa zwei Jahren in Eschen niederlassen wird.

Welche Pläne hat die Gemeinde neben der Senkung des Steuerzuschlags mit den neuen finanziellen Mitteln, die sich aus der Einführung des horizontalen Finanzausgleichs ergeben?

Für uns als Gemeinde war die Anpassung des Finanzausgleichs enorm wichtig. Daher haben wir auch auf verschiedenen Ebenen mehrere Jahre darauf hingewirkt. Die zusätzlichen Mittel werden nahezu vollumfänglich in die Senkung des Gemeindesteuerzuschlags investiert, sodass wir bis 2027 schrittweise auf 150 Prozent runterkommen. Am Ende dieses Absenkungsprozesses bleibt vom neuen Finanzausgleich nicht wirklich etwas übrig, zumal parallel dazu die Beitragsleistungen, die wir als Gemeinde von Gesetzes wegen in verschiedenen Bereichen zu zahlen haben, auch enorm steigen. Das führt dazu, dass wir am Ende wieder gleich weit sind. Aber zumindest mit dem Unterschied, dass wir endlich steuerliche Gleichbehandlung für unsere Einwohnerinnen und Einwohner herbeigeführt haben. Früher oder später werden wir also wieder über die Mehrkosten diskutieren müssen, welche eine Doppelstruktur mit zwei räumlich getrennten Ortsteilen wie Eschen und Nendeln mit sich bringt. Der Finanzausgleich anerkennt Mehrkosten, die durch Kleinheit verursacht werden. Analog wäre es meines Erachtens folgerichtig, wenn auch Mehrkosten infolge Doppelstruktur anerkannt würden.

In den kommenden Monaten und Jahren stehen auch teure Projekte wie die Sanierung des Sportparks an. Was ist genau geplant, wie sieht der Zeitplan aus und welche anderen Infrastrukturmassnahmen beschäftigen Sie derzeit?

Nach rund 20 Jahren stehen beim Sportpark Eschen/Mauren umfassende Sanierungsarbeiten an, die primär durch den schlechten Baugrund im Riet verursacht werden. Ziel ist es, diese Vorzeigeanlage gemeindeübergreifender Zusammenarbeit wieder zu ertüchtigen. Hierfür werden die beiden Gemeinden bis 2026 gemeinsam rund 5,1 Millionen Franken aufbringen.

Weitere Infrastrukturprojekte betreffen im Hochbau die Aussen- und Innensanierung der Kapelle Nendeln im Umfang von 1,75 Millionen Franken und im Tiefbau diverse Strassenbauprojekte. So müssen wir bis 2027 über 10 Millionen Franken in die Sanierung bestehender und den Bau neuer Strassen zur Erschliessung von Wohnquartieren investieren.

All dies beruht vermutlich auch auf dem Zielsetzungsprozess, den der Gemeinderat in dieser Legislatur wiederum verfolgt. Was macht dieses Instrument so erfolgreich?

Es hat sich bewährt, zu Beginn der Legislatur im Gemeinderat gemeinsame Ziele zu definieren, die quasi einen Kern für die Zusammenarbeit während einer Mandatsperiode bilden. Das haben wir auch für die Legislaturperiode 2023 bis 2027 gemacht und auf diese Weise 37 Themen und Projekte erarbeitet. Ziel ist es, möglichst viele davon bis 2027 umzusetzen oder zumindest anzustossen. Zugleich wollen wir aber immer flexibel genug bleiben, um auch andere Projekte anzugehen oder Ziele im Verlauf zu überarbeiten.

Das Ziel eines Vorstehers und eines Gemeinderats ist selbstverständlich immer auch ein funktionierendes Dorfleben. Wie ist Eschen-Nendeln diesbezüglich aufgestellt. Gerade angesichts der Tatsache, dass sich Eschen immer mehr als attraktive Wohngemeinde etabliert?

Erfreulicherweise verfügt unser Dorf nach wie vor über ein sehr aktives und vielfältiges Dorfleben. Entscheidend hierfür sind unter anderem die über 70 Vereine im Dorf mit ihren rund 3300 Mitgliedern. So ist es beispielsweise interessant, dass alle grossen Vereine von der Harmoniemusik über die Sportvereine bis hin zur Feuerwehr inklusive Jugendfeuerwehr allesamt erfreuliche Mitgliederzahlen aufweisen. Dasselbe Phänomen zeigt sich auch in anderen Bereichen wie beispielsweise bei den Ministranten, wo sich über 90 Kinder und Jugendliche einbringen. Als wir zuletzt mit dem Gemeindeschutz ein neues Element in der Sicherheitsstruktur unserer Gemeinde geschaffen haben, waren wir regelrecht überrascht von der enormen Resonanz aus der Bevölkerung und der erstaunlichen Anzahl von Freiwilligen, die nun tatkräftig mitwirken. Diese und viele weitere Beispiele zeigen: Unser Gemeinwesen lebt und ist gesund. Es ist die Verantwortung von uns allen, dass das auch so bleibt. Aus diesem Grund unterstützt die Gemeinde entsprechende Aktivitäten auch immer sehr grosszügig.

Als Aussenstehender hat man auch den Eindruck, dass der Dorfplatz wieder belebter ist als noch vor einigen Jahren? Was unternimmt die Gemeinde, um dies zu fördern?

Das «PAP» beim Dorfplatz ist für uns ein enormer Gewinn. Allen, die daran geglaubt haben und am Erfolg des «PAPS» mitwirken, gebührt grosser Dank. Wir als Gemeinde sind zudem bestrebt, den Dorfplatz durch diverse Veranstaltungen zu beleben – angefangen von Marktaktivitäten bis hin zu Konzerten und dergleichen.

An ihren historischen Wurzeln scheint die Gemeinde ebenfalls ein verstärktes Interesse zu haben. Eschen beteiligt sich an der Publikation der Mundartgeschichten von Felix Marxer, das Hagen-Haus erstrahlt bald in neuem, altem Glanz und der Verein für Dorfgeschichte publiziert in Kürze zwei Filme zur Vergangenheit der Eschner und Nendler Vereine sowie zum Gesellschaftsleben von früher. Woher diese starke Besinnung auf die Vergangenheit?

Wer nicht weiss, woher er kommt, tut sich schwer, den richtigen Weg zu finden. Aus dieser Überzeugung heraus hat der Gemeinderat unter anderem Mittel gesprochen für das Buch über Felix Marxer sowie für verschiedene Projekte des Vereins Dorfgeschichte. Der Verein leistet seit Jahren wertvolle Arbeit, um verschiedene Aspekte und Themen der Dorfgeschichte für die Nachwelt festzuhalten. Als historisch interessierter Mensch freut es mich, dass hinsichtlich unserer Dorfgeschichte momentan sehr viel läuft und im Jahr 2024 einige Publikationen und Ereignisse anstehen.