Mächtige Mauern und Minnesang – Burgen auf Briefmarken

«Sommer» aus der Serie «Das Schloss Vaduz in den vier Jahreszeiten». Ausgeführter Entwurf von Jacques Sonderer, 2009. © Philatelie Liechtenstein

Sonderausstellung im Liechtensteinischen PostMuseum, Vaduz 

Die Sonderausstellung im Liechtensteinischen PostMuseum beleuchtet eines der wichtigsten Symbolbilder des Mittelalters, die Burgen. In Liechtenstein sind gleich fünf dieser wehrhaften Adelssitze erhalten geblieben. Während die Burg Schalun (Wildschloss), die Obere Burg und die Untere Burg Schellenberg nur noch als Ruinen von vergangenen Zeiten zeugen, wurden das Schloss Vaduz und die Burg Gutenberg zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach romantischen Vorstellungen wieder bewohnbar gemacht. Mit Ausnahme der Unteren Burg Schellenberg sind alle noch erhaltenen Burgen auch auf liechtensteinischen Briefmarken verewigt.

Und auch als Hommage an den Minnesang, eine hochstehende Kunstform des Adels, sind mehrere Abbildungen aus dem Codex Manesse, einer mittelalterlichen Liederhandschrift, auf Briefmarken festgehalten, die in der Sonderausstellung zu sehen sind.

Die Burgen in Liechtenstein

Zu den wichtigsten Symbolbildern des Mittelalters gehören die Burgen. Das Schloss Vaduz, baugeschichtlich eine Burg, und die Burg Gutenberg in der südlichsten Gemeinde Balzers gehören zweifellos zu den bekanntesten Wahrzeichen Liechtensteins. Auch die drei als Ruinen erhaltenen Burgen Obere Burg und Untere Burg Schellenberg sowie Schalun sind beliebte Ausflugsziele. Ihre Entstehungszeit wird im 12. und 13. Jahrhundert angenommen – also in der Zeit des Übergangs vom Hoch- zum Spätmittelalter und damit in der Blütezeit des Rittertums und des Minnesangs.

In den Jahrhunderten seit ihrer Erbauung haben die Liechtensteiner Burgen viele Burgherren kommen und gehen sehen, sie wurden geplündert und niedergebrannt, aber auch teilweise wiederaufgebaut und erweitert.

Eine mittelalterliche Burg war ursprünglich ein befestigtes Gebäude zum Schutz vor militärischen An-griffen, das einem Adeligen als Wohn- und Herrschaftssitz diente. Im Laufe der Jahrhunderte trat die Schutzfunktion gegen militärische Angriffe zugunsten der Funktion als Herrschaftssitz des jeweiligen Adeligen zurück. Ständig bewohnte Burgen – wie die Burg Vaduz – wurden oft zu repräsentativen Residenzen ausgebaut und fortan als Schloss bezeichnet.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts verloren die Burgen allmählich ihren symbolischen Charakter als Herrschaftsinstrument und wurden zunehmend romantisch verklärt. So wurden sowohl Schloss Vaduz als auch Burg Gutenberg zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Sinne der Burgenrenaissance wiederaufgebaut und erneut bewohnbar gemacht.

Das Mittelalter ist auch heute noch «in». Die Burg Gutenberg und die Ruine Obere Burg Schellenberg sind regelmässig Schauplatz von Mittelalterfesten und erfreuen sich grosser Beliebtheit.

Burgherr und Minnesänger

Nicht nur Burgen stehen für das Mittelalter, sondern auch die Minnesänger. Der Minnesang gilt als die älteste Form deutschsprachiger höfischer Liebeslyrik. Die Texte wurden gesungen und von Musik begleitet vorgetragen. Die Überlieferungen der höfischen Liebeslyrik werden noch heute gelesen und haben nichts von ihrer Kraft verloren.

Neben den mächtigen grauen Mauern der Burgen wirken die mittelalterlichen Zeichnungen des Codex Manesse, einer mittelalterlichen Liederhandschrift, kunterbunt. Sie zeigen 140 Dichter, die Minnesänger, und geben Einblick in das höfische Leben des Mittelalters. Der wohl bekannteste Dichter des Mittelalters ist Walther von der Vogelweide.

Aber auch Liechtenstein kann mit einem eigenen Minnesänger aufwarten, denn der Dichter Heinrich von Frauenberg war wahrscheinlich auch Burgherr auf Burg Gutenberg. Sein Wappen, ein goldener Greif auf blauem Grund, diente als Vorlage für das 1956 geschaffene Wappen der Gemeinde Balzers.

Burgen auf Briefmarken

Briefmarken gelten heute zweifellos auch als eine geschätzte Kunstform. Dieses Interesse zeigt sich in der grossen Anzahl liechtensteinischer Briefmarken, wobei die Burgen ein beliebtes Motiv darstellen.

Das Schloss Vaduz und die Burg Gutenberg gehören zur ersten Briefmarkenausgabe Liechtensteins, die 1920/1921 mit abgeänderten Motiven erschien, denn bis dahin gab es nur zwei verschiedene Briefmarkenmotive.

Zahlreiche weitere Marken mit Motiven der liechtensteinischen Burgen sowie zu Ehren Heinrichs von Frauenberg und anderer Minnesänger sollten in den nächsten 100 Jahren folgen, von denen einige in der Sonderausstellung zu sehen sind. Nicht zuletzt dank der Faszination für das Mittelalter erfreuen sich die liechtensteinischen Briefmarken zum Thema Burgen und Minnesänger grosser Beliebtheit und werden auch heute noch gerne gesammelt.

Inhalt der Ausstellung

Die Sonderausstellung «Mächtige Mauern und Minnesang – Burgen auf Briefmarken» im Liechtensteinischen PostMuseum knüpft an die Sonderausstellung «Mittelalter am Bodensee» an, die noch bis Mitte April im Liechtensteinischen LandesMuseum zu sehen ist. Das Mittelalter gilt längst nicht mehr nur als eine düstere Zeit, sondern erfreut sich immer grösserer Beliebtheit.

Die Sonderausstellung im PostMuseum zeigt vier der fünf erhaltenen Burgen Liechtensteins auf Briefmarkenentwürfen mit zahlreichen Aussen- und einigen Innenansichten. Zudem wird das Phänomen der Burgenrenaissance beleuchtet und die beliebten Minnesängermarken runden die etwa 100 Exponate umfassende Ausstellung ab.

Termine

Die Vernissage zur Sonderausstellung findet am Mittwoch, 28. Februar 2024 um 18.00 Uhr im Liechtensteinischen LandesMuseum statt. Sie wird per Livestream übertragen. Details finden Sie unter www.landesmuseum.li.

Die Sonderausstellung im Liechtensteinischen PostMuseum dauert bis Sonntag, 18. August 2024.

Ort der Ausstellung

Liechtensteinisches PostMuseum
Städtle 37
9490 Vaduz
Fürstentum Liechtenstein

Tel: +423 239 68 46