Aktuellste Technologie und Erfahrenheit

Der menschliche Körper ist ein komplexes, fein abgestimmtes System, in dem jedes Einzelteil eine ganz essenzielle Rolle spielt. Jahrelange Forschung, stetige Weiterentwicklung und neue Technologien in der Medizin verbessern die Möglichkeiten, wenn einzelne Teile ausfallen – sei es durch einen Unfall oder eine Krankheit. Dies kommt nicht nur der immer älter werdenden Bevölkerung zugute, sondern dient allen Altersgruppen. Wir haben bei zwei Fachexperten vom Landesspital Liechtenstein – DDr. med. Walther Tabarelli, Chefarzt Chirurgie, und Dr. med. Matthias Eppinger, Chefarzt Orthopädie und Traumatologie – nachgefragt.

V. l. DDr. med. Walther Tabarelli, Chefarzt Chirurgie und Dr. med. Matthias Eppinger, Chefarzt Orthopädie und Traumatologie


K
önnen Sie unserer Leserschaft kurz erläutern, was zu Ihrem Fachbereich gehört?
Dr. med. Matthias Eppinger: Einfach erklärt, behandelt die Orthopädin/der Orthopäde Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates. Dabei handelt es sich um Erkrankungen und Verletzungen der Knochen, Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder.

DDr. med. Walther Tabarelli: Das Wort Chirurgie stammt aus dem Griechischen und bedeutet «Arbeiten mit der Hand, Handarbeit, Handwerk, Handwirkung». Die Chirurgie ist das Teilgebiet der Medizin, das sich mit der operativen Behandlung von Krankheiten und Verletzungen beschäftigt.

Welche Veränderungen hat der jeweilige Fachbereich in den letzten Jahren gemacht und wohin führt die Zukunft?
Dr. med. Matthias Eppinger: Durch die sogenannten «Schlüsselloch»-Inzisionen bei arthroskopischen Eingriffen haben sich viele orthopädische und traumatologische Techniken verändert und weiterentwickelt. Bei diesen Arthroskopien nutzt man ein spezielles Instrument, nämlich das Arthroskop, um über sehr kleine Hautschnitte in das geschädigte Gelenk blicken zu können. Sehr viele arthroskopische Möglichkeiten bestehen heutzutage zur Behandlung von Gelenkserkrankungen bzw. Sportverletzungen.

Des Weiteren hat sich vor allem in der Prothetik (Hüft- und Knieprothesen) viel getan. Modernes Prothesendesign und gewebeschonende Zugänge zum Gelenk verkürzen die Operationszeiten, reduzieren die postoperativen Schmerzen sowie die Hospitalisationszeit der zu behandelnden Personen. Durch den Einsatz von roboterunterstützter Chirurgie kann es in den kommenden Jahren noch zu einer wesentlichen Verbesserung der Operationsergebnisse kommen, u. a. durch präzisere Schnittführung und schnellere Operationszeiten.

DDr. med. Walther Tabarelli: Die angesprochene grosse Veränderung der Chirurgie bahnte sich in den 80er Jahren mit der Anwendung der «Schlüsselloch»-Chirurgie an. Die weltweit erste minimalinvasive Operation, eine Blinddarmentfernung, wurde an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel durch den Gynäkologen Prof. Dr. Kurt Semm durchgeführt. Heute ist diese Technik der von uns angewendete Standard und das moderne Operationsverfahren. Am Landesspital führen wir unterschiedlichste Operationen wie Blinddarmentfernungen, Gallenblasenentfernungen, Bauchwandbrüche, Dickdarm(teil-)entfernungen oder auch die Anliegen von künstlichen Darmausgängen und Karzinom-Operationen durch. Der grosse Vorteil ist neben den deutlich besseren kosmetischen Ergebnissen die schnellere Eingliederung in den Alltag auf Grund der geringeren Schmerzsymptomatik und schnelleren Genesung. Die Zukunft gehört zweifelsfrei der Roboterchirurgie. Inwieweit die künstliche Intelligenz hier auch Einzug hält, bleibt abzuwarten.

Arbeiten Sie auch zusammen? Wenn ja, haben Sie ein Beispielszenario?
Dr. med. Matthias Eppinger: Die Orthopädie und Chirurgie arbeiten im Landesspital Liechtenstein auf verschiedenen Ebenen sehr eng zusammen. Wir haben einen gemeinsamen Pool an hervorragenden Ober- und Assistenzärztinnen und -ärzten, die sich sowohl im Dienst als auch im Operationssaal ergänzen. Damit schaffen wir beste Voraussetzungen: einerseits für eine optimale Behandlung von Patientinnen und Patienten und anderseits für einen nachhaltigen Ressourceneinsatz als Unternehmen. 

DDr. med. Walther Tabarelli: Die sehr gute Zusammenarbeit im kleinen Team ist eines der grossen Vorteile unseres Spitals. Wir ergänzen uns dabei ideal. Zum Beispiel gehen Chirurginnen/Chirurgen und Orthopädinnen/Orthopäden gemeinsam auf Visite und beurteilen die Patientinnen und Patienten interdisziplinär. Aber auch die exzellente Zusammenarbeit mit dem Team der Inneren Medizin und speziell der Akutgeriatrie möchte ich hier besonders hervorheben. Schliesslich dient diese Art der intensiven Zusammenarbeit den zu behandelnden Personen.

Sie beide können auf viele Jahre Erfahrung zurückgreifen und haben dadurch Einblick in viele Lebensgeschichten erhalten.
DDr. med. Walther Tabarelli: In meiner bald 20-jährigen chirurgischen Berufskarriere haben sich sehr erfreuliche Ereignisse, aber natürlich auch Schicksalsschläge im Gedächtnis eingeprägt. Für mich persönlich ist es wichtig, dass uns bewusst ist, dass sich die Patientinnen und Patienten in einem Spital immer in einer Ausnahmesituation befinden. Es ist uns daher ein grosses Anliegen, allen den Aufenthalt so angenehm und kurz wie möglich zu gestalten. Sehr gut erinnere ich mich an einen Patienten mit einer bösartigen Grunderkrankung, der unbedingt hier am Landesspital und von mir operiert werden wollte. Intensive Gespräche mit dem Patienten und seinen Angehörigen, die in solchen Situationen auch immer mit an Bord sein sollten, sowie den involvierten weiteren  Ärzten führten schliesslich zur erfolgreichen Operation und einen über die Operation hinausgehenden Kontakt mit dem Patienten und seiner Familie. 

Dr. med. Matthias Eppinger: Für mich als Orthopäde und Traumatologe ist es immer wieder schön mitzuerleben, dass ich Menschen, die entweder an einer sehr schmerzhaften Arthrose leiden oder sich etwas gebrochen haben, durch die Operation sehr schnell und gezielt helfen kann. Die behandelten Personen sind postoperativ schmerzfrei und wieder uneingeschränkt mobil und deshalb sehr dankbar. Dies ist für mich immer ein sehr positives Erlebnis.