Vortrag HVFL im Liechtensteinisches LandesMuseum

Armin Rusterholz hält Vortrag im LandesMuseum

«Wer nicht schweigen kann, schadet der Heimat» Militärspionage gegen die Schweiz während des Zweiten Weltkrieges und die Bedeutung des Fürstentums Liechtenstein

Der Vortrag ist Teil einer vom Historischen Verein für das Fürstentum Liechtenstein und dem Liechtensteinischen LandesMuseum gemeinsam durchgeführten Vortragsreihe.

Datum / Zeit:      Mittwoch, 25. Oktober 2023, 18 Uhr

Referent:             Armin Rusterholz, Arni (AG) 

Ort:                     Liechtensteinisches LandesMuseum, Städtle 43, 9490 Vaduz

Inhalt: 

Die deutsche Militärspionage gegen die Schweiz verstärkte sich ab Sommer 1940 und erreichte im Herbst 1942 ein zuvor ungekanntes Ausmass. Die Befestigungsbauten
bildeten einige der begehrtesten Objekte der deutschen Spionage. Diese wurden oftmals von verschiedenen Personen der Gruppen ausspioniert. Für die Aufträge   wurden deutsche Spione in die Schweiz entsandt oder in der     Schweiz wohnende Deutsche («Fünfte Kolonne») oder Schweizer angeworben. Einzelpersonen wie auch ganze Netzwerke betrieben Spionage gegen die und Landesverrat an der Schweiz. Die schwerwiegendsten Handlungen wurden dabei von Schweizer Militärpersonen ausgeführt.

Einerseits beeinträchtigte die feindliche Spionage die militärische Landesverteidigung, andererseits schwächten die bekannt gewordenen Spionagefälle die Truppenmoral und das Vertrauen in die Institutionen der Armee sowie deren Führung. Nach Kriegsende bezeichnete General Guisan den Landesverrat als «das schwarze Blatt in unserem Aktivdienst».

Die Militärgerichte fällten in den Kriegsjahren 320 Urteile wegen Verrat (Art. 86 MStG), davon 33 Todesurteile, wovon wiederum 17 vollstreckt wurden. Betreffend Liechtensteiner wurde Alfred Quaderer zum Tode verurteilt und hingerichtet, Willi Kranz und Theobald Wolfinger in Abwesenheit zum Tode verurteilt und zehn weitere Liechtensteiner und vier Liechtensteinerinnen zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt.

Militärische und zivile Behörden versuchten mit allen Mitteln gegen die «Verletzung militärischer Geheimnisse» anzukämpfen u.a. durch: Schaffung und Ausbau der militärischen Spionageabwehr, Verschärfung des Militärstrafrechts mit der Einführung der Todesstrafe auch in Aktivdienstzeiten (statt wie bisher nur in Kriegszeiten), Massnahmen gegen verdächtige Schweizer und Ausländer, Pressekontrolle (Zensur) oder Plakate mit einfachen Botschaften wie «Wer nicht schweigen kann, schadet der Heimat».

In den Spionagefällen «Wolfinger und Konsorten» sowie «Quaderer, Rossi und Konsorten» spielten Liechtenstein bzw. liechtensteinische Spione eine zentrale Rolle, denn das «kleine Zwischenland war nachrichtendienstlich vor allem für Deutschland sowie umgekehrt für die Schweiz interessant» (Peter Geiger). Die Spionageaktivität der Gruppe «Rossi und Konsorten», die im Kanton Glarus tätig war, wird im Vortrag ausführlich behandelt.

Armin Rusterholz ist in Näfels (GL) aufgewachsen und wohnt in Arni (AG). Der Hobbyhistoriker publiziert und hält Vorträge zu medizin- und militärhistorischen Themen mit Schwerpunkt Kanton Glarus.

Publikationen:

«Das Sterben will nicht enden!» Die Spanische Grippe-Epidemie 1918/19 in der Schweizer Armee mit besonderer Berücksichtigung der Glarner Militäropfer (in: Jahrbuch des Historischen Vereins des Kantons Glarus, Heft 90, Glarus 2010)

«Rossi und Konsorten», ein Fall von Spionage und Landesverrat während des Zweiten Weltkrieges im Kanton Glarus (in: Jahrbuch des Historischen Verein des Kantons Glarus, Heft 102, Glarus 2022)