Wie die Blümlein draussen zittern…

Leserbrief von Jo Schädler, Bendern

Würde die Schweiz über dem Rhein drüben ein Atomkraftwerk bauen wollen, wäre bei uns die Hölle los. Mit einem Vorteil natürlich, denn dieses Projekt könnte unser Land einen, wie noch nie in seiner Geschichte. Das gleiche gilt für eine Raffinerie, ein Kohle-oder ein Gaskraftwerk. Die Tunnelspinne hat nicht dieses Potential, denn im Oberland ist es den Menschen wurscht, wie Feldkirch den Verkehr bewältigt. Die werden erst aus ihrer bequemen Lethargie gerissen, wenn Nendeln eine Hängebrücke haben will. Das Feindbild, ein zweischneidiges Unikum im psychologischen Repertoire.

Atomkraftwerk und Hängebrücke bringen wir mit der einen Schneide noch zu bodigen. Aber man stelle sich vor, Buchs will unseren Abfall nicht mehr verbrennen und wir müssten selber einen stinkenden Ofen bauen und zack würden wir vom Kriegsherrn zum Bettler mutieren. Oder die würden die Autobahn abreissen und wir müssten selber eine basteln. Verschwindet das Feindbild ganz, dann kommen Wehmut, gar Trauer zum Tragen.

Die Freude über das Verschwinden des „Volksblattes“ war kurz. Bald wurde auch dem besessensten Roten klar, dass da ja etwas fehlt. Auf wen will man jetzt eindreschen und wem die Schuld zuschieben und an wem kann man sich abarbeiten und profilieren? Wie dem Boxer, dem der Trainingspartner fehlt und der sich in kurzer Zeit mit lahmen dünnen Ärmchen abfinden muss, wird sich auch das Vaterland für eine Zukunft aufstellen müssen, in welcher es nur noch ein potemkinsches Dorf als Sparring haben wird. Da helfen auch keine Almosen, indem man gütiger Weise auch einmal DU, DPL und FBP ein bisschen zu Wort kommen lässt. Oder man an die Leserbriefschreiber ein Geschenk macht, sie dürfen ausnahmsweise einmal einen Brief mit 500 Zeichen mehr zur Verlosung einschicken. Neulich schrieb das Sapperlot lapidar; in einem reichen Land sollte es den Menschen gut gehen. Dass unser Reichtum unsere Jugendlichen in psychischen Problemen versinken lässt, schnallt es natürlich nicht.