Martin Frommelt als Briefmarkengestalter

«Dorflinde in Schaan», 1959; «Fussabdruck», 1975; «Zwei Hände», 1962. Originalentwürfe. © Liechtensteinisches LandesMuseum

Sonderausstellung des Briefmarkenschaffens von Martin Frommelt zum 90. Geburtstag – Vernissage am 20. September, 18 Uhr

Vaduz, 15.9.2023 – Die Sonderausstellung im Liechtensteinischen PostMuseum beleuchtet das Briefmarkenschaffen von Martin Frommelt, einem der bedeutendsten lebenden Künstler Liechtensteins. Von ihm stammen 24 liechtensteinische Briefmarken, die er zwischen 1959 und 2023 gestaltete.

Er behandelte dabei die Themen Religion und Weihnachten, Bäume und Sträucher in Liechtensteiner Landschaften, Flugpost sowie Kunst. Ausserdem entwarf er mehrere Europamarken und würdigte seinen Onkel und Mentor Pfarrer Anton Frommelt mit einer Briefmarkenserie.

In der Sonderausstellung werden Skizzen und alle Originalentwürfe zu seinen Briefmarken gezeigt, ebenso seine nicht umgesetzten Entwürfe für Gestaltungswettbewerbe und Automatenmarken. Mit dieser Retrospektive anlässlich Martin Frommelts 90. Geburtstags würdigt ihn das Liechtensteinische PostMuseum als Briefmarkengestalter.

Gefördert von Pfarrer Anton Frommelt

Der 1933 geborene Martin Frommelt entdeckte schon früh sein Interesse für Kunst. Gefördert wurde er von seinem Onkel, Pfarrer Anton Frommelt (1895–1975), der von 1933 bis 1945 der liechtensteinischen Regierung angehörte und zudem als Künstler tätig war. So bot sein Onkel dem damals 16-jährigen Neffen von 1949 bis 1952 eine Grundausbildung im bildnerischen Gestalten in seinem Atelier.

Martin Frommelt erhielt in seiner Zeit als Lehrling Einblick ins Briefmarkenschaffen, da Pfarrer Frommelt von 1933 bis 1945 für die Ausgabe der Liechtensteiner Postwertzeichen verantwortlich war. Auch nach seinem Ausscheiden aus der Regierung beeinflusste er die Briefmarkenpolitik massgeblich, da er auf Wunsch von Regierungschef Alexander Frick weiterhin beratend sowie als Begutachter tätig war. So besuchten oft Briefmarkenkünstler Pfarrer Frommelts Atelier, wo Martin Frommelt seine Ausbildung absolvierte. Pfarrer Anton Frommelt fertigte in den 1950er-Jahren zudem selbst Entwürfe für eine Vielzahl an liechtensteinischen Briefmarken an.

Studium in Paris und erste Briefmarken

Nach der Grundausbildung verweilte Martin Frommelt während mehrerer Jahre jeweils von November bis Mai in Paris und studierte an der École des Beaux-Arts. Während des Rests des Jahres verdiente er sich in der Zimmerei seiner Familie in Schaan seinen Lebensunterhalt.

In dieser Studienzeit half er bei der Gestaltung der über zwei Jahre laufenden Serie «Einheimische Bäume und Sträucher» von Pfarrer Frommelt mit. Daraufhin bat ihn sein Onkel, selbstständig zwei weitere Ausgaben der Serie (1959 und 1960 ausgegeben) zu gestalten. Die ersten von Martin Frommelt gestalteten Briefmarken wurden in Liechtenstein mit grossem Wohlwollen aufgenommen, weshalb er Aufträge für weitere Briefmarken erhielt. Zwischen 1959 und 1962 gestaltete der junge Künstler 18 von seinen insgesamt 24 ausgegebenen Briefmarken, zu den Themen Flugpost, Europamarken, Religion und Weihnachten.

Freischaffender Künstler in Liechtenstein

1961 verlegte Martin Frommelt seinen Lebensmittelpunkt wieder komplett nach Liechtenstein. In seiner Heimatgemeinde Schaan richtete er sich ein Atelier ein, wo er seither als freischaffender Künstler arbeitet. In den folgenden Jahrzehnten entwarf Martin Frommelt nur noch vereinzelt weitere Postwertzeichen, da er sich vermehrt anderen Projekten zuwandte. So fertigte er verschiedene Kunstwerke für öffentliche Bauten wie die Kirchenfenster der Pfarrkirchen Schaan und Balzers sowie die Fassade des Gemeinschaftszentrums Resch in Schaan. Auch heute, mit 90 Jahren, ist er noch immer künstlerisch aktiv. Seine schöpferischen Hauptgebiete liegen in der Malerei, der Mosaikkunst, der Emailmalerei sowie dem Holzschnitt. Einen weiteren Schwerpunkt seines Schaffens bilden umfassende druckgrafische Zyklen und Mappenwerke.

Martin Frommelts Briefmarkenschaffen

Neben den zwei Briefmarkenserien zu den einheimischen Bäumen und Sträuchern entwarf Martin Frommelt als junger Künstler auch zwei Weihnachtsserien. Ihnen lag die Idee der Liechtensteiner Gemeinden zugrunde, historisch wichtige Kunst- und Kulturdenkmäler auf Postwertzeichen abzubilden. Frommelt stellte 1959 die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Bendern und 1962 die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Mauren in den Mittelpunkt.

Eine Flugpostmarkenserie von 1960 beschäftigte sich mit damals hochmodernen Luftfahrzeugen. Frommelt zeichnete einen Hubschrauber Bell 47-J sowie drei Düsenflugzeuge: eine Boeing 707, eine Convair CV-990 Coronado sowie eine Douglas DC-8. Frommelt konnte sich nach eigenen Angaben mit dem vorgegebenen Thema nicht anfreunden, trotzdem sind vier ansprechende Briefmarken entstanden, welche nicht nur Aviatik-Freunde begeistern.

1962 entwarf Frommelt erstmals eine Europamarke; diese Briefmarken werden seit 1956 jedes Jahr von den europäischen Ländern ausgegeben und haben ein gemeinsames Motiv oder Thema. Frommelts Briefmarkenentwurf zeigt zwei Personen, welche sich die Hände reichen. Ein geschickt gewähltes Motiv für die kleinen Postwertzeichen, welche von Liechtenstein in die ganze Welt gesendet werden. 1967 und 1975 folgten zwei weitere von Frommelt gestaltete Europamarken.

Zum 100. Geburtstag von Anton Frommelt gestaltete Martin Frommelt 1995 eine Briefmarkenserie. Man liess ihm freie Hand bei der Auswahl der Kunstwerke seines Onkels, welche die Briefmarken zieren sollten. Frommelt entschied sich für drei Landschaftsdarstellungen. Die Ölgemälde zeigen die Falknis-Gebirgsgruppe von zwei verschiedenen Seiten sowie den Rhein. Als besonderes Highlight der Sonderausstellung werden diese drei Originalgemälde als Leihgaben neben den dazugehörigen Brief-markenentwürfen präsentiert.

Frommelts nicht umgesetzte Wettbewerbsentwürfe sind ebenfalls ausgestellt. Eine 1992 ausgegebene Postkarte mit Abbildung eines Emailkunstwerks Frommelts runden die Sonderausstellung ab.

Inhalt der Ausstellung

Die Sonderausstellung «Martin Frommelt als Briefmarkengestalter» im Liechtensteinischen PostMuseum findet anlässlich des 90. Geburtstags von Martin Frommelt statt. Sie zeigt die grosse künstlerische Vielfalt Martin Frommelts als Briefmarkengestalter anhand von Originalentwürfen, Ausgabemarken sowie weiteren philatelistischen Besonderheiten und umfasst rund 120 Exponate. Die Sonderausstellung beginnt 1959 mit der postalischen Anpreisung der wundervollen Natur Liechtensteins und reicht mit der Würdigung von Martin Frommelts Lebenswerk, symbolisch dargestellt auf einer Briefmarke vom März dieses Jahres, bis in die Gegenwart.

Die Sammlung des Liechtensteinischen LandesMuseums enthält die Originalentwürfe der in Liechtenstein ausgegebenen Briefmarken. Alle von Martin Frommelt gestalteten Briefmarkenentwürfe werden zusammen mit ergänzenden Leihgaben in der Sonderausstellung präsentiert.

Termine

Die Vernissage der Sonderausstellung findet am Mittwoch, 20. September 2023, um 18.00 Uhr im Liechtensteinischen LandesMuseum statt. Sie wird per Livestream übertragen. Details finden Sie auf www.landesmuseum.li.

Die Sonderausstellung im Liechtensteinischen PostMuseum dauert bis Sonntag, den 18. Februar 2024.