Marco Hoch: «Faustschlag ins Gesicht mit fatalen Folgen»

Marko Hoch

Seit 25 Jahren gibt es in diesem Jahr die Liechtensteiner Rockband Naturtrüeb. Auch wenn es einige Wechsel in der Formation gegeben hat, sind mit Marco Hoch und Mario Bernhard auch heute noch zwei Gründungsmitglieder dabei. Damit eine Band so lange bestehen könne, brauche es laut dem Leitwolf Marco «Juli» Hoch vor allem den Willen, Musik zu machen sowie Konzerte zu spielen, aber auch eine gewisse Kompromissfähigkeit. 

Die ersten zehn Jahre als Band seien Lehrjahre gewesen, in denen sie im Schnitt fünf bis zehn Konzerte gespielt hätte, erklärt Hoch. An das allererste Naturtrüeb-Konzert könne er sich noch sehr gut erinnern. «Es war in Siebnen im Kanton Schwayz als Vorband der Country Band Bluet- & Leberwürscht. Es hatte damals sehr viel Publikum, und wir waren alle sehr nervös.» Mit den Jahren seien immer mehr Konzerte in ihrem Kalender aufgetaucht. Inzwischen spielt die Cover-Rockband zwischen 25 und 35 Konzerte pro Jahr. In einem Vierteljahrhundert kommen laut dem Gitarristen und Sänger unzählige Anekdoten zusammen, doch am liebsten erinnere er sich an die Dinge, bei denen sie als Musiker auch etwas Positives bewegen konnten. «Unser erstes Benefizkonzert mit 40 Gastmusikern 2015 oder das grosse Benefizkonzert im Jahr 2018 mit 35 Gastmusikern SAL in Schaan sind mir besonders in Erinnerung geblieben.»

Der fatale 2. Oktober 2022
Dass die Band Naturtrüeb ihr 25 Jahr-Jubiläum dieses Jahr feiern kann, ist überhaupt nicht selbstverständlich, denn ein Erlebnis am Vaduzer Jahrmarkt am 2. Oktober 2022 hat das Leben von Marco Hoch mächtig auf den Kopf gestellt. Er erinnert sich nur noch daran, wie er am Nachmittag von Triesenberg nach Vaduz gefahren ist, ein wenig durch den Jahrmarkt geschlendert ist, etwas gegessen und getrunken hat. Um zirka 16.30 Uhr habe er dann beim Prinzenbräu-Stand ein paar Freunde getroffen. Um etwa 19.10 Uhr wollte er sich auf den Nachhauseweg machen. Ab diesem Punkt reissen die Erinnerungen des Mannes ab. «Jetzt zitiere ich, was mir meine Freunde im Nachgang erzählt haben: Um 19.50 Uhr wurde ich mit einem einzigen Faustschlag ins Gesicht niedergeschlagen. Ich lag sofort im Koma und wurde mit der Rettung ins Spital Grabs gefahren. Die dort Zuständigen wiederum haben mich mit der Rega nach St. Gallen ins Kantonspital fliegen lassen.» Er habe von dem Ganzen natürlich nichts mitbekommen. Erwacht ist Marco Hoch genau an seinem Geburtstag, dem 8. Oktober. «Meine Freundin hat einen Kuchen mitgebracht. Die Ärzte vor Ort haben ihr gesagt, sie solle mit mir reden, bis ich aufwache. Dies geschah dann auch. Anscheinend habe ich auch ein kleines Stückchen Kuchen gegessen. Ich kann mich aber auch daran nicht mehr genau erinnern.»

 

Marco Hoch bleibt weiterhin positiv.

 

Der lange Weg zurück
Am 11. Oktober habe ihn seine Freundin nach Valens gefahren, wo er mit der Reha beginnen konnte. «Die ersten zwölf Tage habe ich mehrheitlich geschlafen. Ich konnte nicht laufen und wurde mit dem Rollstuhl herumgeschoben oder fuhr einfach davon. Ebenfalls habe ich weder gesprochen noch gegessen oder getrunken», sagt Marco Hoch. Er sei laut den Betreuern immer mit dem Rollstuhl abgehauen, sodass sie ihm ein Überwachungsband am Handgelenk befestigt hätten, damit sie ihn wiederfänden. Doch auch an diese ersten drei Wochen erinnert sich Marco Hoch nur sehr lückenhaft. Einzig die Besuche seiner Liebsten sind ihm in Erinnerung geblieben. «Meine Freundin, meine Schwester Carmen und meine Freunde, die mich jeden Tag besucht haben. Genau diese Personen haben mich zurück ins Leben geholt. Dank ihnen, die vor Ort waren und allen Freunden und Bekannten, die mir geschrieben haben, fand ich zurück ins Leben.» 

Ein ganz wichtiges und einschneidendes Ereignis sei es für ihn gewesen, als ihn seine Schwester ihn in Kenntnis gesetzt habe, welche Verletzungen er überhaupt hätte. «Dies hat mich so geprägt, dass ich gleich aufgestanden bin und wieder laufen wollte. Das klappte zum Glück mit der Hilfe von Freunden, die mich gestützt haben. Ebenfalls kam die Sprachfähigkeit wieder zurück, und ich war sehr ehrgeizig bei den vielen Therapien dabei. Diese verschiedenen Therapien haben mich täglich vorwärtsgebracht. Es war nicht einfach und auch nicht ohne tägliche Schmerzen – sowohl im Körper als auch im Kopf.» Dieser eine Faustschlag hatte für Verletzungen gesorgt, die man sich im ersten Moment nicht wirklich vorstellen kann. «Ich hatte einen doppelten Schädelbruch und eine Hirnblutung. Ebenfalls musste ich noch zum Zahnarzt, der mir Zähne ziehen musste.» Trotz allem war Marco Hoch von Anfang an überzeugt, dass alles gut kommen wird und ist stets positiv geblieben. 

Unterstützung war gross
Geholfen, positiv zu bleiben, habe Marco Hoch die Unterstützung, die er von allen Seiten erfahren hat. «Ich habe nach einer gewissen Zeit mein Handy genommen, als ich wieder lesen konnte. Es waren über 500 Nachrichten darauf, was mich relativ schnell wieder in ein Tief riss, sodass ich das Handy weglegen musste. Ich habe mich dann dazu entschieden, eine erste Information über mich per Facebook rauszugeben, damit die Leute wissen, wie es mir geht. Die Reaktionen und Mitteilungen waren wieder gewaltig und unglaublich zahlreich.» Er habe sich dann entschieden, alle drei bis vier Wochen eine Mitteilung zu verfassen, um alle auf dem aktuellen Stand zu halten. Dabei sei es ihm immer wichtig gewesen, die Fortschritte und das Schöne am Leben in den Fokus zu rücken. Dies sei einerseits gewesen, um selber nicht wieder in ein Loch zu fallen, andererseits aber wollte Marco Hoch auch vermeiden, über die Person zu schreiben, die ihn geschlagen hat. «Er hat in meinem Herzen nichts verloren, obwohl ich tagtäglich an ihn erinnert werde. Ich bin immer noch positiv eingestellt und weiss, dass ich stark bin und das schaffe.»

Wunder passieren eben doch
Mit dieser Einstellung ist Marco Hoch bisher sehr gut gefahren. Nach fünf Monaten konnte er wieder zu 100 Prozent arbeiten und auch erste Proben und Konzerte mit seinen Jungs von Naturtrüeb zaubern dem Optimisten ein Lächeln auf die Lippen. Eine Anekdote aus dem Kantonsspital St. Gallen ist ihm besonders geblieben. Er sei dort 14 Wochen nach dem Vorfall zur Kontrolle gewesen. «Es wurde ein MRI vom Kopf gemacht und mit jenem vom 3. Oktober verglichen. Als mich die Ärztin aufgerufen hat, um ins Besprechungszimmer zu kommen, sagte sie zu mir ‹Herr Hoch, ich weiss nicht, warum sie laufen und wieder sprechen können, aber lassen wir das Wunder, wie es ist. Es ist einfach schön das zu sehen.› Ebenfalls kam immer wieder von allen Ärzten die Auskunft, dass ich einfach froh sein dürfte, noch zu leben.» Er sei zufrieden und wisse, dass es noch besser werde, doch neben dem «Wunder» brauche es einfach noch ein bisschen Zeit und Geduld.