Gründliche Aufarbeitung aller Maßnahmen und Erfahrungen
Bregenz (VLK) – Nach der Aufhebung sämtlicher Corona-Maßnahmen und der Beendigung der Meldepflicht für SARS-CoV-2 zum 30. Juni 2023 legt die Vorarlberger Landesregierung einen abschließenden Bericht vor, der wesentliche Eckpunkte des Pandemiegeschehens und die entsprechenden Lehren, die daraus gezogen werden, festhält. Bausteine des Berichts sind die Evaluierung der Modellregion Vorarlberg und die Ergebnisse des BürgerInnenrats, die Abwicklung von Entschädigungszahlungen sowie ein Vergleich des Pandemieverlaufs im Kanton St. Gallen und Vorarlberg.
Landeshauptmann Markus Wallner, Landesrat Daniel Zadra und Landesrätin Martina Rüscher unterstrichen bei der Präsentation des Berichts im Pressefoyer am Dienstag, 27. Juni, das Ziel für die Zukunft: „Es gilt nun, all das, was wir aus der Corona-Pandemie gelernt haben, mit heutigem Wissen zu bewerten und festzuhalten, um für die Bewältigung möglicher künftiger Gesundheitskrisen gerüstet zu sein.“
Vorarlberg ist das erste Bundesland, das eine derartige kritische Aufarbeitung vornimmt, sagte Wallner und betonte, dass zu jedem Zeitpunkt nach bestem Wissen und Gewissen aufgrund des jeweiligen Erkenntnisstandes gehandelt wurde. Dabei habe sich oft die Frage gestellt, welche Grenzen beim Eingriff in Grundrechte wirklich notwendig und zu setzen waren. Klar ist für Wallner: „Rasch wieder raus aus solchen Einschränkungen, sobald es vertretbar und möglich ist.“ Insbesondere Schulschließungen und flächendeckendes Distance Learning solle es in Zukunft nicht mehr geben. Ebenso haben der Lockdown für Ungeimpfte und die Impfpflicht durch die Ausgrenzung von Einzelpersonen mehr negative Folgen gehabt. Wichtig sei eine Stärkung der Krisenversorgung, um vor allem die Verfügbarkeit von Medikamenten sicherzustellen, so Wallner.
Landesrat Zadra unterstrich ebenfalls die Notwendigkeit, sich aus Abhängigkeiten zu lösen – auch in der Lebensmittel- und der Energieversorgung. „Regionale Lebensmittelerzeugung sichert unsere Versorgung auch in Krisenzeiten. Dafür braucht es einen quantitativen und qualitativen Bodenschutz“, sagte er. Ebenso gelte es, die Mobilität auch in Krisenzeiten zu ermöglichen. So habe es sich bewährt, dass in Vorarlberg stets ein Grundangebot bei Bus und Bahn verfügbar war, betonte Zadra. Weiters führte er an, dass gerade auch die gute Abstimmung mit der Bundes- sowie Europäischen Ebene wichtig ist, um solche Krisen gemeinsam zu meistern.
Vorarlbergs regionaler Weg war erfolgreich
Gesundheitslandesrätin Rüscher hob die in Befragungen der Bevölkerung belegte hohe Akzeptanz für die Modellregion Vorarlberg hervor und stellte klar: „Unser regionaler Weg war erfolgreich. Diese Möglichkeit werden wir auch in Zukunft einfordern.“ Rüscher erläuterte eine Reihe konkreter Maßnahmen, die aus der Corona-Pandemie heraus bereits getroffen wurden oder nun entwickelt werden. So wurde ein Pandemiehandbuch erarbeitet und Vorarlberg ist aufgrund der Erfahrungen im Bedarfsfall in der Lage, in kurzer Zeit ein Notversorgungszentrum aufzubauen. Ein Krisenlager für Schutzmaterialen und Medikamente werden weitergeführt bzw. etabliert. Intensiv vorangetrieben werde die Stärkung der Strukturen für die psychische Gesundheit. Auch die Bearbeitung von Corona-Entschädigungszahlungen laufe mit hoher Priorität. Ziel ist es, alle offenen Anträge bis zum Ende der Legislaturperiode abzuarbeiten, so Rüscher.
Gesundheitsvorsorge und Eigenverantwortung
„Nach der Pandemie ist vor der Pandemie, aber wir wissen jetzt, wen wir brauchen und was wir brauchen“, sagte Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher. Welche Maßnahmen bei künftigen Gesundheitskrisen erforderlich sind, werde dennoch erst dann zu sehen sein, wenn ein betreffender Krankheitserreger bekannt ist. In der Corona-Pandemie habe sich die Impfung als Gamechanger erwiesen, zuletzt habe aber die Ausrufung der Impfpflicht dazu geführt, dass die Impfskepsis in der Bevölkerung zugenommen hat. Dementsprechend sollen über den Gesundheitsförderungsfonds verstärkt Programme gefördert werden, um die Gesundheitskompetenz der Menschen zu steigern. Grabher appellierte für mehr Eigenverantwortung: „Gesundheitsvorsorge beginnt nicht beim Arzt, sondern bei jedem einzelnen selbst.