Mietwohnungsmarkt Liechtenstein

 

Aktuell rücken die Wohnkosten vor allem wegen höherer Zinsen und Energiepreise stärker ins Blickfeld. Gibt es bezahlbare Mietwohnungen auch für kleine Haushaltsbudgets? Zeichnet sich eine Wohnungsnot ab? Dieser und weiteren Fragen geht Zukunft.li in dieser Kurzpublikation nach.

Das «Dach über dem Kopf» gehört zu den Grundbedürfnissen der Menschen und das Wohnen beansprucht in der Regel einen relevanten Teil des verfügbaren Einkommens. Boden- und Immobilienpreise steigen in Liechtenstein seit Jahren und auch die Wohnungsmieten sind teurer geworden, allerdings vergleichsweise moderat. Die Löhne sind in den letzten Jahren stärker gestiegen als die Mieten, die für eine 3.5- oder 4.5-Zimmer-Wohnung unter der 30-Prozent-Schwelle des Erwerbseinkommens der Haushalte liegen. Allerdings liegt die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf in Liechtenstein auf einem deutlich höheren Niveau als in der benachbarten Schweiz. Und der Ausbaustandard ist laut Immobilienexperten meist höher, was sich auch in den Wohnkosten niederschlägt.

Hohe Leerstandsquote – keine Wohnungsnot

Gleichzeitig weist der liechtensteinische Wohnungsmarkt seit Jahren eine ausserordentlich hohe Leerstandsquote auf (2021: 4%), während in Teilen der Schweiz seit einigen Monaten von einer Wohnungsnot gesprochen wird. Als Hauptgründe werden die Umsetzung der Raumplanung, bürokratische Hürden und der zu geringe Wohnungsbau im Verhältnis zur Zuwanderung genannt. Faktoren, die auf Liechtenstein derzeit nicht zutreffen.

Liberales Mietrecht – Unterstützung wo nötig

Zukunft.li hat sich im Rahmen des Projekts mit inländischen Immobilienexperten ausgetauscht. Eine Mehrheit ist der Meinung, dass derzeit grundsätzlich ausreichend bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht, auch wenn einzelne Personengruppen Schwierigkeiten haben, eine passende Wohnung zu finden.

Ein Indiz für bezahlbare Mieten ist auch die Tatsache, dass immer weniger Personen Mietbeiträge beantragen und diese Unterstützungsleistungen seit Jahren rückläufig sind. Liechtenstein kennt ein liberales Mietrecht und unterstützt Familien mit niedrigen Einkommen mit Mietbeiträgen. Insgesamt hat das Land mit dieser bedarfsorientierten Politik einen effektiven und effizienten Weg eingeschlagen.

Entwicklung im Blick behalten

Die Entwicklungen auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt sind sozialpolitisch relevant und weiterhin gut zu beobachten. Anhaltend steigende Bodenpreise und Baukosten können Investitionen in Wohnimmobilien bremsen und die Situation rasch verändern. Bei einer Angebotsverknappung wird die Frage nach bezahlbarem Wohnraum gesellschaftlich relevant und kann adäquate sozialpolitische Massnahmen rechtfertigen. Beispiele im Ausland zeigen aber auch, dass mit staatlichen Eingriffen in den Wohnungs- und Immobilienmarkt das Risiko von Staatsversagen verbunden ist. Gehen staatliche Massnahmen zu weit, setzen sie die Marktsignale ausser Kraft und führen zu unbefriedigenden Ergebnissen.

Transparenz tut Not

In Sachen Transparenz besteht Handlungsbedarf. Obwohl sich die Datenlage in den letzten Jahren verbessert hat, fehlen nach wie vor wichtige Informationen, etwa zur Verteilung des Grundeigentums oder zur Preisentwicklung auf dem Boden- und Immobilienmarkt. Beides tangiert auch den Mietwohnungsbereich. Ohne diese Grundlagen kann nicht überprüft werden, inwieweit das Grundverkehrsgesetz sein Ziel einer «möglichst breiten, sozialverträglichen und der Grösse des Landes entsprechenden Streuung des Grundeigentums» erreicht. Ohne aussagekräftige und aktuelle Informationen können Entwicklungen nur sehr eingeschränkt beobachtet, geschweige denn adäquate Entscheidungen getroffen werden.