Im März 2023 war es endlich so weit, und die Sarganser Band The Beauty of Gemina rund um den Kreativkopf Michael Sele brach zur grossen «Skeleton Dreams»-Tournee auf.
Während der Pandemie hat Frontmann Michael Sele wenig neue Musik geschrieben, da ihn diese Zeit kaum motiviert habe, an neuen Klängen zu arbeiten. Dafür hat er die Geschichte seiner international erfolgreichen Band Revue passieren lassen und sie als Buch mit dem Titel «15 Jahre Hymnen an die Melancholie» publiziert.
Endlich wieder unterwegs
Wieder auf Tour zu gehen, fast wie vor Corona, sei ein grosses Privileg. «Nach dem Lockdown ist es ja nicht so, dass die Clubs automatisch wieder voll sind. Grossveranstaltungen laufen nach wie vor gut, doch in Bezug auf die kleineren Clubs ist immer noch eine gewisse Zurückhaltung da.» Ein spezielles Phänomen hat die charismatische Musiklegende im Herbst in Deutschland erlebt. «Dort gibt es viele dieser sogenannten lost tickets, das bedeutet, dass Leute die Tickets zwar erwerben, aber nachher trotzdem nicht auftauchen. In diese Kategorie fallen teilweise in Deutschland bis zu 30 Prozent. Wir sind zwar glücklicherweise von dem verschont geblieben, aber eine gewisse Unsicherheit spürt man immer noch.»
Zu Hause in der Nische
In ihrer Karriere hat die Band The Beauty of Gemina über 25 Länder bereist und auch die über 35’000 Follower auf Facebook zeigen, dass Michael Sele und seine Jungs mit ihrem Sound einen Nerv treffen, auch wenn sie nicht jeden Tag im Radio zu hören sind. Ihr Publikum sei einfach recht breit auf der ganzen Welt verstreut, erklärt Sele. «Vieles läuft in den alternativen und Indie-Kreisen über Mund-zu-Mund-Propaganda oder über Social Media. Das Schöne ist: Egal wo wir hinreisen, es findet sich immer eine Gruppe von Menschen, die Freude an unserer Musik haben. Ich denke, wenn wir die alle einmal zusammenbringen könnten, gäbe es ein riesiges Publikum. Geheimtipp ist sicher der falsche Ausdruck, doch es gibt auch heute immer wieder neue Leute, die uns erst jetzt entdecken.» Sicher hilfreich für den Einstieg in ihr Werk sei das Buch «15 Jahre Hymnen an die Melancholie», welches der Liechtensteiner während der Coronazeit geschrieben hat.
15 Jahre Musikgeschichte
Das Buch, welches fast zeitgleich mit dem Lyricsbuch erschienen ist, zeigt den ganzen Weg der Formation von der ersten Single «Suicide Landscape» aus dem Jahr 2006 über Auftritte an bekannten Festivals wie dem Greenfield, dem Mera Luna oder andern bis hin zu Konzerten als Vorgruppe von grossen Acts wie Smashing Pumpkins oder Unheilig. Doch bei der ganzen Euphorie und den Erfolgen thematisiert Michael Sele darin auch die Brüche. «Das Buch ist nicht von einem Label aus entstanden, obwohl es durchaus auch Angebote gegeben hat.» Hätte er es nicht selber in die Hand genommen, wäre es in der Biografie wahrscheinlich mehr darum gegangen, Interviews, Konzerte und Chartplatzierungen aufzulisten, was ihm zuwider sei. «Einfach nur das Auflisten von Zahlen mag ich gar nicht. Mein Ansatz war es, zu erzählen und junge Musiker zu inspirieren. Es war schön, nochmals aufzuzeigen, was es heisst, so einen Weg zu gehen. Man startet ja mit ein paar Songs, einem ersten Album, und dann geht die Reise los. Da hat man Höhen und Tiefen, und genau über das wollte ich auch im Buch schreiben. In der Band sind am Schluss über 30 verschiedene Musiker, die im Verlauf der Zeit mit dabei gewesen sind. Das wollte ich auch erklären, warum das so passiert ist. Ausserdem war es mir wichtig, den Fans zu zeigen, warum ich mich stilistisch immer wieder verändert habe.» Das Privatleben des Familienvaters bleibt im Buch unberührt. «Fans und Leute, die mich kennen, wissen, dass ich es nicht verstecke, aber ich gehe mit meinem Privatleben auch nicht hausieren. Natürlich hätte ich mehr Likes, wenn ich Fotos von meinen Kindern posten würde, als wenn ich sage, jetzt kommt eine neue Single, weil die Leute das halt gerne haben.» Er habe dafür Dinge, die relevant für sein Songschreiben gewesen seien, ins Buch einfliessen lassen. «Zäsuren im Leben, wie meine Herzoperation, habe ich schon reingenommen.» Wer im Buch «15 Jahre Hymnen an die Melancholie» nun aber nach Abrechnungen mit ehemaligen Musikern sucht, wird enttäuscht werden, denn über seine The Beauty of Gemina-Exmitmusiker hat sich Sele in seinem Buch nicht negativ ausgelassen. «Respektvolle Kommunikation liegt mir eben mehr als irgendwelches Herziehen über Wegbegleiter.» Diese Haltung und der Fokus auf die Musik machen die Biografie von Michael Sele sehr kurzweilig und spannend. Seine Zeilen motivieren, denn sein Weg zeigt auf, dass es für jede Person eine Nische gibt, wenn die- oder derjenige dazu bereit ist, sein ganzes Herz in die Waagschale zu werfen.
Buchverkauf «15 Jahre Hymnen an die Melancholie»
Michael Sele hat in der Pandemie wenig neue Musik geschrieben, dafür hat er die Geschichte seiner international erfolgreichen Band Revue passieren lassen und sie als Buch mit dem Titel «15 Jahre Hymnen an die Melancholie» publiziert.
Das Buch kann bestellt werden unter: thebeautyofgemina.com