Identität – Leserbrief von Joe Schädler

 

Derweil die gemässigte Mitte darüber sinniert, was denn nun unsere Landesfarben sein könnten und warum auf amtlichen Dokumenten einmal blau rot, mit Krone, dann wieder ohne, dann wieder rot Gold, denn wieder das Wappen des Fürstenhauses prangt, vermeldet die Zeitung, dass die Krankenkasse bald zusammenbricht, nachdem sich die Zahl psychischer Erkrankungen explosionsartig vermehrt. Wen wundert das bei so wenig Bodenhaftung und Kenntnis unserer Scholle?

Höhepunkte flächendeckender Denkausfälle der jüngeren Geschichte dieses Landes waren ja, dass ein Deutscher Architekt, der noch nie etwas von Aristoteles, Rhetorik und dem Sinn des Parla – ments gehört hatte befand, die Volksvertreter sollen deshalb wie die Hühner an einem runden Tisch sitzen, damit sein Bau zum Kunstwerk würde. Wie man aber hört, haben aber auch die vielen Millionen Ziegel in Vaduz dem Mann kein Glück beschert. Uns ja auch nicht.

Ein weiter Synapseninfarkt war, wie man jenem Grafiker zujubelte und ihm reichlich Taler in den Hintern steckte, welcher erklärte, man könne aus den Landesfarben Blau, Rot und dem Gold der Krone keinen Staat machen und daraufhin alle drei Farben mit einem Stecken in einem Kübel verrührt. Die daraus entstandene Farbe Aubergine entfesselte damals das Herzblut der Regierung dermassen, dass sie mit einer ganzen Delegation nach London flog, um dort ein Taxi mit der Mischung unserer neuen Identität zu lackieren.

Nachdem aber die genaue Herkunft der Landesfarben blau-rot nicht endgültig geklärt ist und einzig Vermutungen darüber die Geschichtsbücher füllen, erhebt sich ja ohnehin die Frage, wer sind wir denn nun eigentlich? Denn bis auf die verbriefte Geschichte der freien Walser, die diesem Land die Basis für Fleiss, Ausdauer und den richtigen Glauben an Gott brachten, scheint der Rest bis heute zerrüttet und noch nicht gefestigt, wie die Eintrittsgutscheine in die Psychiatrie vermuten lassen, auch wenn der Regierungschef verkündet, uns gehe es doch wirklich ausgezeichnet. Joe Schädler, Bendern