Ein Film für’s Volk – Geschichte und Geschichten zum Zollanschlussvertrag

Filmemacher Klaus Schädler im Interview mit Gregor Meier

Am kommenden Sonntag, den 26. März feiert der Dokumentarfilm «Geschichte und Geschichten zum Zollanschlussvertrag Schweiz-Liechtenstein», der neue Film von Dr. Walter Matt und Klaus Schädler im Alten Kino in Vaduz Premiere.

Der Landesspiegel hatte die Ehre, im Vorfeld mit Filmemacher Klaus Schädler über die Entstehung des Films zu sprechen und einen Einblick in das spannende Werk zu bekommen. Entstanden ist die Idee für den Film aufgrund der Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich des 100-Jahre-Jubiläums der Liechtensteinischen Verfassung 2021. Aus Sicht der Filmemacher kamen damals die Protagonisten, Franz-Josef Schlegel (Schlegel-Sepp), Peter Kaiser und Dr. Wilhelm Beck viel zu kurz. Da sie ähnliches beim Jubiläum des ZollvertragsJubiläums im Jahr 2023 befürchteten, beschlossen sie, einen eigenen Film dazu zu machen, und es sollte ein Film fürs «Volk» werden.

«Walter Matt hat ein unglaubliches Wissen, von dem ich als Filmemacher enorm profitieren konnte», lobt Schädler die Zusammenarbeit mit dem Drehbuchautor. Es war eine unglaubliche Herausforderung, aus dem zur Verfügung stehenden Material einen spannenden Film zu machen. Damals hat man nicht gefilmt. Es gibt nur einige wenige Fotos und viele Protokolle, die die trockene Materie des Zollanschlussvertrags behandeln.

Doch wenn man sich diese im Detail anschaut, die Filmemacher waren dazu im im Archiv und auch im Microfilmarchiv des Liechtensteiner Landesmuseums. Dort entdeckt man die spannende Geschichte, die sich hinter diesem Vertrag, der über vier Jahre in mühevoller Kleinarbeit und gegen Widerstände auf beiden Seiten des Rheins, ausgehandelt wurde.

Viele spannende Zitate von Bundesräten, von Bundesbeamten und Diplomaten sind dabei zu Tage gekommen. 450 Stunden, oder noch mehr, hat er für den Film investiert, so Schädler. Und auch Walter Matt hat hunderte Stunden für den Film aufgewendet. Vier Sprecher haben mitgewirkt. Zwei aus Liechtenstein und je einer aus der Schweiz und aus Österreich. Die musikalische Umrahmung verleiht dem Film den passendenCharme. Da ist die Vorfreude auf die Premiere natürlich riesengross.

Über den Film
Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie Österreich-Ungarn stand das Fürstentum Liechtenstein vor einem Scherbenhaufen. Gerade die jungen Leute können sich kaum vorstellen, wie das Leben damals war und wie arm das kleine Land. Das gesamte Kronenvermögen wurde wertlos. Liechtenstein stand alleine da. Weder Teil des neuen Österreichs, noch Mitglied der Schweizer Eidgenossenschaft. Eigene Grenzen mussten geschaffen und kontrolliert werden.

Dazu wurden auch Zöllner engagiert, die noch nie etwas von Zoll gehört haben. Nicht einmal Geld für Uniformen war da – gerade einmal Mützen konnte man sich leisten. Auch die Besoldung war dürftig. Trotzdem gab es viele Bewerber, denn Arbeit gab es kaum.

Zwanzig Kronen – Bis zum Ersten Weltkrieg offizielles Zahlungsmittel in Liechtenstein

Zur Schweiz oder zu Österreich – viele konnten sich eine Eigenständigkeit Liechtensteins nicht vorstellen
Ein Zustand, der nicht auf Dauer haltbar war. Das Land war tief gespalten. Die Oberländer sahen die Zukunft Liechtensteins mit der Schweiz. Sie orientierten sich nach Bern. Die Unterländer hingegen hatten Alpen in Österreich und Verbindungen nach Feldkirch, weshalb sie für Liechtenstein lieber einen Zoll-Anschluss an Österreich gesehen hätten.

Die Verhandlungen mit dem Schweizer Bundesrat waren für die Abgesandten des Fürsten, Prinz Eduard und Landesverweser Prinz Karl, recht schwierig. Die Bundesräte taten sich mit den Adeligen sichtlich schwer. Vor allem Dr. Wilhelm Beck und Prof. Dr. Emil Beck ist es zu verdanken, die tiefe Verbindungen zur Schweiz hatten. Die vier Jahre dauernden Verhandlungen waren nicht leicht. Es gab viel Widerstand auf beiden Seiten. In der Schweiz kam dieser hauptsächlich aus Buchs. Dort war der Bahnhof und der Zoll. Die protestantischen Eidgenossen befürchteten, dass die Zöllner im katholischen Liechtenstein verdorben werden würden. Auch viele Liechtensteiner fürchteten sich vor den protestantischen Zöllnern.

Das Wissen über das kleine Land war gering.
Der Schmuggel war seinerzeit ein wichtiger Faktor in Liechtensteins Bevölkerung. Sowohl die Schweiz als auch Österreich weigerten sich, bestimmte Güter in das Fürstentum zu liefern. So herrschte bei vielen Eidgenossen die Meinung, dass die Liechtensteiner eh nur alles Schmugglers wären. Die Begehung der Liechtensteiner Grenzen durch eine Berner-Kommission brachte schliesslich die entscheidende Wendung. Einige waren erstaunt, so lässt es sich den Protokollen entnehmen, dass man in Liechtenstein gar keinen Dolmetscher benötigt hat. Der Protokollschreiber lobte die Begehung als schönste, die er je erleben durfte.

Schliesslich wurde am 29.3.1923 der Zollanschlussvertrag unterschrieben. Erleben Sie diese spannende Geschichte in Wort und Bild bei der kostenlosen Filmvorführung im Alten Kino in Vaduz.

Sonntagabend, 26. März, 17.00 Uhr.

Neben der Aufführung am Sonntag um 17:00 Uhr im Alten Kino läuft der Film zu folgenden Zeiten im 1FL-TV:

  • Mittwoch, 29. März, 20:00 Uhr
  • Freitag, 31. März 20:00 Uhr
  • Sonntag, 2. April 14:00 Uhr