Forumsbeitrag der Fraktion
der Freien Liste
Passend zum Geburtstag «verschenkt» der Staat zur Volljährigkeit eine Menge an neuen Rechten und Pflichten. Und wie es mit «Geschenken» halt manchmal so ist — über die einen freut man sich riesig, während man bei den anderen nicht so richtig weiss, was damit anzufangen. Mit achtzehn darf man beispielsweise wählen, sich für ein politisches Amt aufstellen lassen, Verträge abschliessen und Schnaps trinken. Man muss aber auch AHV, IV und Steuern bezahlen, eine Steuererklärung ausfüllen und kann mit dem Erwachsenen-strafrecht belangt werden. Neben der grossen Freude über die neugewonnene Unabhängigkeit kann die damit einhergehende Verantwortung für administrative Angelegenheiten schon mal überfordernd wirken. Es ist darum nicht zuletzt auch Aufgabe der Politik, dass wir das Auspacken der genannten «Geschenke» begleiten, fragende Blicke abfangen und aufzeigen, wieso man mit achtzehn genau diese Rechte und Pflichten «geschenkt» bekommt.
Wer zum Zeitpunkt des 18. Geburtstags in Liechtenstein wohnhaft ist, bekommt die «Geschenke». Einzig das aktive- und passive Wahlrecht bleibt nur den liechtensteinischen Staatsangehörigen vorbehalten. Junge Erwachsene, die hier ihre Volljährigkeit feiern, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Familie, Freund*innen, einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz — also den eigenen Lebensmittelpunkt — in Liechtenstein. Es sind junge Menschen, die unsere Gesellschaft massgeblich mitformen, heute und in Zukunft. Wir sollten ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, die neuen Rechte zelebrieren und die Pflichten erklären. Ausserdem sollten wir sie dazu ermutigen, das gesellschaftliche Leben in Liechtenstein mitzugestalten, ihre Anliegen kundzutun und sich aktiv für diese einzusetzen. Denn Politik beginnt hier, nicht erst an der Urne.
Die Jungbürger*innenfeier bietet eine gute Gelegenheit, das zu tun. Die Rechte und Pflichten der Volljährigkeit betreffen alle jungen Erwachsenen in Liechtenstein, ganz unabhängig von der jeweiligen Nationalität. Es sollte deshalb eine Selbstverständlichkeit sein, ausnahmslos alle Volljährigen dazu einzuladen, wenn wir gemeinsam einen ersten Blick auf diese «Geschenke» werfen.