Pest bis Corona: Wie die Menschheit gegen Seuchen kämpft

Spanische Grippe 1918 – 1920. Krankenschwestern des US-amerikanischen Roten Kreuzes in einer Notfallambulanz in Washington D.C..Foto, 1918, digital koloriert. Bild: Wikipedia.

Die Corona-Pandemie scheint sich langsam dem Ende entgegenzuneigen, um eines Tages vielleicht ganz zu verschwinden. So jedenfalls ist die Hoffnung der Menschheit, die in den vergangenen Jahrhunderten mit vielen Seuchen zu kämpfen hatte.

Millionen Menschen starben an Pest, Cholera, Spanischer Grippe und weiteren Seuchen. Und Massnahmen, mit denen wir heute das Coronavirus bekämpfen, wurden schon vor Jahrhunderten zur Anwendung gebracht. In Liechtenstein fielen 1918 total 36 Personen der Spanischen Grippe zum Opfer. Und bei der Corona-Pandemie sind in den letzten zwei Jahren (bis 15. Februar 2022) 75 Personen an diesem Virus gestorben. 

Als Inbegriff der Seuche gilt die Pest, die im 14. Jahrhundert in Europa wütete und innerhalb weniger Jahre mindestens 20 Millionen Menschen dahinraffte. Der Schwarze Tod war eine der schwersten Pandemien, gegen die es lange kein Mittel gab. Und was die Ursache betrifft, die zum Ausbruch der Infektionskrankheit geführt hatte, tappten Mediziner viele Jahrhunderte im Dunkeln.

Schwarzer Tod: Jahrhundertelanger Kampf gegen die Pest
Zwar versuchten Menschen schon damals, sich mit Tüchern und Ärzte mit Masken vor dem Mund zu schützen – beides blieb jedoch ohne Wirkung. In Marseille schirmten sich Pestärzte Anfang des 18. Jahrhunderts – als die Beulenpest in Europa abermals ordentlich wütete – mit langen Lederkleidern, Handschuhen und Gesichtsmasken mit Schnabel ab. Mit Gewürzen und Kräutern in Räucherpfannen, Essigwasser-Waschungen und dem Abbrennen ganzer Städte versuchten die Menschen, der ihnen unbekannten Seuche Herr zu werden.

Yersin entdeckt während dritter Pandemie den Pest-Erreger
Doch erst Ende 1894, zu Beginn der dritten Pestpandemie, entdeckte der Schweizer Arzt und Biologe Alexandre Yersin den Pest-Erreger – das nach ihm benannte Bakterium Yersinia pestis. Und erst 1942 kam mit dem Wirkstoff Penicillin, entdeckt vom Briten Alexander Fleming, das erste Antibiotikum gegen Bakterien auf den Markt. Da griff mitten im Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) bereits der nächste – und vorerst letzte – Ausbruch in Europa um sich. Pandemische Ausmasse verursacht der Pest-Erreger heute nicht mehr, doch noch immer sterben Menschen, vor allem in Afrika und Asien, daran.

Quarantäne im Mittelalter: Italien ist Vorreiter
Doch zurück ins Mittelalter, denn die Italiener verhielten sich damals vorbildlich in Sachen Seuchenbekämpung: Im Kampf gegen die Pest führten sie die Methode des Abriegelns ein. 1374 durften die Menschen in die Stadt Reggio nell’Emilia weder hinein noch heraus. So wie es die Chinesen in den letzten zwei Jahren mit ihren Städten gemacht haben. In Venedig stellten die Regierenden einen «pass a porto» aus: Mit diesem Ausweis glang es, den Verkehr von Personen und Waren zu kontrollieren. Pestverdächtige Ankömmlinge und Schiffe mussten in Quarantäne. 

Statistik schon vor Jahrhunderten angewandt
Die Italiener waren es auch, die statistisch dachten und die Todesopfer zählten. So konnten sie Rückschlüsse ziehen, ob es sich bei einem Krankheitsausbruch lediglich um eine kurzfristige Anhäufung oder um eine Seuche handelte. Dieses Verfahren gilt bis heute als Standard – auch wenn es darum geht, die Wirksamkeit von Massnahmen zur Seuchenbekämpfung zu beurteilen.

Im Mittelalter entstanden nach Italien auch im Norden Deutschlands erste Pesthäuser, um Erkrankte zu isolieren: 1473 in Braunschweig und 1495 in Celle. Darüber hinaus durften Pestkranke in Deutschland keinen Kontakt zu anderen Menschen haben. Auch Gesunden war es phasenweise verboten, in Kirchen, auf Märkte und auf Feste zu gehen. Das erste Gesetz zur Seuchenbekämpfung entstand 1400 im damals zum Deutschen Reich gehörenden Basel. Es sah unter anderem vor, dass Händler, die mit dem Pest-Erreger oder anderen ansteckenden Krankheiten infiziert waren, keine Nahrungsmittel verkaufen durften.

Diese Formen der Seuchenkontrolle gelten als beispielhaft in der Medizingeschichte und finden bis heute Anwendung, wie zum Beispiel in der Abschottung ganzer Viertel, Städte, Regionen und Länder zu Beginn der Corona-Pandemie. Anfang des Jahres 2020 riegelten die Chinesen wegen der massiven Ausbreitung von Infektionen mit Covid-19 die Stadt Wuhan und die angrenzende Region Hubei ab. Rund elf Millionen Bürger lebten über Wochen in Quarantäne, in Rekordzeit entstanden dort zwei Krankenhäuser mit rund 1000 Betten für mit dem Coronavirus Infizierte.

Spanische Grippe verbreitet sich im Ersten Weltkrieg
Mit infizierten US-Soldaten, die im Ersten Weltkrieg gegen die Deutschen kämpften, kam im Sommer 1918 die Spanische Grippe nach Europa. Insgesamt starben weltweit geschätzt mehr als 50 Millionen Menschen an der Spanischen Grippe. Andere Quellen sprechen sogar von bis zu 100 Millionen Grippetoten. Auch damals versuchten die Verantwortlichen, die Infektion unter anderem mit geschlossenen Schulen, Theatern und Kinos einzudämmen. Mediziner gaben Hygienetipps und rieten dazu, Menschenansammlungen zu meiden. In Liechtenstein starben von Oktober bis Dezember 1918 insgesamt 36 Menschen an der Spanischen Grippe.

Millionen von Menschen mussten in den vergangenen Jahrhunderten wegen Seuchen wie Pest, Cholera, Spanischer Grippe und Corona sterben.

Impfstoff-Entwicklung gegen Covid-19 in Rekordzeit
Vor allem die Medizin forscht an immer besseren und schnelleren Verfahren. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie haben Wissenschaftler nicht nur Schnell- und Selbsttests entwickelt, sondern in einem Wettlauf gegen die Zeit in Rekordtempo auch wirksame Impfstoffe. Normalerweise dauert die Entwicklung eines neuen Impfstoffes mehrere Jahre. Im Fall des Coronavirus waren Forscher und Behörden deutlich schneller: Nach nicht einmal einem Jahr waren mehrere Vakzine gegen Covid-19 zugelassen und weltweit entsprechende Impfkampagnen durchgeführt worden.

Anfang des Jahres 2020 riegeln die Chinesen wegen der massiven Ausbreitung von Infektionen mit Covid-19 die Stadt Wuhan und die angrenzende Region Hubei ab. Rund elf Millionen Bürger leben über Wochen in Quarantäne. Geisterstadt: In Wuhan sind die Strassen während des Lockdowns Anfang 2020 fast menschenleer.

Herdenimmunität durch allgemeine Impfpflicht?
Die Impfkampagnen sind in vielen Ländern schleppend angelaufen, nun haben sie aber Impfquoten von weit über 80 Prozent erreicht. Allerdings ist die Zahl der Skeptiker und Impfgegner zu gross, als dass sich schnell eine Herdenimmunität aufbauen liesse. Erschwerend sind immer neue und hochansteckende Mutationen des Coronavirus wie die Delta- und die Omikron-Variante hinzugekommen, die in Kombination mit der fehlenden Immunität der Gesamtbevölkerung zu neuen Wellen geführt haben. 

Derzeit ist die hoch ansteckende Omikron-Variante am Abklingen. Glücklicherweise ist sie nicht so gefährlich wie die Delta-Variante. Bis auf wenige Ausnahmen sind in den allermeisten Ländern die Corona-Massnahmen aufgehoben worden. Dennoch raten Virologen und Ärzte zumindest, einen Mundschutz in öffentlichen Verkehrsmitteln zu tragen.


Quellen:
Norddeutscher Rundfunk, Geschichte
Dr. Rupert Quaderer, Bewegte Zeiten in Liechtenstein 1914 – 1926, Bd.1
Wikipedia